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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Wethern
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schmiegte sich an »Sir Gay« Walton, einen zerbrechlich aussehenden Burschen mit Fahrtwindfrisur, der später eine Art Hausmeister bei Sonny wurde. Ebenfalls anwesend waren Tommy, ein erfahrener Mechaniker, der nie kapierte, wie gerissen ein Drogendealer sein musste, und »Clean Cut«, der eher wie ein Jahrgangsbester an der Highschool als wie ein Angel aussah. Und draußen kroch Skip mit einer Softair-Pistole auf dem Hof herum und spielte mit Animal Soldat. Die zwei ballerten aufeinander und auf Spielzeugpanzer.
    Das Kriegsspiel verlagerte sich ins Haus, als ich automatische Softair-Waffen für Zielübungen herbeischleppte. Das führte zu einem kleinen Krieg, bei dem die Plastikgeschosse von Leibern und Wänden abprallten, bis ich mit einer echten .45er in die Bambuswand schoss und so für einen Waffenstillstand sorgte.
    »Verdammt, ich hab Hunger«, rief jemand, und Helen wurde aktiv. Sie briet Hühnchen, grillte dutzendweise Filets mignons und bereitete mehrere Schüsseln Kartoffelpüree zu. Wenn uns das Essen ausging, ließen wir uns Fastfood holen. Es war nicht ungewöhnlich, dass wir für eine dieser Partys, die fast jeden Abend stattfanden, 300 Dollar oder mehr ausgaben.
    Doch egal wie viel Spaß die Leute hatten, es gab Momente der Gewalt. Selbst wenn ein Angel Stil hatte, vergaß er kaum jemals die ungeschriebene Regel: Unterschätze nie die Macht der Furcht. Wir alle kannten die Partyspiele, bei denen sadistische Typen jemanden an den Rand des Zusammenbruchs oder Wahnsinns trieben. Während einer Drogenorgie lieferten sich manchmal auch zwei Mitglieder ein geistiges Duell, und ein Beobachter schloss sich demjenigen an, der die Oberhand gewann. Dann piesackten sie den Unterlegenen, bis dieser die Beherrschung verlor.
    Das beobachtete ich immer wieder. Tramp und ich wandten diese Methode auch einmal an, um Russell Beyea zu testen, ein Schwergewicht, das von den Satan’s Slaves in Los Angeles kam und später in zwei separaten Verfahren wegen Mordes und Totschlags verurteilt wurde. Wir füllten ihn mit einem ganzen Arsenal an psychedelischen Drogen ab, da er deren Wirkung in seinem üblichen Machogehabe heruntergespielt hatte. Doch schließlich war er so zugedröhnt, dass er nicht mehr sehen konnte und fürchterliche Angstzustände bekam. Da ich ein schlechtes Gewissen hatte, gab ich ihm ein paar Beruhigungstabletten und legte ihn mit seiner Freundin ins Bett. »Du kannst nicht denken, Russell, also raste einfach aus«, sagte ich. »Vertreib dir die Zeit mit Bumsen.«
    Wenn ich erfuhr, dass eine Ladung Drogen angekommen war, wurden Joints geraucht und Beruhigungsmittel geschluckt. Dann sammelte ich meine Leute ein und schickte die anderen weg. Die Kinder schliefen, als wir das Zeug ins Haus schafften und unser Fließband in Gang setzten. Aufputsch- und Beruhigungstabletten wurden abgezählt, das LSD gewogen. Normalerweise übernahmen Durt und ich diese Aufgabe, und Helen traf die Vorbereitungen für das Abpacken, das die ganze Nacht dauerte. Sie kaufte Schachteln mit tausend leeren Kapseln Größe 1 oder 00 für Seconal oder Methedrin, ein Amphetamin, und erklärte den misstrauischen Drogisten: »Meine Tochter ist beim Ballett, und wir Mütter benutzen diese Kapseln, um Farbe aufzuteilen, damit die Kostüme aller Tänzerinnen genau gleich aussehen, wenn wir sie färben.«
    Mit Owsleys Formel berechnete ich, wie viele einzelne Trips ich aus dem grammweise gekauften LSD herstellen konnte, wie ich die Säure puffern musste und wie viel jeder Kunde bekam. In der Regel teilten wir ein Gramm in 3000 bis 4000 Dosen auf und verkauften diese für 3000 bis 3500 Dollar an Großhändler. Die meisten Kunden bestellten fünf bis zehn Gramm, einige aber auch das Äquivalent von 25 Gramm, das im Großhandel rund 75 000 Dollar und im Einzelhandel 225 000 bis 375 000 Dollar wert war, wenn man die Straßenpreise von 3 bis 5 Dollar pro Portion Owsley-LSD im Jahr 1967 zugrunde legt. Unsere Grundpreise variierten je nach Kunde und Abnahmemenge.
    Die Auslieferung der Drogen beanspruchte einen bis zwei hektische 24-Stunden-Tage, denn es wäre idiotisch gewesen, auf Drogenvorrat zu sitzen, der mich Jahre ins Gefängnis bringen konnte. Ich putschte mich mit Amphetamin auf und dachte an Dutzende von Einzelheiten und mögliche Probleme, bevor ich das Haus mit einem kleinen Vermögen an Chemikalien verließ oder meine Männer losschickte. Während andere Mitglieder sich mit Sprechfunkgeräten und durch Abhören des Polizeifunks

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