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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Wethern
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versammelten sich alle im Angels Inn. Dann fuhren wir mit Kameras und Proviant in die Berge bei Oakland. Anfangs machte es Spaß, für die Kamera zu paradieren und zu spielen. Dann ließen die Filmleute uns mehrere Male um dieselbe Kurve fahren, weil mit der Kamera und der Choreografie etwas nicht gestimmt hatte. Es war mühselig, auf engem Raum zu wenden und dabei die korrekte Formation beizubehalten. »Zum Teufel damit«, knurrte ich. »Los, trinken wir etwas.«
    Es war im Wesentlichen dem Proviantwagen der U. S. Films zu verdanken, dass wir nicht gleich am ersten Tag ausstiegen. Von unserer Gage waren wir nicht sonderlich begeistert, aber die Filmerei war immerhin etwas Neues und schmeichelte unserem Ego. Die meisten von uns fanden es aufregend, sich Schauspieler nennen zu dürfen. (In den folgenden Jahren wurde »Schauspieler« bei einigen toten oder verhafteten Angels als letzter Beruf vermerkt.)
    An diesem Abend feierten einige der echten Schauspieler mit den echten Angels. Es überraschte uns, dass so viele Filmleute Drogen nahmen, und wir waren beeindruckt von einer zierlichen Schauspielerin, die mit einer Harley besser umgehen konnte als ihre männlichen Kollegen.
    Am nächsten Tag überhörten wir den Wecker. Schlimmer noch, ich hatte mir J. B.s Motorrad geliehen, das wie üblich nicht ansprang. Da ich Helen die Schuld daran gab, dass wir verpennt hatten, zeigte ich nach oben zum Hang und befahl: »Schieb an. Wir starten sie mit dem Kompressor.« Langsam und grummelnd schob sie mich bergauf. Auf der Kuppe sagte ich zu ihr: »Okay, steig auf. Wenn du runterfällst, bleibst du hier, denn ich habe keine Zeit anzuhalten.«
    Der Motor sprang an. Wir starteten mit Vollgas und schnitten die Kurven extrem eng. Schließlich bat mich Helen: »Fahr langsamer, George. Fahr langsamer.«
    Nachdem ich die irre Prozession aus Choppern und Kamerafahrzeugen eingeholt hatte, wurden wir gefilmt, während wir über die Bay Bridge nach San Francisco fuhren und dann durch den Broadway-Tunnel in North Beach um den Coit Tower herum zurückdüsten, vorbei an den Touristen in der Fisherman’s Wharf. Wir hatten uns in unsere schmierigsten Klamotten geworfen, und unsere Frauen trugen ihr eindrucksvollstes Gewand. Als die Spaziergänger ihre Köpfe drehten, duellierten wir uns ein wenig mit unseren Gashebeln. Helen – in schwarzer Jacke und schwarzen Stiefeln plus einer Levi’s, die an beiden Beinen bis zum Oberschenkel aufgeschlitzt und mit Rohleder verschnürt war – umarmte meine Kutte und genoss die herablassenden oder verschämten Blicke der sittsamen Frauen, die ein Schaumzuckerleben mit Schaumzuckergatten führten.
    Als der Film Mitte August ins Kino kam, trat Sonny ein paarmal mit Solomon und den Schauspielern John Garwood und Adam Roarke auf, um ein bisschen Werbung zu machen. »Er ist so echt, wie es auf der Leinwand möglich ist«, erklärte er. »Natürlich haben wir unsere Geheimnisse. Wenn ich jemandem erzählen würde, was wir wirklich tun, würde niemand mehr staunen.« 27 Unter vier Augen kanzelte er den Film aber als eine der vielen irreführenden Darstellungen ab.
    Wir nahmen an der Premiere im Ball Theater in San Leandro teil. In der Eingangshalle erkannte ich mich auf einem Werbeplakat. Hinter mir war Helens Fuß nur teilweise zu sehen. Während der Aufführung lümmelten wir in den Logensitzen, stolperten durch die Gänge und ließen Joints herumgehen. Wenn ein vertrautes Gesicht über die Leinwand huschte, verbeugte sich der Star, während die anderen pfiffen und johlten. Im Großen und Ganzen gefiel uns der Film, weil er uns als Robin Hood und seine Spießgesellen porträtierte, die Matrosen verprügelten, welche Jack Nicholson verprügelt hatten.
    Anschließend feierten einige Mitglieder in einer Kneipe am MacArthur Boulevard, wo das wirkliche Leben sie einholte. Die Polizei nahm Skip fest, aber Edward »Deacon« Proudfoot und ein anderer Angel versperrten den Ausgang. Also holte die Polizei Verstärkung und brach die Tür auf. Bierflaschen, Billardstöcke und Ketten prasselten auf sie nieder, doch dann stellten sie die Ordnung wieder her. 10 Cops kamen mit Schnittwunden und Blutergüssen ins Krankenhaus, 13 Angels wanderten in den Knast. Skip gestand Trunkenheit an einem öffentlichen Ort, Deacon räumte Widerstand gegen die Staatsgewalt ein, und beide saßen eine kurze Strafe ab.
    Unser denkwürdigster Kinobesuch galt wohl dem Film 2001: Odyssee im Weltraum von Stanley Kubrick, den die Hippies sich oft

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