Boese Maedchen sterben nicht
Es weiterhin geben«, sagte er und Ron, der mit geballten Fäusten vor seinem Schwert stand, schnaubte.
»Aber du hast doch gesagt…«, begann ich und es war mir egal, ob ich mich hier gerade mit einem Engel Gottes anlegte.
Der Seraph erhob sich abermals, bis er wieder riesengroß vor mir stand. »Deine Pläne sind vernünftig, Madison. Aber die Todesengel sind noch mal ein ganz anderes Kaliber.«
Ich ließ die Schultern hängen und Ron gab ein belustigtes Grunzen von sich. »Nur nicht verzagen, Madison«, höhnte er. Er war kurz davor, nach seinem Schwert zu greifen, aber noch war er nicht bereit, seine Erinnerung an das, was Paul getan hatte, aufzugeben.
»Die Todesengel dienen ihren Zeitwächtern aus Respekt«, sagte der Seraph, der Rons Freude mit einem Stirnrunzeln bedachte. »Es ist ihr … freier Wille, auf dich zu hören oder eben nicht. Die Schutzengel stehen geschlossen hinter deinem Vorhaben, aber die Todesengel?«
Niedergeschlagen saß ich in Rons Innenhof und hasste ihn dafür, wie er mich angrinste. »Dann habe ich also gar nichts erreicht.«
Die Berührung des Seraphen war so sanft, dass ich sie beinahe gar nicht spürte, als er mein Kinn anhob, um mir in die Augen zu sehen. Grace schwebte lächelnd Hinter ihm und ich bekam Kopfschmerzen angesichts ihrer vereinten Schönheit. »Du hast alles erreicht. Du wirst mit den Todesengeln Zusammenarbeiten, wenn Sie zu dir kommen und dich um Rat bitten. Und das werden sie. Das, was soeben geschehen ist, hallt bereits zwischen Himmel und Erde wider. Dass du und Paul zusammengearbeitet habt, wirft bei den Todesengeln Fragen auf. Bei den weißen und den schwarzen. Hell wie dunkel werden sie zu dir strömen und hell wie dunkel wirst du sie aussenden, um mit vereinten Kräften verlorene Seelen zu retten. Darum haben wir dir Demus geschickt. Er hat gezweifelt. Und nur du kannst ihn dazu bringen, deinen Weg einzuschlagen.«
Ich hob die Augenbrauen. Sie hatten mir Demus geschickt, damit er mir zuhörte? »Dann wird das Morden ein Ende haben?«, flüsterte ich.
Doch der Seraph schüttelte den Kopf und lächelte gütig. »Ich habe es dir gesagt, hell und dunkel wirst du zu Paaren zusammenfügen und hell und dunkel wirst du sie aussenden. Gemeinsam werden die Engel versuchen, das Schicksal zu wenden. Aber wenn es ihnen trotz ihrer Mühen nicht gelingen sollte, eine Seele zu retten, wird ein schwarzer Engel den Menschen töten und ein weißer Engel wird weinen.«
»Das verstehe ich nicht«, stammelte ich.
»Die Vollstreckungen werden weitergehen«, erklärte der Seraph. »Aber es wird der weiße Engel sein, der die Seele für verloren erklärt, und nicht der schwarze.«
Mein Mund formte ein kleines O, als es mir endlich dämmerte. Die weißen Engel, die den Menschen früher Schutzengel verpasst hatten, würden eine Seele nicht so schnell abschreiben. Damit ein weißer Engel eine Seele aufgab, musste der Fall schon wirklich hoffnungslos sein. Das war genug. Damit konnte ich leben.
Der Seraph las die Entschlossenheit in meinen Augen und nickte, während er sich langsam zurückzog. »Wenn eine Veränderung möglich ist, wird das Schicksal sich wenden und Leben als auch Seele des Menschen werden gerettet. Ich hoffe, dass es so kommen wird. Aber das liegt nun in deiner Hand.« Der Seraph lächelte und ich platzte fast vor Freude. »Und in der Hand deiner Engel. Aber von der Alten Magie lässt du bitte in Zukunft die Finger. Es hat dieses eine Mal funktioniert, aber du wirst dich nicht noch einmal einer solchen Gefahr aussetzen. Verstanden?«
Ich atmete aus und verzog den Mund zu einem schmerzlichen Lächeln. »Das ist das Beste, was ich rausholen kann, oder?«
Der Seraph stellte seine Flügel auf, bis sie sich über seinem Kopf berührten. Es war die Art eines Engels, mit den Schultern zu zucken, wie ich es auch schon bei Barnabas beobachtet hatte. Dann streckte er mir die Hand hin und ich fühlte mich wie ein neuer Mensch, als ich danach griff und wir uns der Sonne zuwandten.
Ein helles Licht erfüllte mich bei seiner Berührung und durchströmte mich bis in die Zehenspitzen. Die Wüste verschwand mit einem plötzlichen Blitzschlag. Ich keuchte auf und spürte, wie ich mich langsam aufzulösen begann. Die ersten dicken, schweren Tropfen klatschten mir ins Gesicht. Ich war da und spürte es, aber zur gleichen Zeit auch nicht. Eine Hälfte von mir fühlte die warmen Regentropfen und die andere ein vollkommenes Nichts. Schließlich verschwand auch die warme
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