Boese Maedchen sterben nicht
selbst. Nichts.
»Wie bringt man die Zeit wieder zum Laufen?«, flüsterte ich und von all dem Durcheinander in meinem Kopf wurde mir fast schlecht, »Keine Ahnung.« Barnabas blieb neben einem Polizeiauto stehen und drehte sich um, als eine kleine Lichtkugel durch die noch immer geöffnete Tür zu uns herausschwebte, »Madison!«, piepste Grace und zog aufgeregt ein paar Kreise um mich. »Du hast die Zeit angehalten? Das ist ja wunderbar! Wie gerissen von dir, das Göttliche einzusetzen!«
Darüber hatte ich auch schon kurz nachgedacht, aber es war ja nicht so, als hätte ich irgendeine Ahnung, was ich hier tat.
»Das wäre es, wenn sie wüsste, wie sie es gemacht hat«, warf Barnabas ein und sprach damit aus, was ich dachte. Die Hände in die Hüften gestemmt stand er da und beobachtete Nakita, die gerade ein Tänzchen aufführte wie ein Footballspieler nach dem Touchdown.
»Was hast du eigentlich für ein Problem, Barney?«, fragte Nakita und versetzte ihm einen kleinen Schubs, als sie mit ihrer Darbietung fertig war, »Madison kriegt so langsam ihre Fähigkeiten in den Griff. Und du siehst aus, als hättest du einen Mistkäfer verschluckt.«
Barnabas zog die Augenbrauen zusammen und seine Augen wurden schmal. »Sie hat ihren Körper gefunden.«
Nakitas Mundwinkel zuckten und auf ihrem noch immer lachenden Gesicht breitete sich Verwirrung aus.
»Was?«
»Sie hat ihren Körper gefunden, zwischen dem, was ist, und dem, was sein wird«, wiederholte er und sogar Grace’ Glühen wurde etwas schwächer.
Es war, als hätte die Lähmung der Welt um uns herum nun auch Nakita erfasst. Sie erstarrte und aus ihrer Begeisterung wurde Fassungslosigkeit. »Nakita«, sagte ich und streckte die Hand nach ihr aus, aber sie trat einen Schritt zurück und das Schwert in ihrer Hand löste sich in nichts auf. Ihr Amulett wurde dunkel, so als hätte jemand alle Energie herausgesaugt, und sie senkte den Blick.
»Das freut mich für dich«, sagte sie, ohne mich anzusehen. »Ich weiß, wie sehr du dir das gewünscht hast.«
»Nakita …« Warum fühlte ich mich jetzt nur so schlecht? Die Seraphim gaben mir noch nicht mal eine faire Chance, meine Idee umzusetzen, was hielt mich also noch hier, als Teil eines Systems, mit dem ich von vornherein nicht einverstanden war? Ich könnte mit Josh zusammen sein und ein ganz normales Leben führen. Aber Nakita wandte sich ab und ich bekam schreckliche Schuldgefühle.
»Nakita!«, sagte ich noch einmal eindringlicher und sie blieb stehen. Ich fühlte mich wie der letzte Abschaum, als ich zu ihr ging, und versuchte, ihren Blick aufzufangen. »Ich will das alles hier nicht aufgeben, aber was habe ich denn für eine Wahl?«
»Du sagst doch immer, du glaubst an den freien Willen«, erwiderte sie und drehte sich wieder weg. »Aber das tust du gar nicht. Sonst würdest du nämlich bleiben.«
Sie lief ein paar Schritte von mir weg und diesmal folgte ich ihr nicht. Grace kam herübergeschwebt und schwirrte über meiner Schulter in der Luft, während Barnabas auf meiner anderen Seite stehen blieb. »Warum wollen eigentlich alle, dass ich hierbleibe, wo doch keiner daran glaubt, dass ich irgendwas ändern kann?«
»Ich glaube daran, dass du was ändern kannst«, sagte Barnabas, aber ich hörte ihm schon nicht mehr zu und stapfte davon. Nakita war mittlerweile auf der Straße angelangt und marschierte jetzt zwischen Autos hindurch, die gerade noch mit 70 Stundenkilometern unterwegs gewesen waren. Sie hielt den Rücken sehr gerade und ihre Arme schwangen trotzig auf und ab. »Im Ernst«, bekräftigte Barnabas, als er mich einholte. »Was meinst du, warum ich Ron verlassen habe? Ich glaube immer noch, dass du es schaffst, wenn du nur nicht aufgibst.«
Das stimmte wahrscheinlich sogar. Was es mir nur noch schwerer machte.
»Madison«, sagte er und hielt mich am Arm fest. Wir waren am Bordstein angelangt und die Lichter der erstarrten Autos erhellten sein Gesicht. Ich sah seine zusammengezogenen Brauen und den flehenden Blick in seinen Augen. »Du sagst immer, dass niemand dir eine Chance gibt auszuprobieren, ob deine Ideen funktionieren, aber das stimmt nicht. Du versuchst hier, ein System umzukrempeln, das schon so lange existiert, seit zum ersten Mal ein Mensch zu den Sternen aufgesehen und sich gefragt hat, wie die da wohl hingekommen sind. Es hat einen Grund, dass dieses System ist, wie es ist, und vielleicht würdest du besser vorankommen, wenn du dir die Zeit nehmen würdest, es zu
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