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Boeser Traum

Boeser Traum

Titel: Boeser Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Schlieper
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eigentlich überhaupt keine Zeit für lästige Telefonate. Aber mit der Kripo will er es sich auch nicht verderben. Er lässt das Gespräch durchstellen, studiert dabei die aktuellen Berichte. Fast nebenbei hört er diesem Peters zu. Wann Emilia Engels wohl vernehmbar sei?
    Er lacht trocken. »Ehrlich gesagt würden wir uns schon freuen, wenn sie mal etwas länger ansprechbar bliebe. Ihr Zustand ist nicht wirklich zufriedenstellend. Was wollen Sie von meiner Patientin? Ist sie kriminell?«
    Â»Ganz und gar nicht. Ihre beste Freundin wird seit Samstag vermisst. Wir tappen absolut im Dunkeln. Ich würde einfach gerne mit Emilia reden und sie fragen, ob sie eine Ahnung hat, wo das Mädchen hin ist.«
    Â»Verstehe. Ich melde mich sofort bei Ihnen, wenn Emilia aus ihrem tiefen Tal aufgetaucht ist. So wie es jetzt aussieht, kann das aber etwas dauern.«

Der entscheidende Hinweis
    D r. Hofer ist Chefarzt. In erster Linie ist er Chef. Er hat viele Entscheidungen zu treffen. Lebenswichtige Entscheidungen. Er hat gerne kurze, knappe Informationen. Keine überflüssigen Details. Und deswegen hat ihm noch niemand erzählt, dass seine Patientin Emilia immer wieder von einer Lotta im Keller redet. Und dass ihr Puls unstet ist und sie völlig unter Stress zu stehen scheint. Das ist noch zu unkonkret. Damit wird man besser nicht bei ihm vorstellig.
    Charlotta wird kalt auf dem Boden. Sie steht fröstelnd auf und taumelt. Sie hat Mühe, das Gleichgewicht zu halten. Mit einer Hand stützt sie sich an der Wand ab und geht langsam Richtung Treppe. Sie weiß nicht, dass diese Gleichgewichtsstörungen zum Tod durch Verdursten gehören. Ihr Körper hat angefangen, alle unwichtigen Funktionen runterzufahren. Er wringt fast alle Organe nach den letzten Tropfen Flüssigkeit aus. Wichtig ist, dass Herz und Hirn so lange wie möglich am Leben erhalten bleiben. Ohne sie geht nichts. Leber, Niere, Milz – alles könnte wieder regenerieren. Steht das Herz einmal, ist das Spiel vorbei. Sind im Kopf einmal die Lichter aus, wird es nie mehr hell. Der Schwindel in Charlottas Kopf ist aber erst der Anfang. So ein Körper ist zäh.
    Julius wird nur mühsam wach. Er würde gerne einfach weiter in diesem weißen Zimmer liegen blieben. Alles hier ist so sauber, so ordentlich. Alles scheint so klar. Er holt tief Luft und steht auf. Zwei Stunden hat er geschlafen. Zeit, mal wieder bei Emilia vorbeizuschauen. Er stoppt abrupt, als er die Eltern an ihrem Bett sieht. Damit hatte er nicht gerechnet. Er guckt auf die Werte, studiert Emilias Gesicht. Sie wird bald wieder zu sich kommen, das spürt er. Da ist schon so ein ganz leichtes Zucken der Lider. Sie ist dicht unter der Oberfläche.
    Â»Wollen Sie nicht noch ein bisschen rausgehen? Es ist so ein schöner Abend«, schlägt er Dagmar und Michael leise vor.
    Dagmar schüttelt den Kopf. »Wir müssen einfach hier sein, wenn sie zu sich kommt«, erklärt sie.
    Â»Gehen Sie doch in den Krankenhausgarten. Wenn sich hier irgendwas tut, rufe ich sie sofort auf dem Handy an«, verspricht Julius. Er schafft es, seine Ungeduld hinter Freundlichkeit zu verstecken.
    Â»Vielleicht hat er recht.« Michael streckt seine Beine von sich. Es knackt leise.
    Â»Wenn sie wach wird, und wir sind hier beide eingeschlafen, wird ihr das auch nichts bringen. Wahrscheinlich wird sie denken, was habe ich für Schlafmützen als Eltern. Und dann dreht sie sich wieder um und ratzt weiter«, versucht er lustig zu sein.
    Dagmar schaut ihn traurig an. »Gut, lass uns eine kleine Runde drehen. Dann können wir auch noch eben mit Sophie telefonieren. Mal fragen, wie ihr erster Tag so war«, stimmt sie schließlich zu.
    Kaum sind die Eltern endlich weg, geht die Tür auf und Schwester Lisa kommt rein. »Ach, schon wieder bei deiner Lieblingspatientin? Wieso hast du überhaupt schon Dienst?«
    Â»Zweimal: nein.«
    Â»Was?«
    Â»Nein, ich bin nicht bei meiner Lieblingspatientin, weil mir alle Patienten gleich lieb sind, und nein, ich bin noch nicht im Dienst. Ich habe Nachtschicht.«
    Â»Du hast alle gleich lieb? Wie niedlich.« Ihre Stimme klingt beleidigt und schnippisch.
    Â»Aber, du hast recht. Weiß du, was ich an dieser Emilia so mag? Sie kann einfach mal still sein«, sagt er kalt zurück.
    Wie zynisch das war, wird ihm erst klar, als Lisa wieder abgeschoben ist. Er wartet ja nur darauf, dass Emilia

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