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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Carter
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Verhör entpuppte sich als ziemlich zermürbend, was angesichts der jüngsten Ereignisse nicht besonders verwunderlich war. Schließlich waren vier Beamte ausgezogen, um zwei kriminelle Jugendliche dingfest zu machen, und letzten Endes hatten sie es mit einem übernatürlichen Wesen zu tun bekommen. Logisch, dass sie auf Antworten brannten.
    Glücklicherweise befanden wir uns in der ländlichen Provinz Ontario. Hier vertrat jeder irgendeine religiöse Überzeugung, und für viele waren dämonische Vorkommnisse praktisch an der Tagesordnung. Deshalb erzählte ich meine ganze Geschichte so wahrheitsgemäß wie möglich und hoffte darauf, dass Officer Blooms abergläubisch war.
    »Fassen wir noch einmal zusammen«, resümierte Officer Blooms mit einem Blick auf seine Notizen. »Ein gefallener Engel kommt in die Stadt und hetzt die Bewohner gegen dich auf. Du versteckst dich gemeinsam mit deinem Freund im Haus deines Priesters, das daraufhin von den Stadtbewohnern angegriffen und niedergebrannt wird. Anschließend suchst du im Keller eines verlassenen Geschäftshauses Zuflucht, wo du einen Dämon heraufbeschwörst, der …«, er hielt kurz inne, um seine Schrift zu entziffern, »… Fon Pyre heißt. Gemeinsam mit diesem Fon Pyre suchst du das Apartment von …«, wieder warf er einen Blick auf den Zettel, »… Mr. Brightly auf, mit der Absicht, ihn umzubringen.«
    »Weil er der gefallene Engel ist«, fügte ich hinzu.
    »Bitte unterbrich mich nicht«, wies Officer Blooms mich zurecht. »Du gibst an, dass dieser Mr. Brightly dich gekidnappt und deine Mutter dazu gebracht hat, dich mit Jodsalbe und schlechter Musik zu foltern. Doch dann hat dich dein Dämonenfreund gerettet, du wiederum hast Chester gerettet, und ihr habt gemeinsam ein Polizeiauto entwendet. Stimmt das so weit, junger Mann?«
    »So in etwa«, sagte ich.
    »Ihr seid auf dem Highway 400 in nördlicher Richtung unterwegs gewesen«, fuhr der Beamte fort, »bis du gemeinsam mit dem Dämon aus dem fahrenden Wagen gesprungen bist, weil ihr gemerkt habt, dass ihr verfolgt werdet. Im Anschluss daran hast du deinen Freund … Jacob Farmson angegriffen, ihn entführt und sein Motorrad entwendet. Danach hast du deinem Dämon befohlen, vier Polizeibeamte anzugreifen, während du dich um Chester gekümmert hast. Korrekt?«
    »Ja«, bestätigte ich.
    Einige Augenblicke starrte Officer Blooms mich schweigend an.
    »Eines würde ich noch gerne wissen«, meinte er schließlich. »Warum sollte ich dir diese gequirlte Scheiße abkaufen?«
    Was bin ich doch für ein Glückspilz, dachte ich.
    »Die vier Polizisten haben den Dämon selbst gesehen«, betonte ich. »Einer hat sogar auf ihn geschossen.«
    »Ich kann es kaum abwarten, bis ich die Berichte der Kollegen auf den Tisch bekomme«, gab er sichtlich genervt zurück. »Die strotzen meist nur so vor dämonischen Erscheinungen oder Teufeln, die Menschen verführen wollen, und solchem Mist. Früher habe ich es gehasst, dieses Zeug lesen zu müssen. Jedes Mal musste ich mich erst durch den unsäglichen religiösen Kram kämpfen, um an die harten Fakten zu gelangen. Irgendwann bin ich dazu übergegangen, das Ganze als Unterhaltung anzusehen. Mehr ist es nämlich nicht. Mag sein, dass meine Kollegen auf deine Geschichte reingefallen sind, mein Freundchen, aber mich führst du nicht hinters Licht. Haben wir uns verstanden?«
    Ich nickte und senkte den Blick auf den Tisch. Fon Pyres Tod stand mir noch immer lebhaft vor Augen, und die Ereignisse der letzten Tage lasteten schwer auf meinen Schultern. Ich brauchte dringend eine Pause.
    Und wie es aussah, würde ich in den Genuss einer sehr langen Auszeit kommen.
     
    »Dann werde ich mich mal mit deinem gefallenen Engel unterhalten«, sagte Officer Blooms und zeichnete Gänsefüßchen in die Luft, »um herauszufinden, was an deiner Geschichte dran ist. Obwohl ich da so meine Zweifel habe. Dir wird eine Menge zur Last gelegt, junger Mann, nur dass du es weißt. Da das Gesetz die Existenz von Engeln und Dämonen nicht anerkennt, solltest du«, fuhr er fort und beugte sich zu mir herüber, »darüber nachdenken, ob du auf Unzurechnungsfähigkeit plädierst.«
    »Das werde ich«, sagte ich. »Nachdenken, meine ich.«
    »Bis deine Mutter kommt und die Kaution entrichtet«, erklärte Officer Blooms mir, »bleibst du in unserer Obhut. Ich an deiner Stelle würde mir die ganze Geschichte noch einmal durch den Kopf gehen lassen und beim nächsten Mal lieber von Anfang an bei der Wahrheit

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