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Boese Maedchen sterben nicht

Boese Maedchen sterben nicht

Titel: Boese Maedchen sterben nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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wegzuschleichen.«
    Das Geräusch des tosenden Feuers in meiner Erinnerung vermischte sich mit dem Dröhnen des Motors. Ich unterdrückte einen Schauder, als ich mich Tammy zuwandte. In ihrem Blick lag eine neue Entschlossenheit, die mich ahnen ließ, dass meine Einmischung eher das Gegenteil von dem bewirkt hatte, was ich eigentlich wollte. Sie wollte ihre Freiheit. Sie wollte ihre eigenen Entscheidungen treffen. Und eigene Entscheidungen zu treffen bedeutete für sie ganz klar, das Gegenteil von dem zu tun, was ihre Eltern für richtig hielten. Ich würde sie ja als Närrin bezeichnen, aber ich war schließlich mal genauso gewesen. Und dann war ich bei dem Versuch, allen zu beweisen, wie erwachsen ich doch war, gestorben.
    Sie starrten mich noch immer an. Vielleicht wäre jetzt ein kleiner Strategiewechsel angesagt.
    »Hör zu, ich will ja nur sagen, dass Sachen manchmal auch schiefgehen können«, sagte ich. »Was ist, wenn deinem kleinen Bruder was passiert? Wenn ein Einbrecher kommt oder das Haus abbrennt? Dann wäre er ganz allein!«
    Jennifer ließ sich in ihren Sitz zurückfallen. »In diesem Kaff? Soll das ein Witz sein? Hier passiert nie irgendwas. Und jetzt kümmre dich gefälligst um deinen eigenen Kram.«
    Nakita griff nach ihrem Amulett und ich trat ihr sanft vors Schienbein. Sie starrte mich an und ihr Blick schien »Ich hab’s dir ja gesagt!« zu schreien.
    Ich kochte vor Wut. Keine Ahnung, wie das überhaupt möglich war, denn schließlich war ich ja tot und hatte eigentlich gar keinen Körper, aber mir war definitiv warm. Verwirrt drehte ich mich wieder nach vorn, doch ich konnte die Blicke noch immer in meinem Nacken spüren.
    Ich brachte es nicht über mich, Nakita anzusehen. Ich wollte nicht, dass sie recht behielt. Es kam jedenfalls nicht infrage, dass ich die nächsten tausend Jahre damit zubrachte, Mörderengel auszusenden, die Menschen töteten, um ihre Seelen zu retten. Als der Bus anhielt, stand ich auf.
    Nakita tat es mir nach. »Steigen wir hier aus? Aber was ist mit… ihr?«
    Ich blickte starr nach vorn, wo bereits drei andere Schüler an der Tür standen. »Tammy wird bis heute Abend nichts passieren. Und wir müssen hier raus, bevor ich Jennifer mein Amulett in den Rachen ramme.« Ich drehte mich zu Nakita um, die mir noch immer nicht auf den Gang gefolgt war. »Jetzt komm endlich. Wir wissen doch, wo sie wohnt. Oder zumindest Barnabas.«
    Nakita nickte und ging hinter mir her nach vorne. »Steigen wir aus?«, fragte Josh, als ich ihn an der Schulter berührte. Dann griff er sofort nach seiner Sporttasche und stand auf.
    Aus dem hinteren Teil des Busses höhnte Jennifer mit übertriebener Piepsstimme: »Gehst du jetzt nach Hause mit deinen Puppen spielen?«
    Josh blinzelte, als er meine zusammengepressten Lippen und geröteten Wangen sah. »Oha. Zeit zu gehen, ich seh schon.«
    »Bevor Madison noch spontan lernt, ihr Amulett zu benutzen, und das falsche Mädchen senst«, fügte Nakita hinzu, die sich offenbar köstlich amüsierte.
    »Ich glaub’s einfach nicht, dass ich grad so drauflos gelabert habe!«, schimpfte ich mit mir selbst. »Wie kann man nur so blöd sein?«
    »Ist wohl nicht so gut gelaufen, was?«, fragte Josh , der hinter Nakita in der Schlange stand, und wir stiegen alle drei aus.
    »Vorsichtig ausgedrückt«, erwiderte ich. Die Hände in die Hüften gestemmt starrte ich vom Bürgersteig aus zu den Fenstern des Busses hoch, Tammy sah zu mir heraus, während Jennifer in Engelspose gen Himmel blickte. Ich war stinksauer, dass sie mich auslachten, besonders weil Josh dabei zusah.
    Nakita und Josh stellten sich neben mich und ich hielt die Luft an, als der Bus wieder losfuhr. Die drei Schüler, die mit uns ausgestiegen waren, warfen uns neugierige Blicke zu, bevor sie sich auf den Weg die Straße hinunter machten.
    »Madison?«, fragte Josh und ich stieß die Luft wieder aus.
    »Alles okay«, beteuerte ich und versuchte, meinen Ärger hinunterzuschlucken. Das hatte ich ja mal vortrefflich in den Sand gesetzt, aber immerhin war das hier ja auch erst meine zweite Vollstreckung, »Wir wissen, wer sie ist und was sie heute Abend vorhat. Das ist schon mal mehr als noch vor zehn Minuten.« Ich sah auf meine Uhr und war überrascht, dass tatsächlich nicht mehr Zeit vergangen war. »Barnabas ist wahrscheinlich nur ein paar Häuser weiter«, vermutete ich, vergrub die Hände in den Taschen und marschierte los in die Richtung, in die der Bus verschwunden war. »Wie wär’s mit

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