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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Wethern
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Reich zu erobern.
    Meine Kundschaft reichte über die Hippies in der Haight, in Berkeley und anderen Mekkas der Jugend hinaus und umfasste auch Tausende von ganz normalen Leuten in den bürgerlichen Vorstädten, die mit Drogen weder mystische noch politische Ideen verbanden, sondern LSD und Haschisch wie Alkohol konsumierten oder von Aufputsch- und Beruhigungsmitteln auf Psychedelika umgestiegen waren.
    Eines meiner besten Verbindungsglieder in die Welt der Reihenhaus­siedlungen war Duke, der seit Langem Gras und Tabletten verkaufte und eine kleine Spedition besaß. Die meisten seiner Kunden gehörten der Mittel- und Oberschicht an. Die Abenteuerlustigen waren von Haschisch und Beruhigungs- oder Aufputschmitteln gelangweilt und wollten psychedelische Drogen probieren. Sicher hatten sie oft keine Ahnung, woher ihre Drogen kamen: nämlich von den fürchterlichen Hells Angels.
    Duke war ein weltmännischer, stattlicher, etwa vierzig Jahre alter Mann mit einem soliden Image als Normalo. Er hatte ein nettes Geschäft, ein nettes Haus und eine nette Frau. Wir waren mehr als Geschäftspartner. Er und seine Frau aßen und feierten Partys bei uns, und er bat mich immer wieder, ihm bei seinen Problemen zu helfen, selbst bei häuslichem Ärger. Eines Abends eilte ich zu ihm und traf ihn in Shorts an. Er ging unruhig auf und ab und sagte ängstlich: »Ich fürchte, ich hab meiner Frau eine zu hohe Dosis gegeben. Du weißt, was ich meine? Hab mit ihr ein Bad genommen oder so.« Der alte Duke hatte Psychedelika als Aphrodisiaka genommen – und sie hatten zu gut gewirkt. Er konnte seine Frau nicht befriedigen und fürchtete, sie werde den Verstand verlieren. Als weitere Retter eintrafen, ging ich ins Schlafzimmer. Sie lag auf dem Bett und hatte kaum mehr an als ein dämliches Grinsen im Gesicht.
    »Du bist ganz schön heiß, nicht?«, fragte ich zur Eröffnung.
    Ihr Lächeln wurde breiter und bejahte meine Frage. Ich durchschaute ihre Masche.
    »Ich könnte dich abkühlen, aber ich tu’s nicht«, sagte ich. Dann ging ich zurück zu Duke, schob ihn zum Schlafzimmer und sagte: »Hüpf einfach ins Bett und bums mit deiner Alten. Dann ist alles in Ordnung. Du wirst schon sehen.« Obwohl wir Freunde waren, musste ich feststellen, dass Duke nicht immer verlässlich war. Er brachte meinem Freund J. B. eine Ladung mieser Beruhigungsmittel – der Stoff war ursprünglich für mich bestimmt –, aber J. B.s Kunde tauchte nicht auf. Da ich indirekt für die Panne verantwortlich war, rief ich den potenziellen Käufer in San Francisco an. »Hören Sie zu«, knurrte ich. »Hier ist die Versicherungsgesellschaft. Sie sollten eigentlich hier sein, um die Ware abzuholen.« Dann log ich ein bisschen. »Ihr Versäumnis hat dazu geführt, dass ein Freund von mir von der Polizei verhört wurde. Dafür sind Sie verantwortlich. Sie nehmen diese Lieferung jetzt an. Ihr Bußgeld beträgt 5000 Dollar, und Sie werden es zahlen, sobald Sie dazu aufgefordert werden. Dann verkaufen Sie die Ware und zahlen ein zweites Mal dafür.«
    Der Typ stimmte zu. »Klar. Alles, was Sie wollen. Ich bleibe genau hier. Tut mir wirklich leid, Mann.«
    Nachdem die Zahlungsmodalitäten abgesprochen waren, besuchten Zorro und ich Duke in seinem Haus. »Dieses Zeug ist nichts weiter als Dreck«, sagte ich zu ihm. »Und diesen Mist wolltest du mir andrehen?«
    Duke starrte auf die .38er Automatik mit den Perlen am Griff, die an meinem Gürtel hing, und brach auf dem Fußboden zusammen, keuchend vor Angst.
    »Du schleimiger Dreckskerl«, schrie ich. »Ich hab die Knarre noch nicht mal gezogen. Steh auf und geh ans Telefon. Ruf deinen Lieferanten an.« Es war streng verboten, einen Lieferanten zu verraten, es sei denn, ein Dealer wollte sein Einkommen oder gar sein Leben verlieren. Als Duke zögerte, winkte ich mit meiner Pistole und nannte ihm die Alternativen: »Entweder das Geschäft geht weiter, oder es geht kaputt. Willst du daran schuld sein? Wir sind an eine Ratte geraten. Was tun wir mit ihr? Diese Tabletten taugen nichts. Sie sind nicht das, was du versprochen hast, also müssen wir etwas unternehmen.«
    Duke rief seine Quelle an und schilderte die Situation. Als ich ihm den Hörer abnahm, war Whitey, ein Benzedrin-Produzent aus Hayward, kein Angel, am anderen Ende. Ich hatte ihm einmal unverschnittenes Speed für 3000 Dollar verkauft, aber das änderte nichts an der Situation.
    »Es hat einen kleinen Fehler und ein paar Missverständnisse gegeben, Whitey. Das ist sehr

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