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Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)

Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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vorhin, gestützt von zwei jüngeren Frauen, presste weinend eine Hand vor den Mund.
    »Wer ist das?«, wollte Pia wissen.
    »Renate, meine Schwiegermutter. Und meine Schwägerinnen. Sarah und Corinna. Corinna ist die Verwaltungschefin von Sonnenkinder e. V. « Emma traten die Tränen in die Augen. »Was für eine Katastrophe. Meine arme Schwiegermutter! Sie hatte sich so auf diesen Tag gefreut.«
    Die Türen des Rettungswagens wurden zugeklappt, das Blaulicht auf dem Dach begann zu zucken. Louisa zog den Daumen aus dem Mund.
    »Mama?«
    »Ja, mein Schatz?«
    »Ist der böse Wolf jetzt tot?«, fragte das Kind. »Kann er mir nie mehr was tun?«
    Pia begegnete dem entgeisterten Blick ihrer Freundin, dann erkannte sie einen Ausdruck fassungslosen Begreifens in Emmas Augen.
    »Nein«, flüsterte Emma unter Tränen und wiegte ihre Tochter in ihren Armen. »Der böse Wolf wird dir nie mehr etwas tun. Das verspreche ich dir.«
    *
    Sie nestelte ihren Polizeiausweis aus der Tasche und kehrte an den Ort des Schreckens zurück. Staatsanwalt Frey stand wie versteinert da, noch immer mit der Waffe in der Hand, sein Hemd und seine Hose waren voller Blut. Er starrte wie hypnotisiert auf die Frau, die direkt vor ihm lag. Pia berührte Freys Arm, und er erwachte aus seiner Betäubung.
    »Frau Kirchhoff«, flüsterte er heiser. »Was … was machen Sie hier?«
    »Kommen Sie«, sagte Pia energisch und hakte ihn unter. Uniformierte Beamte stürmten in den Garten. Pia zeigte ihnen ihren Ausweis und gab ihnen die Anweisung, Garten, Park und Straße weiträumig abzusperren und dafür zu sorgen, dass sich keine Neugierigen und erst recht keine Pressefritzen einschlichen. Außerdem ließ sie sich ein Paar Latexhandschuhe und einen Asservatenbeutel geben, nahm dem Staatsanwalt vorsichtig die Pistole aus der Hand, entfernte das Magazin und steckte beides in den Plastikbeutel.
    »Wer ist die Frau?«, fragte Pia. »Kennen Sie sie?«
    »Nein, ich hab sie noch nie gesehen.« Staatsanwalt Frey schüttelte den Kopf. »Ich stand gerade am Rednerpult und habe sie durch den Mittelgang kommen sehen mit einem Blumenstrauß. Und plötzlich … plötzlich hatte sie eine Pistole in der Hand und … und …«
    Seine Stimme versagte, er fuhr sich mit allen zehn Fingern durchs Haar, verharrte einen Moment mit gesenktem Kopf, dann blickte er auf.
    »Sie hat meinen Vater erschossen.« Das klang ungläubig, so, als hätte er noch nicht wirklich begriffen, was sich da eben abgespielt hatte. »Ich war für einen Moment wie gelähmt. Ich … ich konnte nicht verhindern, dass sie noch zwei Menschen erschossen hat!«
    »Ihr Vater ist nicht tot«, erwiderte Pia. »Aber Sie haben sich selbst in Lebensgefahr begeben, als Sie die Frau entwaffnet haben.«
    »Ich hab gar nicht nachgedacht«, murmelte Frey. »Plötzlich stand ich hinter ihr und habe ihren Arm mit der Pistole gepackt … irgendwie … muss sich ein Schuss gelöst haben. Ist sie … ist sie … tot?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Pia.
    Verstörte Kinder suchten weinend nach ihren Eltern. Rettungswagen und Notärzte trafen ein, noch mehr Polizisten kamen. Pias Handy brummte und vibrierte unablässig, aber sie beachtete es nicht.
    »Ich muss zu meiner Familie.« Staatsanwalt Frey straffte entschlossen die Schultern. »Ich muss meine Frau suchen. Und meine Mutter braucht mich jetzt. Oh Gott, sie hat das alles mit angesehen.«
    Er blickte Pia an.
    »Danke, Frau Kirchhoff«, sagte er mit bebender Stimme. »Wenn Sie mich brauchen, ich stehe Ihnen jederzeit zur Verfügung.«
    »In Ordnung. Aber jetzt kümmern Sie sich erst mal um Ihre Familie«, erwiderte Pia und drückte verständnisvoll seinen Arm. Sie blickte ihm nach und beneidete ihn nicht um das, was ihm nun bevorstand. Erst jetzt bemerkte sie ihr Handy und ging dran.
    »Pia, verdammt, wo bist du?«, schrie Bodenstein ihr ins Ohr. »Warum gehst du nicht an dein Handy?«
    »Hier hat es eine Schießerei gegeben«, erwiderte sie. »Mindestens zwei Tote und zwei Schwerverletzte.«
    »Wir sind schon auf dem Weg.« Bodenstein klang nun etwas ruhiger. »Geht es dir gut?«
    »Ja, ja, mir ist nichts passiert«, versicherte sie ihrem Chef. Sie wandte sich um und ging ein paar Schritte in den Park. Aus der Entfernung wirkte die ganze Szenerie so unwirklich wie ein Filmset. Sie setzte sich auf den Rand eines Springbrunnens, klemmte das Handy zwischen Ohr und Schulter und kramte in ihrer Tasche nach den Zigaretten.
    »Hör zu«, sagte Bodenstein. »Prinzler hat

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