Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Carter
Vom Netzwerk:
einige Augenblicke lang an. »Du glaubst wirklich an den ganzen Kram, den sie uns in der Sonntagsschule eintrichtern, oder?«
    »Es stimmt ja auch«, gab er zurück. »Gott findet immer einen Weg.«
    »Tut er das?«, warf ich ein. »Was uns beide betrifft, hat er schließlich keinen Weg gefunden, um uns zusammenzubringen.«
    Chester ließ den Kopf hängen und stieß einen Seufzer aus.
    »Hör zu, es tut mir leid«, sagte er. »Vielleicht bin ich ein wenig … du weißt schon. Und vielleicht hätten wir … du weißt schon. Aber ich dachte doch, dass wir etwas Verbotenes getan haben. Komm schon, Mann! Ein gefallener Engel hat meine Gedanken kontrolliert. Was hätte ich denn machen sollen?«
    Dagegen ankämpfen, dachte ich, behielt es aber für mich. Es wäre sinnlos gewesen, es auszusprechen. Chester war einfach nicht der Typ, der sich gegen Engel zur Wehr setzen konnte. Und ich musste ihm seine Schwächen ja auch nicht unbedingt unter die Nase rei ben, oder?
    Wenn ich jedoch zwischen den Zeilen las, hatte er soeben zugegeben, dass er schwul war. Immerhin ein Anfang, fand ich.
    »Vergiss es und lass mich einfach in Ruhe«, entgegnete ich. »Es sei denn, du hast eine zündende Idee, wie wir hier rauskommen und zwei geistesgestörte gefallene Engel aufhalten.«
    »Ich wüsste schon, wie.«
    Schlagartig setzte ich mich auf und blickte zur Pritsche auf der anderen Seite des Raumes. Der haarige, stinkende Säufer, den Clemments uns als Hammond vorgestellt hatte, sah zu uns herüber.
    »Wirklich?«, erkundigte sich Chester.
    »Was wissen ausgerechnet Sie denn über gefallene Engel?«, fragte ich.
    »Na ja«, antwortete Hammond gedehnt. »Ich bin selbst einer.«

 
     
     
     
     
     
     

     
     
    Chester und ich starrten den offensichtlich verkaterten Hammond an und ließen sein Geständnis erst einmal gründlich auf uns wirken. Dann entfuhr mir ein Wort, das meinem Unglauben Ausdruck verlieh. Ihr wisst schon, ein Wort, das sich auf ›Schweißfleck‹ reimt.
    »Stu!«, rief Chester. »Wenn der Allmächtige dich hört!«
    »Jetzt erzähl mir nicht, dass du ihm glaubst«, meinte ich. »Weshalb? Bloß weil er es gesagt hat?«
    »Nein … Jedenfalls nicht nur«, antwortete Chester. »Ich habe außerdem dafür gebetet, dass etwas geschieht. Könnte doch sein, dass meine Gebete erhört wurden. Wenn der Typ da ein gefallener Engel ist, kann er uns vielleicht erklären, wie wir seine Kumpane aufhalten und die Stadt retten können.«
    »Und wenn er lügt«, hielt ich dagegen, »haben wir einem Stadtstreicher zum Schenkelklopfer des Jahres verholfen.«
    »Du hast eine ziemlich schlechte Meinung von deinen Mitmenschen«, bemerkte Chester. »Wieso bist du dir so sicher, dass er kein gefallener Engel ist?«
    »Weil er hier in dieser Zelle steckt«, erwiderte ich. »Wäre er tatsächlich ein Engel, würde er einfach seine Kräfte einsetzen und die Cops dazu bringen, ihn freizulassen.«
    »Vielleicht hat der Alkohol seine Kräfte geschwächt.«
    »Mag sein«, sagte ich. »Aber beweist das irgendwas? Nein!«
    »Du kannst nicht immer erst auf Beweise warten, Stu«, meinte Chester. »Manchmal muss man eben vertrauen können. Nehmen wir mal an, du hast recht, und er lügt. Was ist das Schlimmste, das passieren könnte? Er könnte uns auslachen, wie du bereits festgestellt hast. Wenn er jedoch die Wahrheit gesagt hat, dann …«
    »Schon gut«, unterbrach ich ihn leicht genervt. »Dann lass uns mit ihm reden.«
    »Entschuldigung, Sir«, sprach Chester den Mann an. »Mein Freund kann hin und wieder ein echter Trottel sein.«
    »Hey!«, entfuhr es mir.
    »Na ja, stimmt doch«, schoss Chester zurück. »Sir«, wandte er sich erneut an Hammond, »ich glaube Ihnen, und ich brauche Ihre Hilfe.«
    »So viel habe ich schon mitbekommen«, antwortete Hammond und stieß einen Schwall fauligen Atems aus. »Ich werde euch Jungs sagen, was ihr wissen müsst. Aber vorher müsst ihr etwas für mich tun.«
    »Einverstanden«, sagte ich und versuchte, nur noch durch den Mund Luft zu holen. »Was wollen Sie?«
    »Ich möchte, dass ihr zwei mir etwas versprecht«, erklärte der Mann, »ihr dürft niemals eure Schwester heiraten.«
    »Was?«, rief Chester.
    »Das ist Ihr Reizthema?«, wollte ich wissen, woraufhin Hammond nickte.
    Chester und ich sahen einander an. Und lächelten.
    »Sir«, meinte ich. »Das ist ein Versprechen, das wir beide ohne Probleme halten können.«
    Genau genommen war Hammond weniger ein gefallener Engel als ein ehemaliger gefallener

Weitere Kostenlose Bücher