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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Carter
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Werte. Du hingegen …«
    »Moralische Werte?«, entfuhr es mir. »Die wollen mich lynchen, weil ich Spaß mit mir selbst gehabt habe.«
    »Und du trachtest einem Engel nach dem Leben«, nahm Fon Pyre mir den Wind aus den Segeln, »damit du auch weiterhin deinen Spaß unter der Dusche haben kannst.«
    »Halt die Klappe«, fauchte ich. »Ich fasse es nicht. Jetzt diskutiere ich schon mit einem Dämon über Moral. Sag mir einfach, wo sich der Engel aufhält, damit wir loslegen können.«
    »Na gut«, brummte Fon Pyre. »Er wohnt in dem Haus dort drüben auf der anderen Straßenseite.«
    Fon Pyre deutete auf das höchste Gebäude von Ice Lake – was im Vergleich zu anderen Städten allerdings nicht viel hieß. Mit seinen fünf Stockwerken war es im Grunde nicht sehr hoch. Aber für Menschen, die einen guten Ausblick schätzten, war es das Beste, was die Stadt zu bieten hatte.
    »Engel suchen sich immer den höchsten Platz, den sie finden können«, erklärte Fon Pyre mir, als wir durch die Eingangstür das Foyer betraten. »Möchtest du gern selbst klingeln, oder soll ich das übernehmen?«
    Ich rüttelte an der Zwischentür. Abgeschlossen. Aber davon würden wir uns nicht aufhalten lassen.
    »Fon Pyre«, sagte ich. »Brich die Tür auf.«
    Wenige Sekunden später liefen wir durch die zerbrochene Tür, vorbei an einem Paar, das uns verängstigt anstarrte. Unser Ziel war die Treppe. Ich nahm jeweils zwei Stufen auf einmal und bereitete mich mental auf das vor, was ich gleich tun würde.
    Ob ich Zweifel an meinem Vorhaben hatte? Und wie. Schließlich stand ich kurz davor, meinen ersten Mord zu begehen. Ich klammerte mich an den Gedanken, dass es zu einem guten Zweck geschah, dass einer die Drecksarbeit erledigen musste. Fon Pyre, der schlotternd neben mir lief, schenkte ich keine Beachtung. In diesem Moment zählte allein, dass die Sache schnell und erfolgreich über die Bühne gebracht wurde.
    »Hier«, sagte Fon Pyre schließlich mit zittriger Stimme und blieb vor Apartment 503 stehen. »Bitte, Stuart, zwing mich nicht …«
    »Jetzt mach schon«, unterbrach ich ihn ungeduldig.
    Nachdem Fon Pyre die Tür eingetreten hatte, betraten wir gemeinsam die kleine und spartanisch eingerichtete Wohnung. Brightly lag auf einer schmalen Pritsche am Fenster, die Hände gefaltet auf der Brust. Er hatte das Gesicht in unsere Richtung gewandt. Wie es schien, hatten wir ihn geweckt. Perfekt.
    Ich machte einen Satz auf ihn zu, die präparierte Flasche auf ihn gerichtet, mein Opfer fest im Visier. Und genau das war der Grund dafür, warum ich denjenigen nicht bemerkte, der sich von hinten auf mich stürzte.
    Das Letzte, was ich sah, bevor ich das Bewusstsein verlor, war das selbstzufriedene Lächeln auf Mr. Brightlys Gesicht.

 
     
     
     
     
     
     

     
     
    Als ich wieder zu mir kam, fühlte ich mich hundeelend. Mein Kopf schmerzte, meine Hand- und Fußgelenke fühlten sich steif und taub an.
    Die Ursache für den Brummschädel lag natürlich auf der Hand: Schließlich hatte mir jemand von hinten mit einem harten Gegenstand eins übergezogen.
    Als ich meine Arme und Beine in eine bequemere Lage bringen wollte, musste ich außerdem feststellen, dass das nicht funktionierte: Mit einer Art Draht waren sie sicher und fest verschnürt.
    Ach ja, und dann war da noch die Tomate in meinem Mund. Ich hasse rohe Tomaten wie die Pest, und dieser eklige Geschmack war einfach überall. Als ich versuchte, sie auszuspucken, erlebte ich eine weitere Enttäuschung: Über dem Mund hatte man mir irgendetwas um den Kopf gebunden.
    Ich war gefesselt und geknebelt.
    Zu allem Unglück war es stockduster um mich herum. Ich saß mit dem Rücken gegen eine Wand gelehnt, und meine Füße berührten eine andere Wand. Überhaupt empfand ich eine drückende Enge, die mich vollkommen zu umgeben schien.
    Ein Wandschrank, dachte ich. Kein gutes Zeichen. Immerhin lebte ich noch. Der Umstand, dass Brightly mich nicht sofort getötet hatte, ließ hoffen. Die Frage war nur, was er mit mir vorhatte.
    Ich spielte mit dem Gedanken, ein wenig Lärm zu machen, fragte mich aber dann, ob es tatsächlich eine gute Idee war. Wenn Brightly und sein Komplize mir wirklich etwas antun wollten und mitbekamen, dass ich wieder bei Bewusstsein war, würden sie womöglich keine Zeit mehr verlieren. Stattdessen zog und zerrte ich an meinen Fesseln, die allerdings keinen Deut nachgaben. Auch mein Versuch, den Türgriff zu finden, schlug fehl: Ich konnte mich kaum bewegen.
    Als mir das

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