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Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)

Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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douce in der Schwanheimer Version. Sie war groß, füllig und energisch und hatte mit Sicherheit keine Probleme mit betrunkenen Gästen. Ein süßlich-fauliger Mülltonnengeruch wehte über die Terrasse. Bodenstein verzog das Gesicht und hielt die Luft an.
    »Kennen Sie den Mann?«, fragte er mit erstickter Stimme.
    »Ja. Das ist der Doc«, sagte sie, nachdem sie das Foto kritisch betrachtet hatte. »Der wohnt in Nummer neunundvierzig. Den Weg da runter. Grünes Vorzelt vor dem Wagen.«
    Der Dürre warf seiner Frau einen wütenden Blick zu, den diese ignorierte.
    »Ich will hier keinen Ärger.« Sie gab Kröger das Foto zurück. »Wenn unsere Mieter Zoff mit den Bullen haben, ist das nicht mein Problem.«
    Sehr gesunde Einstellung, fand Bodenstein. Er bedankte sich und verließ eilig die »Main-Riviera« und ihre Pächter, die sich lautstark zu streiten begannen. Bevor der Glatzkopf Kilian Rothemund via Handy warnen konnte, mussten sie den Wohnwagen finden. Er schickte die Kollegen in alle Himmelsrichtungen auf die Suche, denn eine Hausnummernfolge, die sich irgendwie logisch erschließen ließ, gab es auf dem großen Areal nicht. Cem Altunay fand schließlich den Wohnwagen mit der Nummer neunundvierzig, fast am entgegengesetzten Ende des Platzes. Das Vorzelt mochte irgendwann vor vierzig Jahren einmal grün gewesen sein, aber die Nummer stimmte. Ein paar junge Leute hockten auf Gartenstühlen vor dem Wohnwagen auf der Nachbarparzelle und blickten neugierig herüber.
    »Da ist keiner«, rief ein junger Mann in einem Deutschlandtrikot.
    Na, großartig.
    Die jungen Leute waren nur im Sommer immer mal übers Wochenende hier, um Party zu machen, wie sie sagten. Ihr Wohnwagen gehörte dem Onkel des patriotischen Fußballfans. Sie kannten ihren Nachbarn nicht besonders gut, identifizierten ihn aber ohne zu zögern auf dem Foto. Am Vorabend hatte Kilian Rothemund Besuch von einem Typen mit einer Harley gehabt, heute Morgen war er dann mit seinem Motorroller weggefahren. Geredet hatten sie nie viel mit ihm, ihre Unterhaltungen hatten sich hauptsächlich aufs Grüßen beschränkt.
    »Der hatte hier mit keinem was zu tun«, sagte der junge Mann. »Hat meistens in seinem Wohnwagen am Laptop gehockt. Hin und wieder hat er Besuch gekriegt von irgendwelchen komischen Leuten. Vorne in der Kneipe haben sie erzählt, er wär mal Anwalt gewesen, aber jetzt würd er in einer Pommesbude arbeiten. Tja, so geht’s im Leben.«
    Bodenstein überhörte die letzte altkluge Bemerkung.
    »Seine Besucher«, erkundigte er sich, »was sind das für Leute? Männer, Frauen?«
    »Alles Mögliche. Ich hab gehört, er würd helfen, wenn jemand Probleme mit Ämtern oder so hat. Ihr Anwalt auf dem Campingplatz, sozusagen.«
    Die anderen jungen Leute lachten.
    Der Wohnwagenbesitzerneffe erklärte sich bereit, als Zeuge bei der Durchsuchung des Wohnwagens, den Kröger bereits ohne Probleme geöffnet hatte, anwesend zu sein.
    »Was muss ich machen?«, fragte er neugierig und quetschte sich durch die dürre Hecke.
    »Nichts. Nur an der Tür stehen bleiben und zuschauen«, erwiderte Bodenstein, als sie das Vorzelt durchquerten. »Kann ich reinkommen?«
    »Aber fass nichts an«, warnte Kröger, der sich einen Overall, Gummihandschuhe und Überschuhe angezogen hatte. Im Innern des Wohnwagens roch es muffig, aber es war alles sauber und aufgeräumt. Kröger öffnete die Schränke.
    »Kleider, Kochtöpfe, Bücher – alles da«, kommentierte er. »Das Bett ist gemacht. Einen Laptop sehe ich allerdings nirgendwo.«
    Er durchwühlte die wenigen Schubladen und förderte unter einem Stapel Unterhosen ein zerknittertes Foto zutage.
    »Einmal Kinderschänder, immer Kinderschänder.« Er reichte Bodenstein mit angewiderter Miene das Foto, das ein hübsches blondes Mädchen von ungefähr fünf oder sechs Jahren zeigte.
    »Das ist seine Tochter«, sagte Bodenstein. »Sie ist heute etwa vierzehn. Er darf sie und seinen Sohn allerdings nicht sehen.«
    »Verständlich.« Kröger setzte die Durchsuchung fort, fand aber auf den ersten Blick nichts Verdächtiges oder Kompromittierendes.
    »Ich rufe meine Jungs«, sagte er. »Wir stellen das Ding hier gründlich auf den Kopf. Hat Kai dir den Durchsuchungsbeschluss geschickt?«
    »Äh, weiß nicht.« Bodenstein zog sein Smartphone aus der Hosentasche. »Wie sehe ich das?«
    Kröger nahm ihm das Gerät ab und drückte auf den Home-Knopf.
    »Du hast ja nicht mal eine Code-Sperre eingegeben«, stellte er missbilligend fest. »Wenn

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