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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Wethern
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sagte er: » Setz deine Perücke auf. Bring dein Gesicht in Ordnung. Richte deine Frisur. Zieh ein anderes Kleid an. « Ich schätze, das funktionierte, denn viele Leute fragten ihn: » Wie hast du so eine gekriegt? « Er tat alles für ein wenig Ablenkung, wenn er Geschäfte machte.
    Aus praktischen Gründen und für ihr Image als Gangsterbraut kaufte ich Helen eine halbautomatische .380er Pistole Marke Llama, eine kleinere Nachbildung meiner Armeewaffe. Ihre Feuerkraft verstärkte ich mit einem 15-Schuss-Ladestreifen, der aus dem Griff quoll. Dann gingen wir zum Schießstand.
    Nach einer kurzen Anleitung lernte sie, den Hahn zu drücken anstatt ihn zu ziehen, aber das Ziel war zu weit entfernt, um festzustellen, wie gut sie getroffen hatte. Nur zum Spaß schoss sie auf einige kleine Steine – und mehrere von ihnen flogen prompt davon. Als der Ladestreifen leer war, schaute ich sie skeptisch an und sagte: »Okay, Annie Oakley. Steck sie weg. Zurück in den Kofferraum. Mehr Training brauchst du nicht.«
    »Was meinst du damit?«, erwiderte sie. Ihre Stimme wurde lauter. »Ich hab fast den Bogen raus. Es ist toll. Es gefällt mir. Komm schon, Fiesling.«
    Wir fuhren nach Hause. Auftrag ausgeführt. Jetzt konnte sie mir Rückendeckung geben oder sich selbst schützen. Ihre neue Fertigkeit war eine Versicherung für ein Haus, in dem meist Drogen im Wert von über 10 000 Dollar und Waffen für eine ganze Kompanie lagerten. Ich wies sie an, immer eine schussbereite .357er Derringer hinter dem Rücken zu verstecken. (Das beeindruckte andere Mitglieder sehr und veranlasste einige, ihre Frauen ebenfalls zu bewaffnen.) Wenn Helen einkaufen ging, Drogen beförderte oder die Kinder von der Schule abholte, steckte sie die Llama in ihre Handtasche. Einmal hielt sie ihre Knarre einem Schwarzen ans Gesicht, der sie vor dem Lebensmittelgeschäft belästigte. Wie sie später gestand, hatte sie sich zu Tode erschrocken, weil sie dem Kerl beinahe den Kopf weggepustet hätte.
    Wenn wir uns zu Hause entspannten und fernsahen oder Musik hörten, saß sie auf einem großen Kissen an der Haustür, während ich wie ein Buddha auf der anderen Seite des Zimmers unter meinem Clubbanner in meinem Lieblingssessel thronte. Gemeinsam hätten wir jeden unerwünschten Gast in ein mörderisches Kreuzfeuer verwickelt. Das war kein Verfolgungswahn, denn wir mussten tatsächlich jederzeit damit rechnen, dass die Cops hereinstürmten.
    Eines Tages fiel mir auf, dass sie schlampig wurde und ihre Waffe auf der Ottomane liegen ließ, während sie die Hausarbeit machte. Zufällig besuchte mich »Big Al«, der eben aus dem Gefängnis entlassen worden war. 29 »Schau her«, sagte ich zu ihm, als Helen nicht im Zimmer war. Ich entlud die Llama, legte sie zurück und rief Helen ins Wohnzimmer. »Wieso lässt du die Knarre hier liegen?«, schimpfte ich, und sie hob die Pistole auf.
    »Erschieß Al«, befahl ich ihr.
    »Was?«, kreischte sie, als Al, ein dunkelhäutiger, stämmiger Kerl, sich krümmte und die Conchos an seinem schwarzen Hut befingerte.
    »Erschieß den Hundesohn, verdammt. Stell keine Fragen. Tu’s einfach.«
    Sie zielte auf Als Bauch und drückte ab. Es klickte nur.
    »Was wäre gewesen, wenn ich dich wirklich gebraucht hätte?«, ermahnte ich sie. »Ich wäre erledigt!« Das war eine Lektion, die sie nie vergaß.
    Obwohl Helen immer noch fast wie ein naiver, jugendlich frischer Teenager aussah, war sie zu einer drogenkundigen, gewieften, knallharten Frau herangereift, die schießen würde, um sich, ihre Kinder und ihre Ehe zu verteidigen. Da sie seit Jahren im Club herumhing, wusste sie, wie man andere einschüchterte. Sie stand nicht mehr hilflos da, wenn Groupies sich auf meinen Schoß setzten oder meinen Bart befummelten. Nein, sie baute sich Brust an Brust vor ihnen auf und sagte: »Lass deine verdammten Pfoten von meinem Alten. Hau ab, Schlampe.« Und sie hauten ab.
    Eines Abends hatte ich fast das Gefühl, ein Monster erschaffen zu haben. Sie hatte gehört, dass ich bei Okie mit meiner alten Liebe Mickey Party feierte. Helen hatte bereits Aufputschmittel geschluckt, und nachdem sie eine Weile innerlich gekocht hatte, beschloss sie, in die Party zu platzen und uns beide umzulegen. Zum Glück kamen Durt und Zorro vorbei, als sie gerade eine Waffe Kaliber 12 lud, und wanden ihr das Ding aus der Hand. Dann verhinderten sie, dass sie sich mit Schlaftabletten umbrachte.
    Als sie sich scheinbar beruhigt hatte, ließen sie sie zur Haustür

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