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Boeser Traum

Boeser Traum

Titel: Boeser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Schlieper
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Claudine Brandt starrt die Frau an, die gerade in ihr Wohnzimmer gekommen ist und sich vorgestellt hat. »Eine Psychologin? Kommen die nicht immer erst, wenn es eine Todesnachricht zu übermitteln gibt? Was wollen Sie mir sagen?« Ihre Stimme flattert. Ihr Blick geht von ihrem Mann zu Klaus Peters. »Was passiert hier?«, schreit sie.
    Â»Es passiert hier gar nichts, was Sie nicht möchten. Ich habe keine Nachricht zu überbringen. Schon gar keine Todesnachricht. Ich dachte, es täte Ihnen ganz gut, mit mir zu reden. Ich biete Ihnen einfach nur ein Gespräch an. Ich kann mir vorstellen, dass Sie unter außergewöhnlicher Anspannung stehen.« Frau Kosil klingt ruhig.
    Â»Sie wollen mit mir reden? Warum nur mit mir? Bin ich hier das Problem? Warum finden Sie nicht den Psychopathen, der unsere Tochter gefangen hält? Wieso muss ich jetzt hier therapiert werden?« Claudine Brandt ist aufgestanden, auf die Psychologin zugegangen. Sie steht sehr nah vor ihr. Bedrohlich nahe. Um die Luft schneiden zu können, bräuchte man eine Heckenschere.
    Â»Claudine! Wir dachten, dass es gut für dich wäre, professionelle Hilfe zu bekommen.«
    Â»Wir? Wer ist jetzt wir? Du brauchst keine Hilfe? Für dich ist das alles kein Problem? Tochter weg? Kommt schon irgendwann zurück. Oder wie? Ich wusste nicht, dass dein Phlegma so groß ist. Dass du dich so wenig interessierst. Wieso bist du eigentlich nicht arbeiten? Von mir aus kannst du ruhig ins Büro gehen.«
    Sie holt tief Luft: »Von mir aus kannst du überhaupt gehen.«
    Die Psychologin guckt kurz zu Klaus Peters. Wie viel verschüttete Wut steckt noch in dieser Frau. Das wird ein harter Job. Im schlimmsten Fall ein sehr, sehr trauriger.
    Klaus Peters sitzt vor den vielen Unterlagen. Berichte, Zeugenaussagen, Facebook-Mitschnitten, Fotos. Er ist ein guter Polizist. Akribisch, analytisch und er hat viel Erfahrung. Irgendetwas passt nicht zusammen. Als hätte sich ein falsches Puzzleteil eingeschlichen. Wieso hat sich noch kein Erpresser gemeldet? Das spricht gegen jegliche Erfahrungswerte. Erpresser wollen Geld. Die wollen nicht über Tage ein Opfer gefangen halten. Sie wollen das meist schnell wieder loswerden. Wenn es noch lebt. Wenn es schon tot ist, wollen sie noch schneller das Geld, weil die Wahrscheinlichkeit, dass sie geschnappt werden, mit der Zeit steigt. Peters glaubt nicht an den Entführungsfall. Das Vermögen der Brandts ist nicht groß genug, um eine Anziehungskraft für potenzielle Entführer zu entwickeln. Und wenn doch: Warum haben die Entführer nicht den kleinen Niklas ausgesucht? Ein kleines Kind ist viel leichter zu verstecken, viel leichter mitzunehmen. Wer würde schon hingucken, wenn ein kleiner Junge brüllend in ein Auto gezerrt würde? Alle würden denken: Typisch. Trotzphase. Wahrscheinlich will er nicht nach Hause, weil er noch sein Zimmer aufräumen muss – oder so einen Mist. Keiner würde eingreifen und fragen, ob auch alles mit rechten Dingen zugeht. Bei einer Jugendlichen sieht das schon anders aus.
    Klaus Peters lehnt sich zurück. Bleibt die Möglichkeit eines Triebtäters. Dafür spricht auf den ersten Blick, dass Charlotta wirklich sehr sexy aussieht. Auf den zweiten Blick spricht das gegen die Möglichkeit. Triebtäter haben oft ein extrem schlechtes Selbstbewusstsein. Die scheuen schöne Mädchen wie Charlotta. Außerdem ist sie einfach zu alt. Sie passt nicht mehr in das übliche Beuteschema.
    Ist sie vergewaltigt und einfach irgendwo verbuddelt worden? Peters schüttelt den Kopf. Die Hunde sind ihrer Spur bis zur Straße gefolgt. Der Täter wird sie wohl kaum erschlagen zur Bushaltestelle geschleift haben, um dann mit ihr über der Schulter da einzusteigen.
    Bleibt eigentlich nur die Möglichkeit, dass sie von zu Hause abgehauen ist. Ohne Geld. Ohne Ausweis. Spricht für eine Kurzschlusshandlung. Deswegen hat sie vielleicht auch das Telefon zerstört. Sie wollte jeglichen Kontakt abbrechen, nicht mehr erreichbar sein. Was ist in dieser Familie passiert?
    Und warum liegt ausgerechnet jetzt Charlottas beste Freundin im Krankenhaus, unansprechbar. Wenn man etwas über ein fünfzehnjähriges Mädchen wissen möchte, ist die beste Freundin die erste Adresse. Manchmal noch hilfreicher als ein Tagebuch. Kurz entschlossen greift Peters zum Hörer und lässt sich mit Dr. Hofer verbinden. Der Chefarzt hat

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