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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Wethern
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um Verzeihung. Er versprach, mit seinen heimlichen Geschäften aufzuhören und sich an unsere Abmachung zu halten.
    Auf mein Drängen gab er außerdem zu, dass er STP aus Chemikalien herstellte, die für die DMT-Produktion bestimmt waren. Das wäre nicht so schlimm gewesen, aber Sand bekam diese Chemikalien nicht nur kostenlos von mir, sondern berechnete mir auch noch den vollen Preis für das STP, das er daraus herstellte. Nach meiner Schätzung hatten wir ihm genug Chemikalien gegeben – mein Hippie-Trio hatte sie in verschiedenen Universitäten und kommerziellen Chemie- und Fotolabors gestohlen –, um daraus etwa acht Millionen STP-Tabletten zu produzieren.
    Was mich aber richtig auf die Palme brachte, war Sands Geständnis, dass Tramp die ganze Zeit von dem Täuschungsmanöver gewusst hatte. Wütend fuhr ich nach Hause, schob Zorro, dessen Freundin und Helen beiseite und griff nach dem Telefon. Ich bekam Tramp in Skips Haus an die Strippe.
    »Du verdammter Dreckskerl!«, schrie ich. »Du hinterhältiger, schleimiger Hundesohn. Komm her, und ich trete dir in den Arsch!« Tramp warf mir ähnliche Ausdrücke an den Kopf und sagte, er sei schon unterwegs.
    Ich hatte bewusst jede Erklärung vermieden, weil ich ihm Auge in Auge gegenüberstehen wollte. Waren ihm seine Hippie-Freunde und Geschäftspartner wichtiger als seine Brüder? Warum hielt er sich immer zurück, wenn ich Sand zur Rede stellte? Warum verlangte er nicht einmal kostenlose Drogen oder Geld, wenn Sand uns hereinlegte? Warum hatte Sand anscheinend keine Angst vor Strafe?
    Eine Minute später hörte ich Tramps Chopper rattern. Als ich durch die Jalousien guckte, sah ich, wie er mit seinem Motorrad umstürzte. Er war betrunken und hatte eine Pistole im Gürtel. Ich griff nach einer Schrotflinte und schlug ihm an der Haustür zur Begrüßung mit dem Schaft auf den Schädel. Als wir beide zu Boden gingen, zog er seine Walter P-38 und schlug zurück. Zorro und die zwei Frauen liefen hinaus, während wir durchs Haus taumelten und einander verprügelten und verfluchten. Lampen und Tische gingen zu Bruch.
    Ich kämpfte härter, weil ich wusste, warum. Es war ein Wunder, dass Tramp bei Bewusstsein blieb, denn er verlor eine Menge Blut. Irgendwann rollten wir in die Küche und blieben erschöpft dort liegen. Keuchend erklärte ich ihm, dass ich mich betrogen fühlte, und warf ihm vor, gegen den Clubkodex und unsere Geschäftsprinzipien zu verstoßen. Tramp, dessen wilde Mähne blutverschmiert war, stritt alles ab und behauptete, er habe nur vergessen, mich über die DMT-Chemikalien zu informieren.
    »Wir müssen die Sache klären«, sagte ich und ging durch das blutige Zimmer zum Wohnmobil. Nach einem langen Gespräch beschloss ich, im Zweifel zugunsten des Angeklagten zu entscheiden. Tramp gab Sand die Schuld an dem »Durcheinander«.
    »Also gut, zur Hölle mit diesen Gaunern«, sagte ich. »Wir kaufen Sands Schrott nicht mehr, basta.«
    »Soll mir recht sein. Los, wir knöpfen uns den Kerl vor.«
    Tramp gab sich kampfeslustig und willens, mir seine Loyalität zu beweisen. Doch diesmal bremste ich ihn.
    »Das müssen wir gut vorbereiten. Wann immer Sand krumme Dinger dreht, erinnern wir ihn daran, warum er mit uns Geschäfte macht. Ich glaube, diesmal habe ich ihm meinen Standpunkt klar gemacht. Sand war richtig nett, als ich ihm etwas ans Ohr hielt.«
    Das Hippie-Trio und Bald Eagle blieben meine Hauptabnehmer, aber ich hatte zu verschiedenen Zeiten auch Dutzende von kleinen Käufern, darunter viele Freunde, die oft nur tausend LSD-Tabletten oder ein paar Kilo Marihuana in der Woche oder im Monat kaufen wollten. Ich schoss ihnen Geld oder Drogen vor, damit sie im Geschäft blieben. Diese Leute waren Angels oder ehemalige Angels, Lkw-Fahrer oder Fabrikarbeiter, die einen Zusatzverdienst brauchten, Kumpels aus meiner Zeit als Bauarbeiter und aus anderen Motorradclubs.
    Einige von ihnen waren Herumtreiber wie »Tommy Teeshirt«, ein langhaariger Typ, der zäh war wie eine Küchenschabe. Nachdem ich ihm vorab eine kleine Menge LSD gegeben hatte, versorgte er Rockkonzerte und die Universitäten an der Westküste. Er war so erfolgreich, dass er ab und zu mit dem Flugzeug zurückkehrte, um seinen Rucksack aufzufüllen. Ich zahlte Junior hundert Dollar dafür, dass er Tommy mit einer schwarzen Limousine am Flughafen abholte. Dann verkaufte ich Tommy am frühen Morgen einen Teil meines eigenen Vorrats, und er begab sich wieder auf Wanderschaft, um sich ein eigenes

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