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Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)

Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Böser Wolf: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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ausgepackt. Hanna Herzmann hat über das Thema Kindesmissbrauch recherchiert. Prinzlers Frau wurde als Kind von ihrem eigenen Vater missbraucht und wollte mit der Wahrheit an die Öffentlichkeit, nachdem sie über das Fernsehen von unserer Nixe erfahren hat. Leonie Verges war ihre Therapeutin, über Jahre hinweg. Über sie entstand der Kontakt zwischen Hanna Herzmann, Rothemund und Prinzler. Das hängt tatsächlich wohl alles zusammen. Und die ganze Sache geht noch viel weiter zurück, als wir je gedacht hätten. Dahinter steckt ein Kinderschänderring, der international agiert, und Josef Finkbeiner spielt da wohl eine zentrale Rolle. Aber wenn das stimmt, was Prinzler gesagt hat, dann stecken da auch noch jede Menge anderer einflussreicher Leute mit drin, die über Leichen gehen, um eine Aufdeckung zu verhindern. Pia, wahrscheinlich hatte sogar die Ermordung dieses V-Manns vor Jahren in Frankfurt damit zu tun!«
    Seine Worte hallten in ihren Ohren, als habe er geschrien. Pia steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen und ließ das Feuerzeug aufschnappen, aber ihre Finger zitterten so heftig, dass es ihr kaum gelingen wollte, die Zigarette anzuzünden.
    »Pia? Pia! Bist du noch dran?«
    »Ja, ich höre dich«, sagte sie leise. Sie streifte die Schuhe von den Füßen und wühlte ihre Zehen in den sonnenwarmen Kies. Das Wasser im Brunnen plätscherte, eine Amsel hüpfte vor ihr über den Rasen und flog dann zeternd auf. Stille. Friede. Dabei waren vor zwanzig Minuten keine hundert Meter entfernt zwei Menschen brutal exekutiert worden.
    »Wir sind in zehn Minuten da«, hörte sie Bodenstein sagen, dann brach das Gespräch ab. Pia legte den Kopf in den Nacken und schaute in den tiefblauen Himmel, an dem kleine weiße Wölkchen dahinsegelten.
    Die Erkenntnis, dass sie wieder einmal gegen jede Vernunft recht behalten hatte, überwältigte sie. Die Anspannung in ihrem Innern löste sich, und sie begann zu weinen.
    *
    Bodenstein hatte schon zahllose Schauplätze von Mord und Totschlag gesehen und klassifizierte sie insgeheim nach einem persönlichen System. Dieser hier gehörte zweifellos in die schlimmste, in die Fünf-Sterne-Kategorie. Eine Frau hatte vor den Augen von zweihundert Erwachsenen und Kindern zwei Männer hingerichtet und einen lebensgefährlich verletzt. Vielleicht wäre es noch schlimmer gekommen, hätte nicht jemand unter Einsatz seines Lebens die Attentäterin überwältigt und entwaffnet. Bodenstein kannte den Frankfurter Oberstaatsanwalt Markus Maria Frey seit vielen Jahren und hätte ihm ein solch todesmutiges Eingreifen nie zugetraut. Aber in Gefahrensituationen wuchsen manche Menschen über sich selbst hinaus, vor allen Dingen, wenn es um die eigene Familie ging. Von Kollege Kröger war er auf der Fahrt nach Falkenstein über die familiären Verhältnisse Freys informiert worden, und Pia hatte ihm in knappen Worten berichtet, was geschehen war. Sie hatte ihren ersten Schock überwunden. Das, was sie jetzt tun musste, war ihr Job, und sie war professionell genug, um ihn zu machen, obwohl es ihr kaum anders gehen mochte als den anderen Gästen.
    »Wo war der Ministerpräsident, als die Schüsse fielen?«, wollte Bodenstein wissen.
    »Soweit ich weiß, saßen er, der Landrat und der Bürgermeister auf der anderen Seite des Ganges. Rechts vorne saßen Josef Finkbeiner und seine Frau, daneben die beiden Toten.« Sie warf einen Blick auf ihren Notizblock. »Hartmut Matern und Richard Mehring, alte Freunde Finkbeiners. In der Reihe dahinter saß Finkbeiners Sohn Florian mit seiner Tochter auf dem Schoß, neben ihm seine Frau Emma, meine Klassenkameradin, die mich hierher eingeladen hat.«
    » Der Hartmut Matern?« Bodenstein hob die Augenbrauen.
    »Ja, genau der …« Pia blickte ihren Chef an. »Sein Sohn Wolfgang ist mit Hanna Herzmann befreundet. Ist das nicht ein komischer Zufall?«
    »Nein, ich fürchte, das ist alles kein Zufall«, erwiderte Bodenstein. »Wie ich dir eben schon am Telefon sagte, hängt offenbar wirklich alles zusammen. Ich hoffe, dass Rothemund uns das später bestätigt.«
    Dr. Josef Finkbeiner, von zwei Schüssen in Brust und Hals getroffen, war bereits mit dem Rettungswagen abtransportiert worden. Über die beiden Toten, die noch auf ihren Stühlen saßen, hatte man Decken gebreitet. Bodenstein hatte Cem Altunay die Einsatzleitung übertragen, denn ihm selbst erschien es dringlicher, mit Rothemund zu sprechen. Ein Rechtsmediziner kam, wenig später traf das

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