Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Boese Maedchen sterben nicht

Boese Maedchen sterben nicht

Titel: Boese Maedchen sterben nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
Vom Netzwerk:
Barnabas’ Augen verfärbten sich silbern. Der Polizist sank in sich zusammen wie schmelzende Butter. »Ich finde es ganz wunderbar, dass du deinen Körper gefunden hast, aber wir müssen jetzt erst mal versuchen, hier rauszukommen«, zischte er mir zu. »Du kannst dir deinen Körper später holen.« Sein Blick wanderte über meine Schulter und seine Augen wurden groß. »Lauf!«
    Er versetzte mir noch einen Schubs, sodass ich stolperte und mir fast die Nase brach, als ich eine satte Bauchlandung hinlegte. Meine Handflächen brannten und meine Knie pochten. Ich blickte gerade noch rechtzeitig auf, um zu sehen, wie Barnabas eine Handbewegung machte und sein Blick abermals kurz silbern aufleuchtete.
    Nun plumpste auch der zweite Mann, der sich über den ersten beugte, zu Boden, doch ich hörte noch mehr Leute in unsere Richtung kommen. Wütend rappelte ich mich vom Boden auf. Meine Handflächen waren schmutzig und ich wusste nicht, woran ich sie mir abwischen sollte. »Später?«, schrie ich Barnabas zu. »Aber ich will ihn jetzt wiederhaben!«
    Die letzten Worte schrie ich ihm entgegen und ich spürte, wie sich meine Wut in einer Welle von gewaltiger Energie entlud.
    Barnabas duckte sich fluchend und sein Gesicht war aschfahl, als er wieder aufstand und mich ansah.
    Ich schwankte, als die Energiewelle, die über meinem Kopf zusammengeschlagen war, nun langsam bis in meine Füße hinabsank. Ich stützte mich mit einer Hand an der Wand ab und hätte schwören können, dass sie sich weich und schwammig anfühlte. Erschrocken riss ich die Hand zurück und blinzelte. Der Stein meines Amuletts war eiskalt geworden und leuchtete silbern.
    »Äh, Madison?«, flüsterte Barnabas und mir wurde bewusst, dass es leise um uns herum war.
    Irgendwie … zu leise.
    Die Männer, die platt auf dem Boden lagen, rührten sich nicht. Mich ergriff Furcht, als ich an die Wut dachte, die in mir explodiert war. Hatte ich die Männer etwa umgebracht?
    »Wow!«, erklang von irgendwoher im Gebäude Nakitas aufgeregte Stimme und plötzlich hallten Schritte durch den Flur. Ich fuhr herum, als sie einen Satz über die am Boden liegenden Männer machte und schlitternd kurz vor mir zum Stehen kam. Sie war völlig außer Atem, hatte ihr Schwert gezogen und ihr Amulett glühte. »Madison, wann hast du denn gelernt, die Zeit anzuhalten?«
    Die Zeit anzuhalten?
    »Ich, äh«, stammelte ich und sah dann auf mein Amulett. Es leuchtete noch immer silbern, so wie Barnabas’ Augen, wenn er das Göttliche berührte. Ein lang gezogener Ton fuhr durch mein Bewusstsein, und als ich versuchte, einen Blick auf die Zeitlinien zu werfen, schossen sie so abrupt vor mein geistiges Auge, dass ich beinahe hintenübergekippt wäre.
    »Ich weiß nicht«, sagte ich schließlich und legte mir unwillkürlich die Hand über die Augen, obwohl das grelle Licht sich ja in meinem Inneren befand. Ich blinzelte und das Bild verschwand wieder. Dann sah ich auf. Barnabas hielt mich aufrecht. Als er sich vergewissert hatte, dass mit mir alles in Ordnung war, ließ er mich los und trat einen Schritt zurück. »Äh, und wie lasst man sie wieder weiterlaufen?«, fragte ich.
    »Noch nicht!«, rief Nakita mit roten Wangen. »Warte, bis wir draußen sind.« Sie stürmte an uns vorbei auf die Hintertür zu und ihr Jubeln hallte durch die absolute Stille. Die Uhr im Büro des Polizisten hatte aufgehört zu ticken, als wir daran vorbeikamen. Die Scheinwerfer der Autos draußen bewegten sich nicht. Die einzigen Geräusche auf der ganzen Welt schienen wir zu verursachen. Mann, das war mal gruselig! Und das hatte ich zustande gebracht?
    »Lass uns gehen«, sagte Barnabas, der irgendwie ziemlich zerknirscht klang.
    Ich folgte ihm den Flur hinunter, wo Nakita bereits die automatische Tür aufschob. Draußen war es noch viel unheimlicher, so ohne Wind und ohne das geringste Geräusch. Es war, als bewegten wir uns durch ein Gemälde. Alles fühlte sich irgendwie zweidimensional an. Nakita tanzte geradezu die Betonstufen hinunter auf den dunklen Parkplatz. »Madison, du wirst langsam richtig gut. Ich glaube, wenn wir das hier überstanden haben, sollten wir dir beibringen, wie du aus deinen Gedanken ein Schwert zaubern kannst, was meinst du?«
    Ich zog den Kopf ein. Ich wollte einfach nur nach Hause. Ich wollte mir meinen Körper holen und nach Hause gehen und alles, was passiert war, vergessen. Aber wenn ich das tat, würde sich nichts ändern. Nicht im Himmel, nicht auf der Erde und nicht in mir

Weitere Kostenlose Bücher