Boese - Horror
wieder zum Schwimmbad.«
»Das Schwimmbad ist heute geschlossen«, erinnerte Doug ihn freundlich.
»Ja«, sagte Hobie. Geistesabwesend schüttelte er den Kopf, als er über die Veranda ging und die Stufen hinunterstieg. »In letzter Zeit vergesse ich dauernd etwas.«
»Pass auf dich auf«, sagte Doug noch einmal, als sein Freund in seinen Wagen stieg. Trish kam auf die Veranda, stellte sich neben Doug und wischte sich die Hände an einem Geschirrtuch ab. Sie winkten beide, als Hobie zurücksetzte und auf die Straße einbog.
Hobie winkte nicht zurück.
24.
Doug und Trish gingen gemeinsam zum Briefkasten.
Es war merkwürdig, wie ein derart harmloses, unbelebtes Objekt aus verzinktem Blech innerhalb so kurzer Zeit einen solch bösartigen, bedrohlichen Charakter annehmen konnte. Sie gingen langsam über den knirschenden Kies, ernst und beklommen, als näherten sie sich einem Galgen oder einer Guillotine. Sie sagten nichts, hatten beinahe Angst, etwas zu sagen.
Der Morgenhimmel war bedeckt, ungewöhnlich für Ende Juni, und Doug fragte sich, ob der Regen dieses Jahr vielleicht früher kommen würde. Irgendwie beunruhigte ihn dieser Gedanke. Es war durchaus schon vorgekommen, ja nicht einmal ungewöhnlich, aber dass all die fremdartigen Ereignisse vielleicht sogar mit einer Veränderung des Wetters einhergingen, verlieh der ganzen Situation eine größere, kosmische Qualität. Normalerweise hätte Doug diesen Gedanken als verrückt abgetan, aber dies waren keine normalen Zeiten. Sowohl Trish als auch Billy waren in den letzten Tagen sehr verschlossen und wenig mitteilsam gewesen, Billy sogar ausgesprochen missmutig. Doug vermutete, dass die Jungen etwas gesehen hatten, auch wenn keiner von beiden es zugeben würde.
Das war Furcht erregend, fand Doug. Sie hatten als Familie immer alles miteinander geteilt, aber jetzt drifteten sie auseinander, wurden den anderen gegenüber zurückhaltender und verschlossener. Und er wusste nicht, was er dagegen tun sollte.
Sie erreichten den Briefkasten. Doug öffnete ihn, und Trish nahm die Umschläge heraus.
Es waren zwei Briefe, einer für jeden.
Trish blickte Doug fragend an und reichte ihm seinen Umschlag.
Doug riss ihn auf. Der Umschlag war leer.
Trishs Gesicht war angespannt, als sie ihren Umschlag öffnete. Bei ihr war ein Brief darin, und sie nahm ihn heraus und faltete ihn auseinander. Mit ausdruckslosem Gesicht überflog sie die Zeilen und blickte dann zu ihm auf. »Wer ist Michelle?«, fragte sie.
Doug war verwirrt. »Michelle?«
Sie gab ihm den Brief, und er las ihn. Nachdem er auf der Hälfte der Seite war, wusste er, um welche Michelle es ging. Michelle Brunner, eine alte Freundin vom College; die einzige Frau außer Trish, mit der er jemals etwas gehabt hatte, das man zu Recht als sexuelle Beziehung bezeichnen konnte. Als er weiterlas, wurde seine Miene düster. Der Brief erweckte den Anschein, als hätten er und Michelle jahrelang eine heiße Affäre gehabt und würden sich noch heute heimlich treffen, wann immer sie konnten. Dabei hatte Doug sie in Wirklichkeit seit seinem ersten Jahr im College nicht mehr gesehen - zwei Semester, bevor er Trish kennen gelernt hatte.
»Der Brief ist gefälscht«, sagte er und faltete ihn zusammen.
»Wer ist Michelle?«
»Michelle Brunner. Ich habe dir von ihr erzählt. Die Verrückte, du erinnerst dich?«
»Die Schlampe?«
Doug lächelte matt. »Ja, die.«
»Die schreibt dir immer noch?«
»Du weißt, wer das geschrieben hat«, entgegnete er, und sein Lächeln verschwand. »Michelle war es bestimmt nicht.«
Trish nickte müde. »Was sollen wir tun? Es wird immer schlimmer.«
»Wir müssen der Sache unbedingt einen Riegel vorschieben. Nach dem Frühstück rede ich mit Howard. Wenn ich ihn nicht dazu bringen kann, etwas zu unternehmen, rufe ich das Hauptpostamt in Phoenix an. Ich weiß gar nicht, warum ich das nicht schon gemacht habe. Ich hätte als Erstes da anrufen sollen. Ich hätte denen die Briefe schicken sollen, die wir am Clear Creek gefunden haben ...«
»Sie wären da nie angekommen.«
»Da hast du allerdings recht.«
»Und wie willst du denen alles erzählen? Glaubst du, sie glauben dir? Sie werden dich für einen Spinner halten.«
»Ich werde denen nicht alles erzählen. Aber ich werde ihnen von der Postverteilung berichten. Vielleicht versetzen die den Postboten dann.«
»Und wenn er nicht gehen will?«
Die Frage blieb unbeantwortet zwischen ihnen stehen.
»Komm«, sagte Doug. »Lass uns
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