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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Wethern
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schlimmer. Sie waren hier in fremder Umgebung und hatten keine Ahnung, was sie tun sollten.
    Irgendwann fragte eine Braut den Moderator der Tanzshow: »Wie wär’s mit ’nem Trip? Probier das hier!«
    »Was ist das?«
    »LSD.«
    Er lehnte so höflich wie möglich ab, versammelte seine Männer und schlich sich mit ihnen fort. Wir blieben ohne Chronisten zurück.
    Während einer Ausfahrt zum Lake Mendocino, etwa 240 Kilometer nördlich, klappten Helen und ich nach dem ersten anstrengenden Tag an einem Picknicktisch zusammen. Nur mit einer Schlechtwetterjacke vom Militär zugedeckt, schauderten wir im Schlaf, bis lautstarker Gruppensex uns weckte. Neugierig starrte Helen in die Dunkelheit, konnte aber nichts sehen außer einem Kreis von Männern. Immerhin hörten wir ein unmissverständliches Grunzen, Kichern und Keuchen.
    »Nimm den Kopf runter und schlaf«, riet ich ihr.
    »Komm schon. Sag mir, was da passiert«, bat sie. »Ich hab das noch nie gesehen.«
    Ich zog die Jacke über ihren Kopf und hielt sie fest. Es war die gleiche alte Geschichte: Eine kleine Orgie weitete sich aus, weil immer mehr Männer sich in die Warteschlage stellten.
    Am 4. Juli 1968 nahm ich ohne Helen am Bass Lake Run teil. Mittlerweile waren Runs schon fast zur Routine geworden. Nach der 400 Kilometer langen Fahrt und einem anstrengenden Tag fuhr ich zurück nach Oakland, und zwar so, wie es mir am meisten Spaß machte: mit 140 Stundenkilometern bei über vierzig Grad im Schatten. Den Motor ließ ich sogar beim Tanken laufen.
    Zu Hause rief ich meinen Freund Gordo an und beschrieb ihm einen verrückten Plan: Ich wollte die Mitglieder beeindrucken und meine frühe Abreise wiedergutmachen. Gordo schuldete mir ohnehin einen Gefallen, seitdem ich ihm 2000 Dollar gegeben hatte, damit er seinen Flugschein machen konnte.
    Wenig später kreiste Gordo in einem gemieteten Flugzeug mit Helen, Zorros Freundin Linda und mir über Bass Lake. Ich beugte mich aus einem Fenster und blies in das Lufthorn von Zorros Boot. Damit wollte ich den Club auf uns aufmerksam machen, aber die Jungs hielten unser Flugzeug für ein interessantes oder gar feindliches Ziel und schossen auf uns, ohne dass wir es mitbekamen. »Ist das Paket fertig?«, fragte ich. Helen hatte einen Minifallschirm aus einem Seidentaschentuch an unser Care-Paket für die Angels gebunden. Es enthielt eine Schuhschachtel mit meinen exotischsten Drogen.
    »He, Mann, geh mal tiefer«, schrie ich unserem Piloten zu. »Wir müssen näher ran. Tiefer. Noch tiefer.« Als er über dem See eindrehte, verlor er fast die Herrschaft über das Flugzeug, weil wir zu dritt aus demselben Fenster guckten. Dann ließ ich das Paket fallen. Der Fallschirm öffnete sich und schwebte zum Lager. Wir hupten und bliesen ins Horn. Allerdings erfuhren wir später, dass der Wind das Paket auf einen riesigen Baum geweht hatte. Futter für die Eichhörnchen.

Kapitel 15
Ein Angel geht, die Eule tritt ab, ein Albatros kommt
    V or geselligen Veranstaltungen des Clubs konnte ich mich leicht drücken, nicht aber vor der Geschworenenpflicht. Am 1. Februar 1968 weckte mich nachts ein Anruf von Tramp. »Komm rüber«, sagte er. »Wir haben den Dreckskerl, der Sonny beklaut hat.« Als wir vor dem Haus eines Mitglieds hielten, hörten wir Schreie, also ließ ich Helen bei Marsi auf der Veranda warten.
    Drinnen verhörte ein Femegericht aus einem halben Dutzend Mitgliedern Paul A. »German« Ingalls, einen 21-jährigen Mechaniker, der vom Charter Omaha zu uns gestoßen war. Der rothaarige Bursche, nur 1,78 Meter groß und 68 Kilo schwer, schwitzte heftig und war blasser als sonst. Er wurde beschuldigt, Sonnys wertvolle Münzsammlung entwendet zu haben. Nur eines war schlimmer, als ein Mitglied zu bestehlen: den Präsidenten zu bestehlen. Einem solchen Kerl konnte man nicht trauen. »Niemand beklaut den Chef«, knurrte jemand.
    German wusste, dass er sich in einer misslichen Lage befand. Seine blauen Augen schillerten vor Entsetzen. »Wir haben Beweise dafür, dass du es getan hast, also gib es zu, du Schweinehund«, schrie einer der Ankläger. German beteuerte seine Unschuld, aber das machte uns noch wütender. Einige hielten ihn an seinem langen Haar fest, andere ohrfeigten ihn und peinigten ihn abwechselnd mit einem elektrischen Viehtreiber im Gesicht, an den Augen und den Geschlechtsteilen. Als er seine Schuld erneut bestritt, brüllte ich: »Du dreckiger Hundesohn. Du verlogener ...« Dann trat ich ihm auf die Füße, bevor die

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