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Boese Maedchen sterben nicht

Boese Maedchen sterben nicht

Titel: Boese Maedchen sterben nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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nicht!«, entgegnete ich fest, obwohl ich mich fragte, ob er nicht vielleicht recht hatte. »Wir haben die Wahrheit gesehen! Und die Wahrheit ist der pure Horror!«
    »Du hast ihn auf die dunkle Seite geholt!«, schrie er und sein Gesicht lief dunkelrot an. »Er ist mein Lehrling! Du bist pures Gift, Madison, du infizierst alles, was du auch nur berührst!«
    »Wir haben versucht, jemanden zu retten!«, schrie ich zurück, noch immer die Arme um meine Mitte geschlungen, als hätte ich Angst. »Schutzengel sind nicht dazu da, die Lebenden zu beschützen. Sie beschützen nur das Leben der toten Seelen, in der vagen Hoffnung, dass ihre Seelen sich wieder erholen. Aber Menschen ändern sich nicht, wenn sie nicht den Unterschied zwischen Gut und Böse begreifen. Zwischen Licht und Dunkel. Das System funktioniert so nicht mehr!«
    Doch Ron hörte mir gar nicht mehr zu. Seine knochigen Füße patschten über die rauen Platten, als er auf und ab stapfte, auf der Suche nach einem Ventil für seine Wut. »Er war mein Schüler und du hast dafür gesorgt, dass er sich gegen mich wendet!«
    Ich holte Luft, um ihn noch ein bisschen anzuschreien, aber ich brachte nur noch ein Keuchen heraus. Ron griff nach seinem Amulett und wie aus dem Nichts erschien ein glänzendes Schwert.
    »Hey!«, schrie ich und wich ein paar Schritte zurück, um mehr Platz zwischen uns zu bringen. Doch plötzlich war der gepflasterte Hof zu Ende und ich trat rückwärts in den weichen Sand. Mit rudernden Armen fiel ich hintenüber. Die Luft wich aus meiner Lunge und ich konnte nichts tun, als er auf mich zugestürzt kam.
    Ich riss die Augen auf und japste, als ich die glänzende Klinge sah. Ron holte zum Schlag aus und sein Schwert schimmerte in den ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages.
    Ich werde sterben. Schon wieder , dachte ich. Doch eine mattschwarze Klinge fing Rons Schlag ab. Die zwei Schwerter trafen mit einem Klirren aufeinander, das mehr ein Gefühl war als ein wirkliches Geräusch. Mir wurde ganz schwindelig von der Energieblase, die dabei freigesetzt wurde und die Farbe der Sonne zurückdrängte, bis sie vom Himmel selbst widerhallte. Das Schwert über mir wirkte so unveränderlich wie die Zeit selbst und saugte alles Licht in sich auf. Mühsam hob ich den Blick und sah zu dem Seraphen auf, der über mir stand. Ich konnte nicht sagen, ob es derselbe war wie letztes Mal oder nicht, denn das weiße Strahlen tat mir in den Augen weh. Sein Gesicht war vor Wut verzerrt und ich sah weder Verständnis noch Geduld darin.
    »Gib das her«, forderte der Seraph und riss Ron das Schwert aus der schlaffen Hand.
    Die Klinge gab in der Hand des Seraphen ein grelles Knacken von sich und brach entzwei, vom Heft bis zur Spitze. Ron taumelte zurück und das Amulett auf seiner Brust leuchtete kurz auf, bevor es wieder erlosch.
    Wie benebelt setzte ich mich zu Füßen des Seraphen auf. Das schreckliche schwarze Schwert war verschwunden und der Seraph streckte die Hand aus, um mir aufzuhelfen. Wie im Traum beobachtete ich, wie sich meine Hand hob und auf seine zubewegte. Es war eine perfekte Hand, zu kräftig für eine Frau, aber zu zart für einen Mann. Und als ich meine hineinlegte, spürte ich die sorgfältig im Zaum gehaltene göttliche Kraft, die darin pulsierte.
    »Chronos? Gibt es irgendetwas, über das du gern mit mir sprechen möchtest?«, fragte die Himmelsgestalt, während sie mich mühelos auf die Beine zog.
    »Sie …«, stammelte Ron und löste den Blick schließlich von seinem kaputten Schwert in der Hand des Seraphen. »Sie hat den zukünftigen weißen Zeitwächter gegen mich aufgebracht!«
    »Mmmm.«
    Es war ein tiefer Laut und ich hätte schwören können, dass ich in den fernen Bergen Donnergrollen hörte, als die Gedanken des Seraphen zwischen Himmel und Erde widerhallten. Mein Puls raste und ich trat ein Stück zurück, bis ich wieder auf dem gepflasterten Innenhof stand. Ich wusste nicht, was ich mit meinen Händen anfangen sollte. Er hatte mich gerettet, aber was nutzte das? Sie würden mir mein Amulett doch sowieso wegnehmen.
    »Es tut mir leid«, flüsterte ich und Ron und ich blieben beide in sicherem Abstand zu dem Engel, der nun ebenfalls den Innenhof betrat. Mittlerweile konnte ich ihn etwas besser erkennen, aber ich warf ihm nur kurze Blicke zu, denn seine Schönheit tat mir immer noch in den Augen weh.
    »Du hast Paul die Wahrheit über die Schutzengel gezeigt«, sagte der Seraph und blickte mich so freundlich an, dass ich es kaum

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