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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Carter
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du besser eine kürzere Distanz gewählt, findest du nicht auch?«
    »Wären Sie so freundlich, endlich aus meinem Kopf zu verschwinden?«, entgegnete ich. »Was wollen Sie eigentlich von mir? Die Leute hier sind Ihnen so treu ergeben. Sogar ich würde da erwarten, dass Ihr göttliches Überfallkommando mich zu diesem Zeitpunkt längst hätte töten müssen.«
    »Töten?«, antwortete Brightly. »Nein, nein, nein, mein lieber Junge. Mein Wunsch ist es nicht, dich zu töten. Meine Anhänger nehmen die Dinge manchmal selbst in die Hand, ehe ich sie davon abhalten kann. Das Haus des Pfarrers, zum Beispiel. Da hatte ich …«
    »Was ist mit Father Reedy?«, unterbrach ich ihn.
    »Es geht ihm gut«, erwiderte Brightly. »Du wirst ihn bald wiedersehen. Ich habe seinen Kopf geheilt, genau wie deine Lungen. Es ist von größter Wichtigkeit, dass ihr beide in guter körperlicher Verfassung seid, wenn ich euch bekehre.«
    »Uns … bekehren?«, stammelte ich, und bei dem Klang dieser Worte packte mich plötzlich Unbehagen.
    »Ihr seid beide Sünder«, erklärte Brightly, »aber ihr weigert euch, das einzusehen. Jetzt gilt es, euch aufzuzeigen, wo ihr vom rechten Wege abgekommen seid. Ihr müsst euch zu euren Sünden bekennen, damit ihr erlöst werden könnt.«
    »Wieso unterziehen Sie uns nicht einfach einer Gehirnwäsche?«, wollte ich wissen. »So wie beim ersten Mal, als wir uns begegnet sind. Sie hatten mich so weit, dass ich mich klein und dreckig fühlte.« Insgeheim fragte ich mich, wieso er diese Macht jetzt nicht nutzte, um mich zu manipulieren.
    »Weil der Effekt nachlässt, wenn ich nicht in deiner Nähe bin, um dich zu leiten«, erläuterte er mir. »Hinzu kommt, dass es keine echte Bedeutung hätte, wenn ich meine Kräfte auf diese Art einsetzen würde – Stichwort freier Wille und so weiter. Ich möchte, dass du meine Denkweise aus freien Stücken akzeptierst und dir zu eigen machst. Nur dann kannst du wahrhaftige Erlösung erleben.«
    Leider fehlte mir der Mut, die nächste Frage zu stellen, die sich im hintersten Winkel meines Verstandes regte. Aber selbstverständlich musste ich mir darüber keine Sorgen machen: Mr. Brightly wühlte bereits wieder in meinen Gedanken herum und gab mir prompt die Antwort.
    »Du wirst schon bald an dem Punkt sein, an dem du dich meiner Sichtweise anschließt«, sagte er. »Weil es nämlich die einzige Lösung sein wird, um den sengenden Schmerz auszuschalten, den du gleich erleben wirst. Ah, da kommt ja auch meine treue Hilfskraft.«
    »Ihre Hilfskraft? Wer?«, fragte ich, als ich hörte, wie jemand das Apartment betrat.
    »Die Person, die dich gestern Abend bewusstlos geschlagen hat«, führte er aus. »Und die deine Disziplinierung übernehmen wird.«
    Als ich erkannte, wer soeben in den Raum gekommen war, stieß ich einen Laut der Überraschung aus. Schlagartig war mir klar, woher Brightly von meiner Abscheu vor Tomaten gewusst hatte.
    Mein Peiniger war niemand anderes als meine Mutter.

 
     
     
     
     
     
     

     
     
    »Mom?«, sagte ich ungläubig, als sie das Zimmer durchquerte und geradewegs auf mich zusteuerte. »Was machst du hier?«, fragte ich atemlos, in der Hoffnung, es gäbe eine Erklärung für ihre Anwesenheit – irgendeine, die nichts mit Brightlys Schreckensvisionen zu tun hatte.
    »Das habe ich dir bereits hinlänglich erklärt«, meldete sich Brightly zu Wort. »Sie wird dich disziplinieren. So ist es doch, Judy, nicht wahr?«
    »Jawohl, Mr. Brightly«, antwortete meine Mutter mit kalter, emotionsloser Stimme. Sie klang beinahe wie ein Roboter. Vermutlich hatte der gefallene Engel sie an die kurze Leine genommen. Ich war mir nicht einmal sicher, ob sie überhaupt wusste, dass sie ihren eigenen Sohn vor sich hatte.
    »Hallo, Stuart«, sagte sie, womit meine Frage beantwortet war. Ihre Augen waren stumpf, ihr Blick lieblos, als sie auf mich herabschaute. Es war das Fürchterlichste, das ich je erlebt hatte. Und dabei hatte ich bereits Fon Pyres Hintern gesehen!
    »Dein Timing ist perfekt«, ließ Brightly sie wissen. »Wie du siehst, hat dein Sohn es fertiggebracht, sein Gefängnis in Brand zu setzen. Und er hat sich sogar durch deine Tomate gegessen.«
    Als Mom erstaunt die Augenbrauen hob, konnte ich es ihr nicht übelnehmen. Ich konnte selbst kaum glauben, dass ich das getan hatte.
    »Wenn er sie plötzlich so gerne mag«, meinte sie, »sollte er am besten von nun an nichts anderes mehr zu essen bekommen.«
    »Eine grandiose Idee«, pflichtete Brightly

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