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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Carter
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Ganze schließlich zu öde wurde, entschied ich mich doch für die Variante, Krach zu schlagen. Ich hielt die unglaubliche innere Anspannung – und die Langeweile – einfach nicht mehr aus.
    »Mmph!«, brummte ich und trat gegen die Wand. »Mmph mrrg ullg!«
    Ich lauschte auf Schritte oder Stimmen oder irgendetwas, was darauf hindeutete, dass mich jemand gehört hatte. Nichts. Ich schlug ein weiteres Mal Lärm. Wieder nichts.
    Mit einem Seufzer ließ ich den Kopf hängen. Ehe ich wusste, wie mir geschah, wurde ich von den Erinnerungen an all das, was mir in den letzten Tagen widerfahren war, überrollt. Ohne dass ich etwas dagegen unternehmen konnte, liefen mir die Tränen über die Wangen, und mein ganzer Körper bebte unter den Schluchzern.
    »Du benimmst dich wie ein kleines Baby!«
    Trotz der dichten Dunkelheit hob ich den Blick. Ich erkannte die Stimme auf Anhieb. Fon Pyre.
    »Genauso habe ich mich auch gefühlt, als ich dachte, ich würde meine Seele an den gefallenen Engel verlieren. Ich bin heilfroh, dass er sich voll und ganz auf dich konzentriert hat. Ich will gar nicht darüber nachdenken, was passiert wäre, wenn er mich bemerkt hätte.«
    Deutlicher, als mir lieb war, bekam ich Fon Pyres Krallen zu spüren, als er sich auf meine Knie stellte. Wenige Sekunden später glühte ein kleiner Feuerball vor mir auf. Das Licht war so gleißend, dass ich sogleich die Augen zusammenkniff. Als ich sie wieder öffnete, sah ich, dass er das Licht mit Hilfe seiner Finger erzeugte.
    »Mmph!«, sagte ich.
    »Wie bitte? Ich habe dich nicht verstanden«, gab Fon Pyre zurück.
    Siedend heiß ging mir auf, dass ich in meinem Zustand – mit einer Tomate im Mund – nicht in der Lage war, ihm Befehle zu erteilen.
    »Möchtest du vielleicht, dass ich etwas für dich erledige?«, fragte er höhnisch. »Du musst es nur sagen, Stu.«
    So kräftig wie möglich drückte ich mit der Zunge gegen die Tomate, aber es war hoffnungslos – gegen den Knebel hatte ich keine Chance. Für den Bruchteil einer Sekunde spielte ich mit dem Gedanken, die Tomate zu essen. Die Vorstellung jagte mir jedoch einen eisigen Schauer über den Rücken. Mir war von dem Geschmack, der meinen Mund erfüllte, ohnehin schon kotzübel – und wenn ich sie runterschluckte, würde ich garantiert ersticken. Ich hasste diese roten Dinger einfach!
    »Nein?«, sprach Fon Pyre weiter und hielt sich die Hand ans Ohr. »Nichts? Ha!«
    Ich gab auf. Es kam sowieso nichts dabei heraus, wenn ich versuchte zu sprechen. Reinste Zeitverschwendung. Stattdessen funkelte ich den Dämon an, was ich mir aber auch hätte schenken können.
    »Ich wette, du fragst dich, ob ich wusste, dass er nicht alleine war«, fuhr er fort. »Bingo, der Kandidat hat hundert Punkte! Dämonen können die Anwesenheit von Menschen genauso spüren wie die von Engeln. Ich habe es dir nur nicht gesagt. Aber du hast mich auch nicht gefragt, oder?«
    Am liebsten hätte ich diesen miesen kleinen Verräter windelweich geprügelt. Doch das ging ja leider nicht. Es blieb mir also nichts anderes übrig, als noch giftiger dreinzublicken.
    »Jetzt sitzte ganz schön in der Patsche, was?«, zog Fon Pyre mich auf. »Schon eine Idee, wie du aus dieser Nummer wieder rauskommst? Ach ja. Interessiert es dich eigentlich, was Mr. Brightly mit dir vorhat?«
    Ich nickte. Selbst wenn es nichts gab, das ich dagegen unternehmen konnte, so wollte ich wenigstens wissen, was mir bevorstand.
    »Pech gehabt, Kleiner«, sagte Fon Pyre triumphierend, »ich werde es dir nämlich nicht verraten.«
    In meiner Kehle formte sich ein Schrei, der jedoch von der Tomate abgebremst wurde. Fon Pyre lachte mich aus. Daraufhin versuchte ich, ihn von den Knien zu schütteln, aber er hatte sich so festgekrallt, dass ich keine Chance hatte. Er bewegte sich keinen Millimeter. Als ich nun mit dem Oberkörper nach vorne schoss, konnte ich ihm dadurch zumindest eine kräftige Kopfnuss verpassen.
    »Aua!«, rief Fon Pyre, als er rücklings von meinen Knien fiel. Ich hätte gerne dasselbe gesagt. Sein Kopf war nämlich um einiges härter, als ich gedacht hatte. Mein Triumph war außerdem von kurzer Dauer: Der Zusammenprall hatte zugleich bewirkt, dass ich die Zähne fest aufeinandergebissen hatte, weshalb ich jetzt Tomatensaft im Mund hatte. Igitt. Ich schloss die Augen und kämpfte mit aller Macht gegen den starken Brechreiz an. So kam es, dass ich erst dann merkte, dass sich meine Ausgangssituation verschlimmert hatte, als Fon Pyre erneut das Wort

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