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Boese Maedchen sterben nicht

Boese Maedchen sterben nicht

Titel: Boese Maedchen sterben nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Und wenn sich herausstellte, dass sie sich nicht geändert hatte, dann würde ich sie höchstpersönlich sensen.
    Oh Gott, ob ich das wirklich könnte?
    Barnabas landete mit einem sanften Holpern und ich atmete erleichtert auf. Er ließ mich los und ich drehte mich zu ihm um. Ich wusste, dass mir die Angst ins Gesicht geschrieben stand, und er rang sich mir zuliebe ein schwaches Lächeln ab. »Wir sehen uns später«, sagte er und ich griff nach seinem Ärmel, bevor er sich mehr als einen Schritt von mir entfernen konnte.
    »Du bleibst nicht?« Meine Stimme zitterte und ich hasste mich dafür.
    Seufzend ließ er den Kopf hängen, dann blickte er wieder zu mir auf. »Ich kann nicht. Ich muss gehen. Ich hoffe … ich hoffe, wir sehen uns später.«
    Sie würden mir mein Amulett wegnehmen. Ich wusste es. Ich klammerte mich daran, so unnütz es im Moment auch sein mochte. »Vergiss mich nicht«, flüsterte ich.
    Barnabas umfasste mein Kinn und wischte mir mit dem Daumen eine Träne von der Wange, die sich irgendwie aus meinem Auge gestohlen hatte. »Wenn sie mich lassen«, sagte er. »Du warst eine wirklich gute Zeitwächterin, Madison.«
    Barnabas ließ die Hand sinken. Ohne den Blick von mir zu wenden, ging er ein paar Schritte rückwärts. Dann erhob er sich mit einem kräftigen Flügelschlag in die Luft. Ich fühlte mich einsam und elend.
    Man hatte ihm befohlen zu gehen und er war gegangen. Engel wurden geschaffen, um Gottes Schöpfung zu dienen, hatte Barnabas selbst gesagt. Aber wenn man gegen seinen Willen dienen musste, war das nicht Sklaverei?
    Eine bittere Entschlossenheit drängte meine Angst zurück, als ich beobachtete, wie seine Silhouette davonkreiselte und schließlich verschwand. Gut, ich hatte eingewilligt, mein Amulett abzugeben, sobald ich meinen Körper wiederhatte, aber die Dinge hatten sich nun mal geändert. Ich - nein, wir - hatten bewiesen, dass das Schicksal einer Seele nicht feststand, sondern gewendet und der Mensch auf einen besseren Weg gelenkt werden konnte. Ich wollte meinen Körper und mein Amulett behalten und ich wollte eine echte Chance, um herauszufinden, ob meine Idee funktionierte. Als ich mich schließlich zu Rons Haus umdrehte, gab ich mir selbst das Versprechen, dass ich für jedes einzelne dieser Dinge kämpfen würde.
    Ich schlang die Arme um mich selbst und blickte durch den weiten Eingang des Innenhofs in ein riesiges gekacheltes Wohnzimmer, das in geschmackvollen Braun- und Grautönen sowie in hellem Rosa und Orange gehalten war. Alles wirkte irgendwie wüstig - so anders als die grüne Vorstadt, in der ich lebte. Kein Wunder, dass Ron immer solche Walleklamotten trug; dieser Sand musste ja wirklich überall sein.
    Einfach in den Innenhof zu gehen und zu klopfen, erschien mir irgendwie nicht richtig, schließlich war noch nicht mal die Sonne aufgegangen. Und außerdem war ich auch nicht gerade scharf darauf, mit Ron zu reden. »Wo bist du?«, flüsterte ich und sah in den blassblauen Himmel auf, der beinahe weiß wirkte. Keine Seraphim weit und breit.
    Ich setzte mich auf die Mauer, die einen großen Teil des Innenhofs umgab. Von hier aus hatte ich sowohl das Haus als auch die aufgehende Sonne im Blick. Ich war noch nie in einer Wüste gewesen und die weite Schönheit war atemberaubend. Der Horizont schien so fern, und die Farben verschmolzen miteinander wie in einem Aquarell. Der Wind blies mir ins Gesicht, als wäre er noch nie zuvor auf irgendeinen Widerstand gestoßen. Ich konnte ein Summen in meinen Adern spüren und fragte mich, ob das daran lag, dass der Boden hier geweiht war. Das musste er sein, damit ein Seraph ihn betreten konnte. Auch meine Insel war geweiht.
    Ein Rumpeln an der Glastür schreckte mich aus meiner Versunkenheit auf. Ich fuhr herum und mein Magen zog sich zusammen. Ron kämpfte wütend mit der Schiebetür, bis er sie schließlich auf bekam. »Du!«, rief er und seine nackten, knochigen, hässlichen Füße patschten über den Boden, als er auf mich zugelaufen kam. »Paul ist weg. Und du bist hier. Was hast du mit ihm gemacht?« Er wurde langsamer, als er mein neues schwarzes Zeitwächteroutfit bemerkte.
    Ich rutschte von der Mauer und zog meine riesige Tunika gerade. »Hi, Ron. Schön hast du’s hier. Aber ziemlich schlecht angebunden, so ohne Straße, was? Oder ist das deine Art, die Leute daran zu hindern zu gehen, wenn sie erst mal hier sind?«
    Ich keuchte und stolperte zurück, als er mich plötzlich mit seinen kleinen Händen bei den

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