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Böser Engel

Böser Engel

Titel: Böser Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Wethern
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Bruderschaft für alte Oakland-Kumpels mehr war, ließ die Loyalität einiger Mitglieder zu wünschen übrig, und manche verloren das Interesse an Raufereien, wenn die Umstände nicht optimal waren. Trotz der »Bruder-Rhetorik« dachten viele jüngere Mitglieder nur an sich selbst und wollten ihren Ruf, ihren Körper und ihre Finanzen nicht gefährden. Das war ihnen wichtiger als die Einheit des Clubs. Viele Neulinge interessierte die Geschichte des Clubs nicht so sehr wie Sonny, Skip, Johnny Angel und mich. Einige kapierten nicht einmal, was es bedeutete, ein Hells Angel zu sein – abgesehen von leichtem Geld und rauschenden Partys. Uns bot der Kodex des Clubs die Chance, nach unseren eigenen Regeln zu leben; ihnen war er ebenso lästig wie das kalifornische Strafgesetzbuch, weil ihnen nur das eigene Vergnügen und ihr Einkommen wichtig waren.
    Die Disziplin der einzelnen Charter war unterschiedlich. Oakland war besonders geschäftstüchtig und skrupellos. Wir forderten totale Hingabe und duldeten nur wenige Drückeberger. Mann für Mann waren wir mindestens so ausgefuchst und knallhart wie irgendein anderes Charter – aber wir waren besser organisiert, was wir vor allem Sonny zu verdanken hatten. Im Gegensatz zu uns strahlte Frisco eine gewisse Sanftheit aus, vielleicht weil es die Heimat der Boheme war. Dieses Charter glich einem schlecht gepflegten Motorrad – rostig, verstimmt und nicht so stark, wie es hätte sein können. Wir fuhren oft über die Brücke, um in der Nachbarstadt Geschäfte zu machen, aber die Frisco-Angels kamen nur gelegentlich zu uns, wenn sie Drogen brauchten, und einige führende Mitglieder traten sogar zu uns über.
    Wenn wir zusammen Party feierten, gaben wir Frisco wenig subtil zu verstehen, dass wir das Sagen hatten. Einmal lieferten sich »Freewheeling Frank« und ich einen Zweikampf, und jeder wusste, dass es eigentlich um Oakland gegen Frisco ging. Frank war Schriftführer und Schatzmeister seines Charters, der wildeste Kiffer und der offizielle Rohdiamant unter coolen Intellektuellen.
    Wenige Minuten nach unserer Ankunft bei Tramp in der High Street trafen wir unsere Wahl aus einem Arsenal von Drogen. »Probieren wir mal ein paar von diesen kleinen blauen Dingern, Frank.« »George, das hier ist Dynamit-Hasch.« Keiner von uns konnte weglaufen, und der Erste, der würgte, hatte verloren. Wir duellierten uns und versuchten herauszufinden, wer am meisten Fantasie hatte. Dann stritten wir uns, während wir kifften, koksten und anderes Zeug einwarfen – wie Revolverhelden, die eine Flasche Fusel leeren und insgeheim hoffen, dass der andere vom Stuhl kippt. Wir begannen mit Wortspielen und fuhren fort mit Psychospielchen, Kalauern und ziemlich normalem Geplauder. Schließlich gab es Anzeichen dafür, dass Franks Aufmerksamkeit nachließ. Auch andere sahen die Furcht in seinen Augen. Seine Niederlage zeichnete sich bereits ab. Weglaufen konnte er nicht – seine Beine hätten ebenso gut gebrochen sein können.
    Freewheeling Frank kämpfte um seine Würde, doch er konnte der lähmenden Ahnung des Grauens nicht entrinnen. »Rauchen wir noch ein bisschen Gras«, sagte er in der Verzweiflung eines Pokerspielers, der seine Armbanduhr als Spieleinsatz anbietet. Ich wandte mich ab, lehnte mich auf meinem Stuhl zurück und begann mit einem anderen zu plaudern. Es war, als hätte ich ihm ins Gesicht gespuckt.
    Trotzdem bat Frisco uns um Hilfe, als die Gypsy Jokers einen Frisco-Anwärter umlegten. Sie wollten, dass wir die Jokers an der East Bay auslöschten, während sie sich um die Jokers in San Francisco kümmerten. Obwohl wir uns geschäftlich und privat gut mit den Jokers verstanden, stimmten wir um der Bruderschaft willen zu.
    Eines Abends forderte etwa ein Dutzend Angels gleich viele Jokers im Club New Yorker heraus. Jemand schlug vor: »Gehen wir nach draußen.« – wahrscheinlich um die Kneipe nicht zu verwüsten. Ich war der letzte Angel, der zur Tür ging, und die Jokers folgten mir. Plötzlich fiel mir ein, dass es sinnlos war, rauszugehen, wo die Cops uns sehen konnten.
    »Blödsinn! Kommt wieder rein!«, schrie ich und wirbelte im Eingang herum. Mein Angriff trieb die Jokers zurück und auseinander. Unsere Jungs strömten wieder in das Lokal. Die Jokers gingen in einem Zyklon aus Fäusten, Stiefeln und Pistolenläufen unter. »Warum macht ihr das?«, fragte Charlie, ein freundlicher Joker, als mein Schlagstock auf seinem Kopf zerbrach.
    »Frag nicht so viel«, sagte ich und

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