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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Carter
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die einzige Frau in der Gruppe. »Die hat mit dem Auge gezuckt.«
    »So meinte ich das doch gar nicht«, sagte ich.
    »Dann drück dich nächstes Mal gefälligst deutlicher aus«, belehrte mich Fon Pyre. »Soll ich also verhindern, dass sich diese Staatsdiener hier feindselig verhalten, mein Herr und Meister?«
    »Was auch immer«, entgegnete ich leicht genervt. »Sorg einfach dafür, dass sie nicht mehr an ihre Waffen kommen. Ich gehe jetzt und sehe nach Chester.«
    Gesagt, getan. So lief ich zum dritten Polizeiwagen im Graben, Chester saß hinter dem Steuer, lag mit dem Oberkörper auf dem ausgelösten Airbag. Ich stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Die Chancen, dass er den Crash überlebt hatte, standen gut.
    »Chester?«, sagte ich und öffnete die Fahrertür.
    »Wow …«, antwortete Chester und umarmte den Airbag, als wäre er ein riesiger Teddybär. Mir fiel außerdem auf, dass Chester es nach meinem überstürzten Abgang irgendwie geschafft hatte, sich den Sicherheitsgurt anzulegen. Erstaunt schüttelte ich den Kopf und lachte. Eins musste man Chester lassen: Er hatte einen ziemlich ausgeprägten Überlebensinstinkt.
    »Alles in Ordnung?«, erkundigte ich mich. »Irgendwas gebrochen?«
    »Ich glaube nicht«, antwortete Chester. »Mann, so ein Airbag ist echt gemütlich.«
    »Komm schon, steig aus«, sagte ich, packte ihn am Arm und zog. »Uns bleibt nicht viel Zeit, wir müssen …«
    Weiter kam ich nicht. Ein unmenschlicher Schrei zerriss die Luft. Es klang wie ein Donnern, in das sich das Jaulen von tausend sterbenden Katzen mischte. Oder so, als würde Jennifer Carey singen. Na ja, so schrecklich nun auch wieder nicht. Als ich herumfuhr und sah, was gerade passierte, zog sich mir schmerzhaft der Magen zusammen.
    Jacob war wieder ganz der Alte und hatte Fon Pyre von hinten gepackt. Unter normalen Umständen wäre das kein großes Problem für einen Dämon gewesen – doch Jacob drückte ihm dabei sein Kruzifix ins Gesicht. Das Kreuz war aus Silber; Jacob hatte es zu seiner Konfirmation bekommen. Ich erinnerte mich noch genau daran, wie er damit geprahlt hatte, dass seine Mutter es ihm aus Rom mitgebracht hatte und dass es vom Papst persönlich gesegnet worden war.
    Bei Fon Pyres verzweifeltem Geschrei war ich nun doch dazu geneigt, ihm die Geschichte zu glauben.
    »Hör auf, Jacob!«, schrie ich.
    Als Jacob den Blick hob, fuchtelte Fon Pyre mit den Armen herum und traf ihn hart am Kinn. Jacob fiel nach hinten, und Fon Pyre prallte gegen einen der parkenden Wagen.
    Gerade als ich so etwas wie Erleichterung empfinden wollte, geschahen zwei entsetzliche Dinge. Einer der Beamten angelte sich eine der Waffen, die am Boden lagen. Er entsicherte sie, zielte und drückte ab, woraufhin Fon Pyre auf die Straße geschleudert wurde.
    So weit der erste Teil der Geschichte. Doch es kam noch schlimmer: Mit einem lauten Knall erwischte ein riesiger Sattelschlepper den durch die Luft wirbelnden Dämon. Und mit einem Fingerschnippen war mein Dämon einfach fort.
    Fon Pyre, der Dämon, den ich heraufbeschworen hatte und der einen Eid geschworen hatte, mich für immer zu beschützen. Zugegeben, er hätte mich getötet, wenn er dazu die Gelegenheit bekommen hätte. Und ja, er hatte zweimal tatsächlich versucht, mich abzumurksen. Obwohl es beim zweiten Mal im Grunde eher unterlassene Hilfeleistung gewesen war, als er mich in dem brennenden Wandschrank zurückgelassen hatte.
    Ja, er war ein niederträchtiger, kleiner Bastard. Aber irgendwie hatte ich mich an ihn gewöhnt. Ich war nicht bereit, ihn so bald wieder loszulassen. Meine Fassungslosigkeit war sogar so groß, dass Chester mir auf die Schulter klopfen und mich darauf hinweisen musste, dass mir jemand eine Pistole vor die Nase hielt.
    »Stu«, meinte er. »Die Polizei möchte etwas von dir.«
    Erst jetzt merkte ich, dass die vier Beamten ihre Pistolen eingesammelt hatten und einer direkt auf mich zielte. Das war bereits das zweite Mal innerhalb von zwei Tagen, dass ich mit einer Waffe bedroht wurde. Und schon beim ersten Mal hatte es mir nicht besonders gefallen.
    »Hände hoch!«, brüllte der Polizist mit dem Revolver. »Aber ein bisschen plötzlich!«
    Ich tat, was der Beamte sagte, und bereitete mich auf meine erste Festnahme vor. Was blieb mir in dieser Situation auch anderes übrig?
    »Was ist mit mir?«, hörte ich Chester fragen. »Bin ich raus aus der Sache?«
    Die Antwort der Polizisten verkneife ich mir lieber.

 
     
     
     
     
     

     
     
    Das

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