Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)
sicher gewusst, dass Michaela noch lebt«, warf er seinem Adoptivbruder vor. »Ihr wisst ja immer alles, du und Ralf und Corinna!«
»Nein! Das haben wir nicht gewusst«, beteuerte der Staatsanwalt. »Wir waren ja sogar auf ihrer Beerdigung. Ich bin auch völlig schockiert.«
»Ich glaube dir kein Wort«, schnaubte Finkbeiner hasserfüllt. »Immer habt ihr euch bei meinen Eltern lieb Kind gemacht, seid denen in den Arsch gekrochen, nur um Michaela und mich auszustechen! Wir hatten nie eine Chance gegen euch hergelaufenes Pack! Und jetzt hast du auch noch meine Schwester erschossen! Hoffentlich musst du dafür irgendwann in der Hölle schmoren!«
Er spuckte Frey vor die Füße und ging weg. Frey seufzte. In seinen Augen glänzten Tränen.
»Ich nehme es Florian nicht übel«, sagte er leise. »Es ist für uns alle ein Schock, aber für ihn muss es besonders schlimm sein. Es stimmt ja, dass er früher immer auf uns Rücksicht nehmen musste.«
Bodensteins Handy klingelte. Es war Kai Ostermann, der berichtete, dass man im Keller des Hauses von Hanna Herzmann tatsächlich einen Mann gefunden hatte.
»Sie werden’s nicht glauben, Chef«, sagte Ostermann. »Der Mann heißt Helmut Grasser. Er ist jetzt hier. Ins Krankenhaus wollte er nicht.«
Bodenstein wandte sich ab und gab Ostermann noch ein paar Anweisungen.
»Pia, wir fahren«, sagte er dann. »Wir haben Grasser.«
»Wen?«, erkundigte sich Frey, und Bodenstein, der die Frage erst übergehen wollte, erinnerte sich daran, dass er in dreien ihrer Fälle der zuständige Staatsanwalt war.
»Der Mann heißt Helmut Grasser«, erwiderte er also. »Ein Zeuge hat ihn an dem Abend, an dem Hanna Herzmann überfallen wurde, unweit der Stelle gesehen, an der man sie am nächsten Tag gefunden hatte. Sie müssten ihn eigentlich kennen, er wohnt doch hier auf dem Grundstück, oder nicht?«
Er fing Pias Blick auf, der von Verblüffung zu Verärgerung wechselte. Gleich würde sie ihm Vorhaltungen machen, weil er sie nicht informiert hatte, aber abgesehen davon, dass keine Zeit gewesen war, hatte sie ja ebenfalls Geheimnisse vor ihm.
»Ich kenne Helmut seit Ewigkeiten«, bestätigte Frey. »Er ist hier Hausmeister und Mädchen für alles. Verdächtigen Sie ihn etwa?«
»Bis sich das Gegenteil nachweisen lässt, ja.« Bodenstein nickte. »Wir werden uns jetzt mit ihm unterhalten und dann sehen wir weiter.«
»Ich will bei der Vernehmung dabei sein«, sagte Frey.
»Wollen Sie sich das wirklich zumuten? Vielleicht sollten Sie heute …«
»Nein, das ist kein Problem«, fiel ihm der Staatsanwalt ins Wort. »Ich kann hier sowieso nichts mehr tun. Wenn Sie gestatten, werde ich mich rasch umziehen und komme dann nach Hofheim.«
»Selbstverständlich.«
»Dann sehen wir uns gleich.«
Pia und Bodenstein sahen ihm nach, wie er durch den Park verschwand und dabei telefonierte.
»Eben stand er noch total unter Schock, und jetzt ist er kalt wie eine Hundeschnauze«, stellte Pia leicht befremdet fest.
»Vielleicht versucht er, sich in irgendeine Routine zu flüchten«, vermutete Bodenstein.
»Und die Prinzler hab ich auch nicht wiedererkannt. Die sah völlig verändert aus. Und dann ging alles so schnell …«
»Komm, wir fahren. Zuerst ist Rothemund dran. Ich bin wirklich gespannt, was der uns erzählt.«
Kai Ostermann hatte Helmut Grasser und Kilian Rothemund in die Vernehmungsräume 2 und 3 im Erdgeschoss des Gebäudes der Regionalen Kriminalinspektion bringen lassen, aber Bodensteins erster Weg führte zu Bernd Prinzler, der noch immer in Raum Nummer 1 wartete. Schweigend und mit versteinerter Miene lauschte er Bodensteins und Pias Bericht über die Vorfälle in Falkenstein. Was auch immer in ihm vorgehen mochte, er hatte seine Emotionen eisern im Griff, ließ sich weder Zorn noch Besorgnis anmerken.
»Das wäre nicht passiert, wenn ihr mich hier nicht festgehalten hättet«, warf er Bodenstein vor. »Verdammte Scheiße!«
»Falsch«, erwiderte Bodenstein. »Hätten Sie uns gleich gesagt, worum es hier geht, dann hätten wir Sie längst nach Hause gehen lassen. Warum hat Ihre Frau das getan? Woher hatte sie eine Waffe?«
»Ich hab keine Ahnung«, knurrte Prinzler grimmig und ballte seine Hände zu Fäusten. »Lasst ihr mich jetzt endlich gehen?«
»Ja, Sie können gehen.« Bodenstein nickte. »Ihre Frau wurde übrigens ins Krankenhaus nach Bad Soden gebracht. Wenn Sie wollen, lasse ich Sie hinfahren.«
»Danke, darauf verzichte ich.« Prinzler stand auf. »Bin in
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