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Boese Maedchen sterben nicht

Boese Maedchen sterben nicht

Titel: Boese Maedchen sterben nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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unangenehmen Frage von meinem Dad auszuweichen.
    Ein ungutes Gefühl breitete sich in mir aus und meine Hände hielten noch immer die Armlehnen umklammert. Doch ich spürte keinen harten Kunststoff und kein Metall. Sie fühlten sich weich an, beinahe wie Samt.
    Ich riss die Augen auf. Grelles Licht blendete mich und ich keuchte auf. Ich saß noch immer in dem überhitzten Büro, in dem es nach Zigarettenqualm und altem Zucker roch. Zur gleichen Zeit aber befand ich mich in einem luftigen Zimmer und vor den Fenstern und Türen bauschten sich weiße Vorhänge im Wind. Ich hörte Meeresrauschen. Und Vögel. Die Decke war aus Marmor und der Boden schwarz gefliest. Hier war ich schon mal gewesen. War das meine Insel?
    Ich sah an mir hinunter auf die mit Grasflecken übersäten, zerrissenen Überreste meines Abschlussballkleids, die die Wirklichkeit überlagerten. Sie waren an die Stelle meiner ascheverschmierten Jeans und meines schwarzen Spitzentops getreten. Mein Gott! Das war mein Körper! Ich hatte meinen Körper gefunden, zwischen dem, was war, und dem, was sein würde, genau, wie der Seraph gesagt hatte. Ich steckte noch nicht ganz in ihm, denn ich konnte noch immer meine eigentlichen Klamotten darunter sehen. Aber ich hatte ihn gefunden! Und das Beste daran: Mein Körper sah aus wie immer. Er hatte wie eingefroren hier auf mich gewartet und er sah ganz normal aus. Jetzt brauchte ich mich bloß noch von dem Körper zu lösen, in dem ich im Moment steckte, und dann …
    »Madison!«
    Jemand packte mich von hinten bei der Schulter. Ich fuhr zusammen und schrie auf, als ich einen schwindelerregenden Sog spürte. Schmerz durchzuckte mich und ich krümmte mich vornüber und kniff die Augen zu. Die sanfte Brise und der Salzgeschmack waren verschwunden. Ich war so kurz davor gewesen und jetzt hatte ich ihn wieder verloren!
    »Madison! Ist alles in Ordnung mit dir? Du siehst ja aus wie ein Gespenst! Irgendwie durchsichtig!«
    »Lass mich!«, krächzte ich und musste mich beinahe übergeben, als ich mich über meinen Knien zusammenkrümmte. Ich öffnete die Augen und spürte nur noch Traurigkeit. Unter mir sah ich nichts als den hässlichen, grün-weiß gefliesten Boden des Polizeireviers. Wo zum Teufel war der Strand hin?
    »Ich war so kurz davor!«, schrie ich und sprang auf, wobei ich Barnabas fast einen Kinnhaken verpasst hätte.
    Verwirrt wich er ein Stück zurück und ich wirbelte zu meinem Stuhl herum, als könnte ich mich noch immer in meinem zerrissenen Abschlussballkleid darauf sitzen sehen. Aber alles, was ich sah, war der leere Stuhl.
    »Barnabas, ich war da!« Ich deutete nach unten und fühlte mein Herz hämmern, doch ich wusste, dass das Klopfen nicht echt war. Es war nicht echt - und dieses Bewusstsein ließ mich fast in Tränen ausbrechen. »Ich hab meinen Körper gefunden. Zwischen dem, was ist, und dem, was sein wird! Er ist auf der Insel, in einer Zeitblase oder so was Ähnlichem gefangen! Verdammt, Barnabas! Hättest du nicht noch fünf Minuten warten können? Ich war so kurz davor! Ich war schon fast drin! Ich war schon fast wieder lebendig!«
    Barnabas’ verdutztes Gesicht wurde plötzlich leer. »Du hast —«
    »Meinen Körper gefunden! Ja!« Ich sah mich in dem geschmacklos eingerichteten Zimmer um und konnte mich nicht entscheiden, ob ich lieber losheulen oder jemanden anschreien wollte.
    Draußen auf dem Flur ertönten Schritte und Barnabas packte mich beim Ellbogen. »Gehen wir. je früher wir hier raus sind, desto weniger Gedächtnisse muss ich manipulieren.«
    Er begann, mich zur Tür zu ziehen, aber ich stemmte die Fersen in den Boden. Gedächtnisse? Er machte sich Gedanken um ein paar Gedächtnisse? »Interessiert es dich überhaupt nicht, dass ich meinen Körper gefunden hab?«
    »Doch, es interessiert mich, aber wir müssen jetzt erst mal hier raus!« Er verstärkte seinen Griff und zerrte mich hinaus auf den Flur, gerade als ein Stück weiter jemand um die Ecke geschlittert kam.
    »Wo wollt ihr denn hin?!«, rief der Polizist, dann weiteten sich seine Augen, als er Barnabas sah. »Hey, warst du nicht auch da draußen bei dem Brand?« Er machte einen Ausfallschritt und griff nach seiner Pistole.
    »Bei Petrus, das kann ja wohl nicht wahr sein«, sagte Barnabas und schubste mich zum anderen Ende des Flurs.
    »Ich hab meinen verdammten Körper gefunden und es interessiert dich überhaupt nicht!«, beharrte ich und stemmte die Füße in den Boden.
    »Schluss jetzt!«, schrie der Polizist und

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