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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Wethern
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wenn man die Größe des Notgroschens betrachtete.
    In jeder Bank gingen wir nach demselben Schema vor. Tramp ging hinein, wurde in den Tresorraum geführt, griff in ein Schließfach und kam mit Geldbündeln heraus, die er in einen Koffer auf dem Rücksitz stopfte.
    »Wie viel bringen wir ihm?«, fragte ich.
    Tramp lächelte nur und zuckte mit den Schultern. Doch als er mit 80 000 Dollar aus einer Bank in der 14th Street herauskam, wusste ich, dass es Zeit war, meine .357er Magnum bereitzuhalten. Mit einer Hand an der Pistole und mit der anderen am Lenkrad fuhr ich zu mehreren weiteren Banken. Unterwegs beäugten wir jedes vorbeifahrende Auto und jeden Passanten und schauten regelmäßig in den Rückspiegel. Die Sache hätte jederzeit tödlich enden können. Es waren schon viele Männer wegen eines weitaus kleineren Geldbetrags ermordet worden.
    Nach dem letzten Besuch waren wir in Schweiß gebadet und bereit, jeden umzulegen, der sich uns in den Weg stellte. Eine Stunde lang starrten wir aus dem Fenster eines Sportartikelgeschäfts und beobachteten das Auto. Dann fuhren wie die kurze Strecke von der Telegraph Avenue zum Parkplatz von Sears. Dort marschierte Owsley rasch auf uns zu, packte den Koffer, dankte uns und fuhr weg. Als der Mann an der Spitze konnte er es sich leisten, andere seine Bankgeschäfte erledigen zu lassen. Aber er versäumte es nicht, sein Geld zu zählen. Später am Abend rief er Tramp an und beklagte sich darüber, dass der Koffer einen Tausender zu wenig enthalten habe. Es seien nur 326 000 Dollar!

Kapitel 14
Bikertreffen mit Spassgarantie
    »Glaub ja nicht, wir seien Softies geworden. Es ist nur so, dass die wirklich krassen Exhibitionisten sich jetzt im Hintergrund halten. Heutzutage gehen wir nicht mehr raus, um eine Szene zu machen. Ich gehe ja auch nicht mit meinem Aufnäher in eine Kneipe und schieße auf drei Leute. Dafür würde ich die Kutte ausziehen.«
    Vizepräsident »Big Don« Hollingsworth im Jahr 1970 auf dem Bass Lake Run zu einem Reporter. 34
    B ikertreffen brachten in der Regel das Beste und Schlimmste in uns zum Vorschein. Diese Runs schmiedeten die Clubmitglieder zusammen, boten aber auch Spielraum für die Zurschaustellung ihrer Individualität. Anwärter mussten sich bewähren, Frauen und Außenseiter wurden in die Schranken verwiesen. Wir tranken, schluckten und rauchten eine unglaubliche Menge verschiedenster Drogen. Wir ließen es richtig krachen und prahlten mit allem, was uns zu Angels machte.
    Unsere Treffen waren weder der Uhr noch dem Tachometer, weder dem Gesetz noch Grenzen des menschlichen Körpers unterworfen. Den Anfang bildete eine zermürbend lange Motorradfahrt, bei der man entweder einfror oder austrocknete, je nach Wetter. Wir fuhren in Formation, gefolgt von einem Konvoi aus Autos, Kleinlastern und Wohnwagen, der unseren Proviant und die Waffen transportierte. Am Steuer dieser Fahrzeuge saßen Frauen oder behinderte Mitglieder. Wenn wir Lust dazu hatten, fuhren wir alle hintereinander oder bildeten einen »Fächer«, der kilometerlange Staus verursachte. Manchmal rasten wir, weit jenseits der zulässigen Höchstgeschwindigkeit, zwischen zwei durchgezogenen Linien so nah an Autos vorbei, dass wir in deren Fenster spucken konnten.
    Obwohl das Ziel oft geheim war, begleitete uns häufig ein großes Polizeiaufgebot. Hilfssheriffs folgten uns bis zur Bezirksgrenze, wo ihre Kollegen die Eskorte übernahmen. Auf der Straße gab es normalerweise wenig Ärger, aber die Kleinstädte entlang der Straße waren ein Kapitel für sich. Wann immer ein Angel die Truppe kurz verließ, um zu tanken oder Alkohol zu besorgen, wurde er von der örtlichen Polizei belästigt. Eine Stadt zu erobern, in der es nur eine einzige Tankstelle gab, war das Letzte, was uns interessierte, aber einige Versprengte blieben immer auf einem Barhocker kleben und schafften es nicht bis zu unserem Lager.
    Wenn die Haupttruppe an beliebten Plätzen eintraf, etwa Bass Lake in der Nähe des Yosemite-Nationalparks, Lake Mendocino im Norden oder Squaw Rock am Russian River, wiesen die Behörden uns einen speziellen Lagerplatz zu. Manchmal traf Sonny Vereinbarungen im Voraus, manchmal kündigte die Polizeieskorte unsere Ankunft per Funk an. In jedem Fall war unser Lager mit Seilen abgesperrt, oder es wurde bewacht, damit weder Unschuldige noch Unruhestifter eindringen konnten. Meist ließ die Polizei uns einzeln ins Lager, sodass sie unsere Ausweise und die Zulassungsscheine unserer Motorräder

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