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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Wethern
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befriedigend. Das Einzige, was ich im Griff hatte, war die Vermarktung. Mit der Androhung, sie nicht mehr zu beliefern, schrieb ich meinen Dealern vor, wie viel und wie schnell sie eine Droge verkaufen durften, ohne den Markt zu übersättigen.
    Mittlerweile überlegte Owsley, wie er seine Gewinne am besten anlegen sollte. Eine der vernünftigsten Ideen wäre eine Investition in die Rockmusik gewesen, denn er hatte bereits als Toningenieur gearbeitet. Außerdem war er ein enger Freund von Grateful Dead, einer wilden und talentierten Band, die einige Male wegen Drogenbesitzes verhaftet wurde, wie Zeitungen berichteten. Owsley stellte Tramp und mich der Band vor, als sie in einer gemieteten Halle in Novato probte – und wir waren bald stoned.
    Als Owsley uns Mitte 1968 wieder einmal mit Rockmusikern bekanntmachte, winkten uns gute Geschäfte. Wir schlängelten uns durch die Tänzer im Carousel Ballroom, einem von fünf oder sechs Rockmusikpalästen, die den »San Francisco Sound« und sogenannten »Acid Rock« spielten. Auch bei anderen Konzerten waren wir hinter der Bühne gewesen – zum Beispiel an dem Abend, als Tramp mit Kokain dafür sorgte, dass Otis Redding weitersingen konnte –, aber der Backstagebereich des Carousel Ballroom war die musikalische Entsprechung eines politischen Hinterzimmers. Neben Tramp, Owsley und mir waren mehrere Vertreter der Musikbranche anwesend. Begleitet von kreischenden Gitarren, diskutierten sie über den Vorschlag, das Lokal zu kaufen. Alle waren der Ansicht, dass man damit gutes Geld verdienen und dem Fillmore Auditorium des Impresarios Bill Graham Konkurrenz machen konnte. Sie brauchten dafür nur einen höheren Anteil an den großen Talenten, die in die Musikszene von San Francisco strömten. Die Leute hörten sich an wie Eigentümer eines beliebten Baseballteams.
    »Möchtest du dich beteiligen?«, fragte mich Tramp.
    »Nein. Ich bin raus.« Später erklärte ich ihm, eine noch engere Beziehung zu Owsley sei das Letzte, was ich wolle. Außerdem passten mir die Konditionen nicht.
    Als das geklärt war, wechselte ich die Rolle und spielte den Aufpasser – stiernackig, grimmig aussehend, schießwütig und mit einer Hand in der Nähe meiner .45er. Es machte Spaß, andere einzuschüchtern. Ich schlich mich hinter die Unternehmer und räusperte mich oder atmete Zigarettenrauch aus. Wenn sie sich unbehaglich fühlten, war es weniger wahrscheinlich, dass sie ein zwielichtiges Geschäft planten.
    Schließlich bekundeten Tramp, Owsley und ein paar andere ihr Interesse, einen Versuch zu wagen. Ich weiß nicht, ob später ein endgültiger Beschluss gefasst wurde, aber das Carousel, das früher El Patio geheißen hatte, wurde schon bald von einer Gruppe übernommen, der Ron Rakow (Manager der Grateful Dead), Brian Rohan (Anwalt vieler Rockbands) und mehrere »ungenannte Investoren« angehörten. Grateful Dead und Jefferson Airplane spielten für geringes Entgelt, um das Projekt in Gang zu bringen, das als Sprungbrett für junge Bands angepriesen wurde. Eine Zeitlang erhielten die Angels dort freien Eintritt bei Konzerten, wodurch sie unabsichtlich dazu beitrugen, dass die Ordnung bewahrt wurde. Schlechte Organisation, Belästigungen durch die Polizei und Egotrips brachten das Traumprojekt jedoch drei Monate später zum Platzen. 33
    Owsley hatte offenbar reichlich Geld zum Ausgeben oder Investieren. Er verriet Tramp, dass er Bankkonten in der Schweiz besaß, und Tramp sagte zu mir, er habe die Einladung angenommen, dort ebenfalls etwas Geld anzulegen. Ich lehnte das rundweg ab. »Tramp, du machst wohl Witze«, knurrte ich ihn unter vier Augen an. »Ich bin voll damit beschäftigt, meiner Familie Geld zu geben. Außerdem ist die Schweiz zu weit weg. Wenn du es nicht im Laden an der Ecke ausgeben kannst, dann taugt es nichts.«
    Die Leute spekulierten über Owsleys Vermögen, und eines Tages bekam ich eine recht gute Vorstellung davon. Tramp kam mit seinem Motorrad bei mir vorbei und sagte: »He, George! Wie wär’s mit einer kleinen Fahrt in deinem Chrysler? Wir holen ein bisschen Geld für the Man .«
    »Was meinst du damit?« Ich hatte immer angenommen, Owsley bekomme seinen vierzigprozentigen Anteil nach Abschluss eines Geschäfts.
    »Er hatte mich gebeten, es für ihn beiseitezulegen«, erklärte Tramp.
    Dies war der erste deutliche Hinweis darauf, dass Tramp sich seinen Hippiefreunden enger verbunden fühlte als dem Club. Und Owsleys Vertrauen in Tramp war ebenfalls enorm –

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