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Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)

Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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unseren aktuellen Fällen gibt?«
    »Mädchen, jetzt geht aber die Phantasie mit dir durch«, sagte der alte Hauptkommissar kopfschüttelnd. Mit seiner Mitteilungsbereitschaft war es allerdings vorbei. Er winkte dem Kellner, um zu zahlen, denn er hatte einen Arzttermin, Cem und Christian bedankten sich für seine Hilfe. In dem Augenblick, als sie aufstanden und das Forsthaus verließen, schoss Pia ein weiterer Gedanke durch den Kopf, und sie bekam eine Gänsehaut vor Aufregung. Natürlich, so konnte es sein!
    »Herr Altmüller«, wandte sie sich noch einmal an den Frankfurter Kollegen, »hat Rothemund damals irgendetwas über seinen Mandanten gesagt? Sprach er von einem Mandanten oder einer Mandantin?«
    Der Dicke lehnte sich an einen der Stehtische, die im Gartenlokal vor dem Eingang des Restaurants standen, und furchte nachdenklich die Stirn.
    »Dazu müsste ich mir die alten Akten kommen lassen«, sagte er nach einer Weile. »Wir hatten das Gespräch mit ihm damals auf Band aufgezeichnet und eine Abschrift davon für die Akten gemacht. Ich werde schauen, ob ich dieses Protokoll bekommen kann.«
    »Danke.« Pia nickte. »Inwiefern war dieser Mandant selbst ›Betroffener‹ gewesen? Von was?«
    »Hm.« Lutz Altmüller fuhr sich mit der Hand über seinen kahlen Schädel. »Ich denke, er meinte, dass sein Mandant auch Opfer der Kinderporno-Mafia gewesen ist. Es gab ja leider nur das eine einzige Gespräch mit ihm, deshalb konnten wir nicht nachfragen.«
    Die Puzzlestücke fielen wie von selbst an die richtigen Stellen, und Pia begriff, was sie – abgelenkt durch Bernd Prinzler – nicht hatten sehen wollen. Sie hatte es plötzlich eilig.
    »Wer ist Erik Lessing?«, fragte Christian, nachdem Altmüller davongewatschelt war. »Warum hat es den Alten so schockiert, als du den Namen erwähnt hast?«
    »Das war nur ein Schuss ins Blaue«, erwiderte Pia. »Ich verstehe das alles selbst nicht so richtig. Aber wir müssen unbedingt noch mal ins Haus von Leonie Verges. Irgendwie bin ich mir sicher, dass wir in ihrer Patientenkartei den Schlüssel zu allem finden werden.«
    *
    Louisa hatte während der Fahrt vom Krankenhaus in Bad Homburg bis nach Hause nur am Daumen gelutscht und kein Wort gesagt. Zu Hause hatte sie sich geweigert, vom Auto bis hoch in die Wohnung zu laufen. Weder die Aussicht auf einen Schokoladenpudding noch ein Appell an ihre Vernunft oder Strenge hatten etwas genutzt. Emma war den Tränen nahe gewesen und gerade, als sie versucht hatte, das Kind trotz ihres Zustandes die Treppe hochzuschleppen, war Helmut Grasser wie ein rettender Engel aus der Wohnung ihrer Schwiegereltern gekommen. Bevor Louisa dagegen protestieren konnte, hatte er sie auf den Arm genommen, nach oben getragen und vor der Wohnungstür abgesetzt. Corinna und Sarah waren später vorbeigekommen und hatten kleine Geschenke für Louisa dabei, aber sie entlockten dem Kind nicht mal ein Lächeln. Irgendwann war sie in ihr Zimmer gegangen und hatte die Tür hinter sich zugeknallt.
    Da war Emma in Tränen ausgebrochen. Es war doch nicht ihre Schuld, dass sich ihre Tochter den Arm gebrochen hatte! Dennoch fühlte sie sich verantwortlich. Wie sollte das nur weitergehen? Auf der einen Seite wünschte sie, Florian sei da und würde sie unterstützen, auf der anderen Seite fürchtete sie, seine Anwesenheit könne genau das Falsche sein. Die Freundinnen hatten versucht, sie zu trösten, und versichert, dass sie sich um Louisa kümmern würden, außerdem sei Emma ja selbst in der Nähe, wenn sie ihr Baby im hauseigenen Kreißsaal bekam.
    »Vielleicht ist Florian ja auch bis dahin zurück«, sagte Corinna.
    »Das wird er nicht sein«, schluchzte Emma. Und dann platzte die Geschichte aus ihr heraus. Wie sie die leere Kondompackung in seiner Hose gefunden und ihn zur Rede gestellt, er aber nichts gesagt hatte. Weder hatte er zugegeben noch abgestritten, dass er sie betrogen hatte, und daraufhin hatte sie ihn gebeten auszuziehen.
    Corinna und Sarah waren für einen Moment sprachlos.
    »Aber das Schlimmste ist, dass … dass … die Ärztin im Krankenhaus vermutet, Louisa könnte … missbraucht worden sein.« Die Tränen der Verzweiflung strömten über Emmas Gesicht und ließen sich nicht mehr aufhalten, als sei ein Damm in ihrem Innern gebrochen. »Sie hatte Blutergüsse an den Innenseiten der Oberschenkel und an … an der Scheide. Und das ist nicht von dem Sturz vom Pony gekommen. Florian ist ausgerastet, als die Ärztin das gesagt hat, und seitdem

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