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Boese Maedchen sterben nicht

Boese Maedchen sterben nicht

Titel: Boese Maedchen sterben nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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ertragen konnte. »Die Cherubim selbst sind überglücklich, dass ihre Qualen endlich erkannt wurden, und sie preisen dich in ihren Liedern, ob die Dinge sich nun ändern oder nicht. Paul hat die Entscheidung getroffen, die ihm vom Schicksal vorherbestimmt war. Sei also beruhigt.«
    »Das ist es ja gar nicht«, entgegnete ich und Ron gab ein frustriertes Schnauben von sich.
    »Sie hat ihn gegen mich aufgebracht!«, protestierte er. »Meinen eigenen Schüler!«
    Ich zuckte zusammen, als der Engel plötzlich Ron ansah. Ich hatte gar nicht gesehen, wie er sich bewegt hatte. Auch Ron machte erschrocken den Mund zu. »Du hast ihn selbst gegen dich aufgebracht - aus lauter Angst, deine Macht zu verlieren, hast du dein Wissen gehortet, anstatt es weiterzugeben«, erwiderte der Seraph. »Und jetzt sei bitte mal einen Moment ruhig. Ich möchte wissen, was Madison solchen Kummer bereitet. Hier auf der Erde kann ich mich nur auf eine Sache auf einmal konzentrieren. Das ist mehr als lästig. Wie könnt ihr bloß so leben, wenn ihr alles nacheinander erledigen müsst und immer nur eine einzige Auswirkung einer Sache seht statt mehrerer?«
    Der Seraph wandte sich wieder mir zu und seine sorgenvoll zusammengezogenen Augenbrauen ließen ihn noch schöner aussehen. »Madison, was betrübt dich so?«
    Ich wagte nicht, den Blick zu heben, denn ich hatte das Gefühl, Gott selbst gegenüberzustehen. »Ich habe ein Stück von Tammys Seele genommen«, gab ich zu. »Bei meinem Zeitsprung.«
    »Unerhört!«, fuhr Ron auf und da konnte ich ihm nur zustimmen.
    Ich hob den Kopf und blickte flehend zu dem Seraphen auf. »Die Erinnerung war so schön. Ich wollte nicht, dass die Schwarzflügel sie fressen und sie für immer verloren ist. Ich würde sie ja zurückgeben, wenn ich könnte. Kannst du nicht dafür sorgen, dass sie sie wiederbekommt?« Erst jetzt konnte ich dem Engel in die Augen sehen. Ich blinzelte verwirrt, als ich Verständnis, nein, Zufriedenheit darin sah. »Ich habe ihr stattdessen ein Stück von meiner Seele gegeben und sie haben den Unterschied nicht bemerkt«, fügte ich etwas selbstsicherer hinzu. »Ich konnte doch nicht zulassen, dass so viel Freude einfach … in Vergessenheit gerät.«
    »Mmmm.« Wieder grollte der Donner vom tiefblauen Himmel herunter und die Sonne stieg langsam höher. »Du hast mithilfe der Alten Magie Anspruch auf sie erhoben und einen angemessenen Preis für ihre Seele gezahlt. Es gibt keine Schuld, die du begleichen müsstest«, sagte der Seraph und berührte mich beschwichtigend an der Schulter. Ich fühlte mich plötzlich leicht und strahlend. »Erinnerungen wachsen, indem die Menschen sie teilen. Und das gilt auch für Seelen. Du hast ihr eine Erinnerung aus der Zukunft genommen, nicht aus der Gegenwart. Sie hat sie also immer noch. Vor ihr liegt ein langes Leben mit zahlreichen Entbehrungen, s sind die Erinnerungen, die zu schön sind, um sie zu vergessen, die die Menschen am Leben erhalten. Das Schwierige ist nur der Seraph hielt kurz inne und seine Mundwinkel verzogen sich zu etwas, das beinahe wie ein spitzbübisches Lächeln aussah, »… sie auch als solche zu erkennen.«
    Ich war kurz davor, in Tränen auszubrechen. Ron dagegen wirkte ziemlich zufrieden mit sich, wie er mit gespreizten Beinen und vor der Brust verschränkten Armen dastand und mir einen spöttischen Blick zuwarf. »Dann hat Paul ihr also doch noch einen Schutzengel gegeben«, bemerkte er. »Wenn sie noch lebt, muss sie einen Schutzengel haben. Gute Arbeit, Paul.«
    Der Engel ließ meine Schulter los und lachte. Der Laut perlte durch die Luft und brachte sie zum Zittern. Jetzt bekam ich wirklich Angst und erwog ernsthaft, die Biege zu machen. Doch der Engel blickte Ron an, nicht mich.
    »Nein!«, sagte er und eine kühle Brise, schwer von Feuchtigkeit und ziemlich ungewöhnlich für eine Wüste, streifte mein Gesicht. »Aber ja, Paul hat tatsächlich gute Arbeit geleistet. Madison hat einer verlorenen Seele die Lebensfreude zurückgegeben und mit Pauls Hilfe hatte sie die Kraft, dafür zu kämpfen. Ihr Schicksal wendet sich in ebendiesem Moment und sie wird ihr Leben wieder leben, anstatt es nur zu erdulden. Sie wird in Würde sterben und viele Seelen berührt haben.« Der Seraph drehte sich wieder zu mir um, als ich ihn mit offenem Mund anstarrte. »Das habt ihr gut gemacht, du und Paul.«
    »Tammy ist gerettet?«, fragte ich voller Freude. Dann hatten wir es geschafft. Wir hatten es sogar schon zweimal geschafft! Jetzt

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