Boese - Horror
musterte. Trish verliebte sich in einen Druck von Dan Namingha, den sie in einer der Galerien entdeckt hatte, und während sie und Billy weitergingen, kehrte Doug unter dem Vorwand zurück, zur Toilette zu gehen, kaufte den Druck und versteckte ihn unter einer Decke hinten im Wagen.
Wie Trish es versprochen hatte, aßen sie im offenen Patio des kleinen mexikanischen Restaurants zu Mittag und lauschten dabei dem Murmeln des Bachs. Ihr Blick wurde durch die Bäume und die Wände des Hofes begrenzt, aber sie konnten immer noch Hügel aus rotem Sandstein sehen, deren Farbe durch den Kontrast mit dem grünen Laub noch leuchtender wirkte.
Es war ein entspannendes Mittagessen; für eine Weile konnte Doug beinahe die Post vergessen und alles, was in letzter Zeit in Willis passiert war. Dann kam ein Kurier in blauer Uniform vorbei, die braune Tasche um die Schulter gehängt, und übergab dem Mädchen hinter der Kasse einen Stapel Umschläge. Der Postbote lächelte das Mädchen an, ganz normal und freundlich, doch für Doug war die Stimmung verdorben, und als er sein Chili Relleno aß, beobachtete er, wie der Postbote seine Runde durch alle Läden machte.
Die Heimfahrt war ereignislos. Billy schlief auf dem Rücksitz, während Doug und Trish die vorbeiziehende Landschaft betrachteten und einer alten Kassette mit Musik von Emerson, Lake & Palmer lauschten. Kurz nach vier Uhr passierten sie das grüne Schild, das die Stadtgrenze von Willis markierte. Doug fuhr an Henrys Autowerkstatt und dem Maklerbüro Ponderosa Realty Office vorbei, doch gleich hinter der Texaco-Tankstelle wurde die Straße von zwei Streifenwagen mit flackerndem Blaulicht versperrt. Neben jedem Wagen stand ein einzelner Polizist, zusammen mit einer Gruppe von Autofahrern, denen es nicht erlaubt worden war, an der Sperre vorbeizufahren. In der Nähe lief eine Reihe von Anwohnern herum. Am Rand der Menschenmenge entdeckte Doug die braune Uniform eines Mitarbeiters des Sheriffs.
Er hielt hinter einem verbeulten Jeep und sagte zu Trish und Billy, dass sie im Wagen warten sollten, während er ausstieg, um nachzuforschen, was los war. Als er sich der improvisierten Barrikade näherte, bemerkte er, dass einer der Polizisten Mike Trenton war. Rasch ging er zu dem jungen Cop hinüber. »Mike, was ist passiert?«
»Bitte bleiben Sie zurück, Mr. Albin. Wir können Sie nicht durchlassen.«
»Aber was ist denn passiert?«
»Ben Stockley ist durchgedreht. Vor ungefähr einer Stunde hat er eine Pistole genommen, ist in die Bank gegangen und hat um sich geschossen.«
»Mein Gott.« Doug atmete schwer. »Wurde jemand verletzt?«
Das Gesicht des Officers war blass und angespannt. »Vierzehn Personen sind tot, Mr. Albin.«
23.
Die Morde machten im ganzen Land Schlagzeilen. Alle drei Fernsehsender aus Phoenix schickten Übertragungswagen und Reporter nach Willis, und ihre Berichte wurden von den landesweiten Nachrichtensendungen am Abend übernommen. Channel 12 schien die beste Berichterstattung zu haben, und bevor Doug zu Bett ging, sah er sich noch einmal an, wie das Teleobjektiv des Kameramanns den weißen Mündungsblitz von Stockleys Waffe hinter dem Rauchglasfenster der Bank einfing, genau in dem Augenblick, in dem der Herausgeber sich selbst tötete. Der Selbstmord hatte live während der Fünf-Uhr-Nachrichten stattgefunden, und sogar dem Reporter hatte es die Stimme verschlagen, als der Schuss mit grimmiger Endgültigkeit widerhallte. Doug hatte sofort gewusst, dass Stockley tot war. Nun beobachtete er mit immer verschwommenerem Blick, wie die verbliebenen Geiseln aus dem Gebäude liefen und die Polizei hineinstürmte.
Als die Werbung kam, weinte er hemmungslos.
Er und Stockley waren nicht gerade Freunde gewesen, aber sie waren mehr als nur Bekannte, und Stockleys Tod hatte Doug tief getroffen. Er hatte den Herausgeber respektiert. Und er hatte ihn gemocht. Es war merkwürdig, dies alles im Fernsehen zu beobachten - Orte, die er kannte, Menschen, die er kannte - und in solch distanzierter und unpersönlicher Form zu sehen. Es deprimierte ihn zutiefst.
Doug schaltete den Fernseher aus und ging durch den Flur zum Schlafzimmer, wo Trish bereits leise schnarchte.
In einem Update, in dem gezeigt wurde, wie Stockleys zugedeckter Leichnam über den Parkplatz der Bank zu einem Rettungswagen gerollt wurde, sagte der Nachrichtensprecher, dass im Schreibtisch des Herausgebers eine Reihe von Briefen gefunden worden sei, von denen die Polizei annahm, dass sie ihnen
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