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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Wethern
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schubste sein blutiges Gesicht zur Hintertür hinaus. »Geh einfach weiter.«
    Die Angels standen an erster Stelle, selbst wenn wir gegen Freunde vorgehen mussten. Seltsam war nur, dass die Frisco-Angels, die den Rachefeldzug angezettelt hatten, nicht den Mumm hatten, ihre Jokers zu vertreiben. Darum mussten wir auch noch einen Abstecher über die Bucht machen und die Frisco-Jokers auflösen, um den Ruf des Clubs zu wahren.
    Für mich war es das höchste der Gefühle, Seite an Seite mit meinen Brüdern zu kämpfen, und am Abend des 10. August 1968 tat ich mehr als meine Pflicht. Es begann damit, dass ich im Autokino mit meiner Knarre einen Schwarzen bedrohte, der mein Auto nicht durchlassen wollte. Nach der Aufführung versuchte ich, einen Wachmann zu rammen, der mich stoppen wollte, weil ich in einem Industriegebiet zu schnell gefahren war. Dann führten Durt und ich unsere Damen in ein Restaurant namens La Cueva Mexican, um einen späten Imbiss einzunehmen. Dort gerieten wir mit zwei betrunkenen Brown Berets 40 aneinander. Durt haute den kleineren Burschen um, aber meiner blieb einfach stehen und steckte einen Schlag nach dem anderen ein. Meine Arme wurden langsam zu Gummi, als ich merkte, dass Durt hinter dem Kerl stand und ihn stützte. »He, Durt, lass ihn los, ja?«, bat ich, und der Mexikaner kippte um.
    Offenbar rächten sich diese beiden Typen später, indem sie ein Auto zertrümmerten, das der Freundin eines Angels gehörte. Also versammelten sich 25 von uns auf dem Parkplatz. »Kommt, die schnappen wir uns!«, sagte Helen und griff sich eine Axt. Andere Frauen hatten Pistolen, damit sie ihre Autos beschützen konnten. Dann griffen wir an, brüllend und fluchend wie Hunnen. Zorro öffnete die Tür des Lokals mit einer stählernen Brechstange, und schon waren wir drin.
    Wir wüteten in der Bar, im Speisesaal und auf dem Tanzboden und scheuchten 200 Gäste, meist Mexikaner, auf. Ich warf jeden um, der zu lange brauchte, um mir auszuweichen. Aus vereinzelten Boxkämpfen wurde eine wüste Schlägerei. Tische und Stühle gingen zu Bruch, Tacos und Enchiladas wurden zertrampelt. Flaschen zerschmetterten Lampen und zerbarsten an den Wänden – und eine, von Deacon geworfen, riss mir die Kopfhaut bis zum Schädelknochen auf. Ich war so benommen, dass ich nicht mehr klar sehen konnte. Dennoch gelang es mir, ein paar weitere Männer auf die Bretter zu schicken. Einen Kerl traf ich so hart, dass der Ladestreifen aus meiner .45er sprang.
    Als wir das Lokal auseinandergenommen hatten, strömten wir durch die Vordertür hinaus. Kreischende, weinende Frauen und stöhnende, blutende Männer blieben zurück. Mein blutiges Gesicht verließ das Haus zuletzt. Die Platzwunde war so tief, dass sie im Krankenhaus genäht werden musste. Auf dem Weg hinaus begegnete ich einem halben Dutzend der zwanzig Restaurantbesucher, die in dieser Nacht im Krankenhaus behandelt werden mussten.
    »Was ist denn mit euch allen passiert?«, fragte die Empfangsdame.
    »Diese Hells Angels! Sie haben das Restaurant überfallen und alle zusammengeschlagen«, sagte ein Typ mit einer Beule auf der Stirn. Als er mich sah, verstummte er. Das war sein Glück. Helen hatte eine Pistole gezogen und war bereit, das Krankenhaus zu stürmen. Sie wollte sich vergewissern, dass die Mexikaner sich nur verarzten ließen und nicht etwa auf Rache aus waren.
    Als die Zeitungen von dem Vorfall erfuhren, herrschte Aufruhr in der Stadt. Sprecher der Brown Berets, der mexikanisch-amerikanischen Handelskammer und der Black Panthers sicherten dem Restaurantbesitzer Tony Rodarte ihre Unterstützung während der monatelangen Renovierungsarbeiten zu. Erneut wurden wir als Chopper fahrende Mitglieder des Ku-Klux-Klans abgestempelt. Rodarte behauptete sogar, Angels hätten ihn am Telefon bedroht. »Sie haben gesagt, der Club werde für meinen Schaden aufkommen, aber wenn ich vor Gericht ginge, kämen sie zurück, und zwar mit ihren Frauen«, erzählte Rodarte der Tribune in Oakland. »Das macht mir Angst. Große Angst. Sie haben ja bewiesen, wozu sie fähig sind.«
    Am 31. August 1968, etwa anderthalb Wochen später, versammelten wir uns in der Sidetrack Bar. Als das gesamte Charter anwesend war und alle anderen Gäste das Lokal verlassen hatten, verriegelten wir die Vordertür und hängten ein Schild daran, auf dem »Geschlossen« stand. Der Barkeeper erhob keine Einwände, aber die Cops, die zweifellos an den Vorfall im La Cueva dachten, entdeckten drei Dutzend Motorräder

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