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Boese Maedchen sterben nicht

Boese Maedchen sterben nicht

Titel: Boese Maedchen sterben nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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davon überzeugen kann, dass diese überstürzten Vollstreckungen gar nicht nötig sind, um die Seele eines Menschen zu retten dann bleibe ich bestimmt nicht hier und hetze den Leuten Todesenge] auf den Hals, nur weil sie zu traurig sind oder zu ängstlich oder einfach bloß zu dumm, um Freude an ihrem Leben zu finden.«
    Barnabas sah aus dem Fenster, während er sich sein Basecap aufsetzte und tief ins Gesicht zog. »Du wolltest wissen, was mit ihr los ist. Jetzt weißt du’s.«
    Seine Stimme klang ungewohnt gleichgültig und ich zog die Stirn kraus. »Du glaubst mir also auch nicht, dass ich lieber hier bei euch bleiben würde?« Ich knurrte die Worte beinahe und knüllte Joshs Cookiepapier zusammen. »Ich versuche doch alles, damit es funktioniert!«
    »Sie auch.« Barnabas beugte sich vor. »Sie ist noch nicht so lange auf der Erde wie ich. Sie hat noch keine Ahnung vom freien Willen der Menschen und der Zerbrechlichkeit eurer Träume und der Kraft von Glaube und Hoffnung. Engel sehen alles in Schwarz-Weiß, die Welt der Menschen aber ist kunterbunt. Denk einfach mal darüber nach, was du von ihr verlangst. Ihr geht es nur um die Seele, Madison. Das Leben ist für sie zweitrangig. Ein Menschenleben ist vergänglich und du verlangst von ihr, jemandes Seele aufs Spiel zu setzen, um etwas zu verlängern, das für sie nicht mehr ist als ein winziger Augenblick.«
    »Aber dieser Augenblick ist nun mal alles, was wir haben«, entgegnete ich traurig.
    Barnabas lehnte sich zurück und warf einen Blick zu Josh hinüber, der immer noch telefonierte. »Ich weiß. Das ist einer der Gründe, aus denen ich dem Himmel den Rücken zugekehrt habe. Und ich glaube, Nakita fängt auch langsam an, das zu begreifen. Sie hat schon eine ganze Menge gelernt.«
    Meine Kehle fühlte sich eng an, als Josh sein Handy zuklappte und genauso niedergeschlagen aussah, wie ich mich fühlte, »Genau wie du, Barnabas«, sagte ich sanft.
    Barnabas runzelte die Stirn und sah weg. Ich wusste, wie unglücklich er darüber war, dass er dabei war, seinen Status als weißer Todesengel zu verlieren. Wie es aussah, hatte ich einfach ein besonderes Talent dafür, allen um mich herum das Leben zu versauen. Seufzend sah ich nach draußen zu Nakita, die im Licht der untergehenden Sonne wunderschön und traurig wirkte. Sie war kein gefallener Engel wie Barnabas gewesen, sondern ein ziemlich angesehener. Bis jetzt. Bis ich ihren Ruf zerstört und sie für immer verändert hatte, als ich aus Versehen zwei Schwarzflügel auf sie gehetzt hatte.
    Sie waren dabei gewesen, mich lebendig aufzufressen, als ich plötzlich den Kontakt zu meinem Amulett verloren hatte und damit für sie angreifbar geworden war. Wie ein Geist war ich durch Nakita hindurchgefallen. Die Schwarzflügel hatten sich daraufhin in ihr festgebissen und angefangen, ihre Erinnerungen zu verschlingen, die so viel üppiger waren als meine. Die Seraphim hatten Nakita nach einer Weile von ihnen befreit, aber die Erinnerungen, die die Schwarzflügel mir genommen hatten, waren zu einem Teil von ihr geworden. Seit diesem Moment wusste sie, was es hieß, Angst zu haben, eine Empfindung, die einem Engel völlig fremd war.
    »Ich will ja gar nicht aufhören«, flüsterte ich.
    Barnabas schluckte. »Dann sollten wir zusehen, dass das hier funktioniert.«
    Josh kam zu uns zurückgeschlurft und sein Blick huschte zwischen mir und Barnabas hin und her. »Ich muss gehen«, sagte er wütend. »Meine Mom hat rausgefunden, dass ich nicht mit den anderen im Low D war, und will, dass ich sofort nach Hause komme.«
    »Oh nein!«, rief ich und bekam auf der Stelle ein schlechtes Gewissen, dass er meinetwegen hatte lügen müssen. »Josh, das tut mir so leid. Ich wollte nicht, dass du Ärger bekommst.«
    Er hob die Schultern und ließ den Kopf hängen, als er den Reißverschluss seiner Sporttasche zuzog. »Ich hab ihr erzählt, dass ich dich lieber zum Abendessen ausgeführt habe, und sie war nicht sauer, aber jetzt muss ich zurück, damit sie mir auch wirklich glaubt. Du solltest lieber mal deinen Dad anrufen. Vielleicht hat sie schon bei ihm nach gefragt.«
    Wie ich das hasste! Lügen. Man schaffte sich dadurch mehr Probleme, als man löste, aber was hatte ich schon für eine Wahl? Hi, Dad. Bin mal kurz an die Westküste gedüst, um einen Jungen vor einem Wohnungsbrand zu retten. Könnte später werden! Küsschen!
    Ich warf den Kopf zurück und sah an die fleckige Decke. Jemand hatte dort Graffiti hingesprüht und ich

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