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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Wethern
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andere Mitglieder zu beein­drucken, und unser Lieblingsspiel war »Kauf es als Erster«. Wenn ein Angel einen bestimmten Gegenstand bewunderte, versuchte ein anderer, ihm zuvorzukommen. Dann überließ der Sieger seinem Kumpel die Beute oder behielt sie selbst, je nachdem, ob ihm der Sinn nach Dankbarkeit oder Neid stand. Je teurer das Ding war, desto glorreicher war der Sieg. Meist handelte es sich um Orientteppiche, Lampen, Wasserpfeifen und handgefertigte Kleidung. Manchmal ging es um ziemlich große Beträge. Einmal hatte ich zum Beispiel ein Auge auf ein zwölf Meter langes Kajütboot von Higgins geworfen, aber Zorro kam mir zuvor. »Keine Sorge«, versicherte er mir, als er bezahlte. »Wir haben es. Es gehört auch dir.« Also kaufte ich meinerseits eine Harley Sportster im Wert von 1800 Dollar direkt aus dem Verkaufsraum, fuhr damit neunzig Kilometer nach Daly City, war unzufrieden mit ihrem Fahrverhalten und schenkte sie Animal, der zu dieser Zeit noch eine Klapperkiste fuhr.
    Nicht alle hörten auf, Motorräder zu stehlen, aber die meisten brauchten kein Geld mehr zusammenzukratzen, um uralte Chopper wieder in Gang zu bringen. Wir konnten uns jetzt neue Motorräder leisten, und manche Mitglieder hielten sich eine Maschine für den alltäglichen Gebrauch und eine zweite für besondere Gelegenheiten. Auch Sonderwünsche wie eine teure Verchromung wurden erfüllt.
    Einige Angels kauften Luxusautos mit Stereoanlage. Ein Zweirad machte zwar Spaß, aber ein Zweiachser war weniger verdächtig, wenn man mit Drogen handelte, und an Ausgeh-Abenden bequemer. Ich schätzte Chryslers, Sonny bevorzugte Lincolns und Corvettes, Tramp mochte Jaguars, Tiny stand auf Corvettes, und Winston fand Gefallen an Cadillacs. Vern besaß einen schicken Ford Ranchero mit sechs Zylindern, den wir »Highway-Ranchero« nannten, weil er mit Höchstgeschwindigkeit Marihuana beförderte. Obwohl nicht alle Maschinen liefen, die Okie gehörten, war er doch Eigentümer von neun Motorrädern und vier Autos, unter denen sich auch ein instandgesetzter 1984er Lincoln befand. Viele Autos und Kleinlaster wechselten den Besitzer innerhalb des Clubs, und wir waren ständig auf der Suche nach neuen, stärkeren und rassigeren Fahrzeugen als Statussymbole und aus Liebe zum Verbrennungsmotor.
    Manche Mitglieder schafften sich exotische und seltene Tiere an, zur Unterhaltung oder als Bodyguards. Cisco hatte einen Haschisch rauchenden Affen, der bei Ausfahrten stets der Star war. Viele Jungs besaßen große Wachhunde. Deutsche Schäferhunde waren beliebt, aber Sonny entfachte ein Dobermann-Fieber, als er sich zwei dieser Hunde zulegte und um sein Haus patrouillieren ließ. Tramp und Tiny hielten Klapperschlangen, die weiße Mäuse fraßen und sich auch recht gut dafür eigneten, unnachgiebige Typen zur Räson zu bringen – man schob einfach ihre Hände in den Käfig.
    Die eindrucksvollsten Haustiere waren die Raubkatzen, die Zorro und Winston zum Ärger ihrer Nachbarn vor dem Haus anketteten. Einige Nachbarn verklagten Winston sogar wegen seiner 135 Kilo schweren afrikanischen Löwin »Kitty Kitty«. Ich konnte es ihnen nicht verübeln, erst recht nicht, nachdem das Tier mir eine Colaflasche aus der Hand geschlagen hatte und dabei fast meinen Arm abgerissen hätte. Winston gab dem Raubtier Beruhigungsmittel, damit es friedlich blieb. Dennoch brachte es mehrere Mitglieder des Motorradclubs Unknowns zu dem Geständnis, dass sie Sonnys Maschine gestohlen hatten – sie verrieten sogar, wo sie stand. Die Diebe hatten Peitschenhiebe ausgehalten, während sie am Dachsparren hingen, aber der Anblick von Kitty Kitty war zu viel für sie. 26
    ***
    Die Knarre konkurrierte mit dem Motorrad als Machtsymbol des Clubs. Fast jedes Mitglied stellte in seinem Haus wenigstens ein paar Waffen zur Schau, und manche Charter verlangten sogar, dass jedes Mitglied eine eigene Waffe besaß oder Zugang zu einer Waffe hatte. Manche Mitglieder legten umfangreiche Waffensammlungen an. Skip hatte sich schon als Kind auf alte Waffen spezialisiert, während andere, wie ich, sich mehr für moderne und starke Feuerwaffen interessierten. Sonny bewahrte meist etwa ein Dutzend Waffen im Haus auf, darunter einige 9-mm-Pistolen. Ich durchstöberte Waffengeschäfte und erwarb von Geschäftspartnern einzelne Stücke. Auf diese Weise erwarb ich die größte Sammlung automatischer Waffen im ganzen Club. Meist hatte ich drei Dutzend Handwaffen und mehr als zehntausend Schuss Munition im Haus. Eine,

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