Boese - Horror
frühstücken.«
Die Schlange vor dem Postamt war lang, die Kundschaft wütend. Doug überquerte langsam den Parkplatz. Die Leute in der Schlange sahen anders aus als gewöhnlich. Schäbiger, ungepflegter. Sie trugen nicht die gute Kleidung, die sie normalerweise anzogen, wenn sie in die Stadt gingen, sondern ältere, abgetragene Sachen - fleckige Maler-Overalls, Arbeitskleidung, löchrige Unterhemden. Auf den Armen und Gesichtern einiger Männer war Schmierfett, und nur wenige Frauen hatten sich die Mühe gemacht, ihr Haar zu kämmen oder auch nur die Lockenwickler herauszudrehen. Eine alte Frau trug einen Bademantel und Hausschuhe.
Selbst von hier konnte Doug den bedrohlichen Unterton aus dem Gemurmel der Menge heraushören. Die Leute in der Schlange plauderten nicht über Sport, das Wetter oder den neuesten Klatsch im Ort. Sie teilten auch keine Beschwerden oder Probleme miteinander. Sie machten ihrem Zorn Luft, indem sie immer wieder dieselben Ereignisse erzählten, was ihre Wut weiter anheizte. Sie sprachen von gekündigten Versicherungen, von angedrohten Prozessen wegen unbezahlter Rechnungen, von Problemen, die durch die Post verursacht worden waren.
Anstatt sich vor dem Postamt in die Schlange zu stellen, ging Doug durch die zweite der Doppeltüren ins Gebäude. Er blickte sich um. Es hatte sich einiges verändert, seit er zuletzt hier gewesen war. Alles erschien ihm dunkler, schmutziger. Die Vorhänge vor den Fenstern waren zugezogen, und eine der Leuchtstoffröhren war durchgebrannt. Der Verdunstungskühler war wieder abgeschaltet; der Raum war wie eine Sauna, in der sich die schwüle Luft vor dem Gewitter mit dem säuerlichen Geruch von Schweiß und Atemluft mischte. Doug fiel auf, dass an den Wänden andere Plakate hingen. Das Briefmarkenposter mit dem »Love«-Motiv, das seit ewigen Zeiten über dem Tisch mit den Formularen gehangen hatte, war durch ein Poster für eine neue Fünfzig-Cent-Gedenkmarke mit einem makabren Motiv verdrängt worden. Das Plakat, weiß vor schwarzem Hintergrund, zeigte eine große Guillotine, deren Metallschneide glänzte, während sich Horden von boshaft aussehenden Gestalten um sie drängten. An der Seitenwand, an der Howard traditionell Anzeigen für neu erscheinende Briefmarken mit Berühmtheiten aufgehängt hatte, hing ein großes Poster mit einer Hitler-Briefmarke; daneben eine Sondermarke mit dem wahnsinnigen Gesicht von Charles Manson.
Hinter dem Schalter stand der Postbote. Sein rotes Haar leuchtete im halbdunklen Raum.
Dougs Nackenhaare stellten sich auf, doch er weigerte sich, dem Postboten seine Angst zu zeigen. Er ging bis zum Schalter vor. »Ich möchte mit Howard sprechen«, sagte er so bestimmt, wie er konnte.
Der Postbote sah ihn kalt an. »Ich bediene gerade jemand anderen. Warten Sie bitte, bis Sie an der Reihe sind ...«
»Sagen Sie mir einfach, ob Howard da ist oder nicht.«
»Sie müssen warten, bis Sie dran sind.«
»Ja«, riefen mehrere Leute in der Schlange.
»Er ist nicht da«, sagte ein Mann in der Schlange. »Ich habe gehört, wie Mr. Smith zu jemandem gesagt hat, dass Howard nicht da ist.«
Doug drehte sich um und schaute den Sprecher an. Es war ein Mann, den er nicht kannte, ein kleiner, schüchtern wirkender Bursche, der zwischen einer mürrischen Frau und einem Teenager mit ausdruckslosem Gesicht eingezwängt war. Der Mann war es offensichtlich nicht gewohnt, laut seine Meinung zu äußern, denn er hatte die verschüchterte Miene der ständig Ängstlichen, doch nun lag in seinem Gesicht Entschlossenheit, und er blickte Doug beinahe mit Heldenmut an. Der Mann war ein Verbündeter im Kampf gegen die Tyrannei des Postboten.
»Ich danke Ihnen«, sagte Doug.
Der kleine Mann grinste. »Kein Problem.«
Der Postbote bediente wieder den Kunden in der Schlange und tat so, als wäre nichts geschehen. Doug verließ das Gebäude durch dieselbe Tür, durch die er gekommen war. Er überquerte den kleinen Parkplatz und nahm die Autoschlüssel aus der Tasche. Er würde zu Howard fahren und mit ihm sprechen. Für Doug war nun offensichtlich, dass der Postchef Angst vor seinem Untergebenen hatte, wie alle anderen auch. Aber vielleicht konnte Doug ihn dennoch überreden, etwas zu unternehmen. Es musste etwas getan werden.
Doug öffnete die Wagentür und stieg ein. Von draußen hatte er es nicht bemerkt, aber nun sah er, dass seine Windschutzscheibe voller Spucke war. Der Speichel lief das Glas herunter. Wer hatte das getan? Doug schaute zu der Schlange
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