Böser Engel
durfte sie aufstehen, sobald die Männer genug von ihr hatten. Es gab aber auch einige Mitglieder, darunter ich, die nicht so scharf waren aufs Rudelbumsen.
Nach einer solchen Orgie hielt sich die neue »Mama« stets in der Nähe der Männer, denn die anderen Frauen hätten sie sonst in Stücke gerissen. Wenn es doch zu einer Rauferei kam, eilten die Männer herbei, um ihre Neuerwerbung zu beschützen. Dann zogen Stammspielerinnen wie Helen sich auf eine Seite des Lokals zurück und verbreiteten schlechte Stimmung.
»Ich hoffe, diese Schlampe verblutet«, zischten sie höhnisch. Und wenn die neue »Mama« anfing, sich an einem Mitglied zu reiben, fauchte eine aus der Stammbesetzung: »He, du Flittchen! Lass die Finger von meinem Alten!«
Die »Mamas« mussten sich einem Auswahlverfahren stellen und landeten meist bei einem rangniedrigen Angel, nachdem die führenden Mitglieder – oder jene, deren Frauen besonders besitzergreifend oder wütend waren – sie ausgemustert hatten. Mitglieder der unteren Ebene, zum Beispiel Monk, der Katzenfresser, und »Pops« Lindeman, ein ehemaliger Marinesoldat in seinen Vierzigern, der auf Pornos stand, kriegten oft die weniger reizvollen Frauen ab. Gut aussehende Miezen wurden manchmal von hochrangigen Mitgliedern wie Tramp mit Beschlag belegt. Tramp prahlte einmal damit, er habe mit mehreren Frauen eine mehrtägige Orgie abgehalten. Tiny, ein wenig überzeugender Don Juan, ging mit drei Frauen zugleich ins Bett, wenn er sie kriegen konnte. Und »Big Al« Perryman klagte, eine geile »Mama« habe seinem Hund fast die Hoden abgerissen.
Die Fluktuation war enorm. Einige wenige hielten durch und hingen sechs Monate, ein Jahr oder länger im Club herum. Ab und zu wohnten sie bei einem Mitglied, ansonsten bedienten sie so ziemlich jeden, der sie haben wollte. Sie wurden ein- und ausgeschaltet, beiseite geschubst und wie Roboter aus Fleisch und Blut herumgestoßen. Wer das ohne Murren erduldete, war »eine gute Mama«.
Die meisten kamen aus den gleichen Gründen in den Club wie die Männer: Spaß, Ansehen und Nervenkitzel ohne Ende. Weil sie entbehrlich waren, wurden nicht wenige mit riskanten Jobs beauftragt wie dem Schmuggeln von Kokain oder Heroin auf Flugreisen. Sie wussten, dass die Gefahr und der Missbrauch der Preis für das aufregende, romantische Leben waren. Einige hatten sich die Worte »Eigentum der Hells Angels« auf den Hintern tätowieren lassen, oder sie trugen diesen Slogan als Abzeichen. Und sie mussten mit Clubstrafen rechnen, was Prügel, Gruppenvergewaltigung oder Schlimmeres bedeuten konnte.
Wenn sie sich danebenbenahmen – sich in ein Gespräch einmischten oder mit dem falschen Mann flirteten –, lernten sie, was Sklaverei war. Einige Angels schleppten beispielsweise Jan, eine Frau, die schon durch viele Hände gegangen war und die Angewohnheit hatte, Gespräche zu unterbrechen, in Monks Keller, zogen sie aus, fesselten sie an einen Pfeiler und beschossen sie mit Softair-Pistolen, bis sie kapierte, dass man Frauen zwar sehen, aber nicht hören wollte. Das alles geschah mit dem Einverständnis ihres Alten, Sweet Terry.
»Napa Bob« Holmes, ein alter Frisco-Angel, hatte eine Freundin, die mir auf die Nerven ging, weil sie mich immer wieder unterbrach. Einige Male sagte ich zu ihm: »Sag deiner Alten, sie soll das Maul halten. Sonst wirst du mich erleben.« Er war ein großer Kerl, aber eines Tages knöpfte ich ihn mir vor und verspritzte sein Blut überall im Raum. Er hätte seine Alte zur Vernunft bringen sollen.
Verheiratete Frauen, die sich korrekt verhielten, wie Helen, wurden respektiert, weil sie als Eigentum eines Mitglieds und Teil seiner Persönlichkeit galten. Andere durften sie weder anfassen noch mit ihnen ins Bett gehen, solange ihr Herr und Meister Ansprüche auf sie erhob.
Allerdings durfte keine Frau einen Angel offen kritisieren. Ein Mitglied stauchte unweigerlich seine eigene Frau zusammen, statt sich mit einem Bruder anzulegen. Die Clubloyalität hatte Vorrang. Helen hatte das begriffen, darum ließ sie sich meist schikanieren und beklagte sich erst später unter vier Augen. Das tat sie auch, als Tommy ihren Hintern mit einer automatischen Softair-Waffe beschoss und behauptete, es sei ein Versehen gewesen. Aber wenn sie glaubte, dass man mich manipulierte, war das Maß für sie voll.
Während eines Wettbewerbs auf dem Russian River, einer Bootsfahrt durch die Stromschnellen am Squaw Rock, schluckten wir beide STP 28 , eine raue
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