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Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)

Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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wichtig! MfG P. Kirchhoff .
    Wichtig? Für wen? Für sie nicht.
    Meike drückte die SMS weg und zog die Knie bis an die Brust. Die sollten sie einfach in Ruhe lassen.
    *
    Der Anruf ging um zehn nach neun morgens bei der Telefonzentrale der Regionalen Polizeiinspektion ein. Der KvD informierte Bodenstein fünfzig Sekunden später, und der rief wiederum Pia an, die aber schon auf dem Weg ins Höchster Krankenhaus zu Hanna Herzmann war.
    Während Bodenstein nach Hofheim fuhr, bestellte er Kai, Cem und Kröger ins Kommissariat und rief noch aus dem Auto den diensthabenden Staatsanwalt an, um umgehend einen Durchsuchungsbeschluss für die Bleibe von Kilian Rothemund zu beantragen. Eine Dreiviertelstunde nachdem der Anruf eingegangen war, hatte sich das gesamte Team bis auf Pia in der Wache versammelt, doch selbst nach dem dritten Anhören der Aufnahme konnte niemand sagen, ob es eine weibliche oder männliche Stimme war, die in zwei knappen Sätzen verriet, was bis dahin niemand gewusst hatte.
    Der Mann, den ihr sucht, wohnt auf dem Campingplatz am Höchster Weg in Schwanheim. Und er ist grad da.
    Es war der erste konkrete Hinweis, nachdem sämtliche regionalen Tageszeitungen in ganz Südhessen das Foto von Kilian Rothemund abgedruckt hatten.
    »Schicken Sie zwei Streifenwagen zu dem Campingplatz«, sagte Bodenstein zum KvD. »Wir fahren sofort los. Ostermann, wenn der Durchsuchungsbeschluss kommt, dann …«
    Er brach ab. Ja, was dann?
    »… schicke ich ihn vorab schon mal als E-Mail-Anhang auf Ihr iPhone, Chef«, ergänzte Kai Ostermann und nickte.
    »Geht das denn?«, erkundigte sich Bodenstein erstaunt.
    »Klar. Ich scanne ihn ein.« Ostermann grinste. Zwar konnte Bodenstein mittlerweile recht gut mit seinem Smartphone umgehen, aber die moderne Kommunikationstechnik überforderte ihn bisweilen noch immer.
    »Und wie …?«
    »Ich weiß schon, wie das geht«, unterbrach Kröger Bodenstein ungeduldig. »Komm, lass uns fahren, bevor uns der Kerl wieder durch die Lappen geht.«
    Eine halbe Stunde später hatten sie den Campingplatz am Mainufer erreicht. Zwei Streifenwagen standen auf dem Parkplatz vor einem gelb gestrichenen Flachbau, in dem sich eine Gaststätte mit dem hochtrabenden Namen »Main-Riviera« und die Sanitärräume für die Campingplatzbewohner befanden. Bodenstein ließ sein Jackett im Auto und krempelte die Ärmel seines Hemdes, das ihm trotz der frühen Stunde schon am Rücken klebte, hoch. Neben den überquellenden Müllcontainern, die einen unangenehmen Geruch ausströmten, stapelten sich leere Getränkekisten bis zur Regenrinne. Ein geöffnetes Fenster mit kaputtem Fliegendraht davor erlaubte einen Blick in eine schmutzige, enge Küche. Gebrauchtes Geschirr und Gläser standen auf jeder freien Fläche, und Bodenstein schauderte bei der Vorstellung, etwas essen zu müssen, das hier zubereitet worden war.
    Einer der uniformierten Kollegen hatte den Pächter der »Main-Riviera« ausfindig gemacht. Bodenstein und Kröger betraten die mit Waschbetonplatten ausgelegte Terrasse, die auf einem großen Schild euphemistisch als ›Gartenlokal‹ bezeichnet wurde. Abends mochten Lichterketten und Plastikpalmen mit steigendem Alkoholpegel eine Art von Urlaubsambiente suggerieren, im grellen Sonnenschein offenbarte sich jedoch die heruntergekommene Hässlichkeit in voller Schonungslosigkeit. Orte wie dieser deprimierten Bodenstein zutiefst.
    An einem Tisch mit einer Plastiktischdecke saß das Pächterehepaar unter einem verblichenen Sonnenschirm einträchtig beim Frühstück, das hauptsächlich aus Kaffee und Zigaretten zu bestehen schien. Der ausgemergelte Glatzkopf blätterte mit nikotingelben Fingern in der Bild am Sonntag und war nicht besonders erbaut über Polizeibesuch am frühen Sonntagmorgen. Er trug eine karierte Kochhose und ein T-Shirt, deren Gelbstich vermuten ließ, dass beide Kleidungsstücke schon sehr lange keine Waschmaschine mehr von innen gesehen hatten, davon zeugte auch der durchdringende Geruch nach altem Schweiß, der von dem Mann ausging.
    »Kenn ich nich«, murmelte er, nachdem er einen uninteressierten Blick auf das Foto geworfen hatte, das Kröger ihm unter die Nase hielt. Seine Frau hustete und drückte ihre Zigarette in einem überquellenden Aschenbecher aus.
    »Zeich ma.« Sie streckte die Hand aus. Goldberingte Wurstfinger mit rotlackierten Krallen, schwarzgeschminkte Augen und auftoupierte Haare mit Pony, wie es in ihrer Jugend in den Sechzigern mal modern gewesen war. Irma la

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