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Böses Blut

Böses Blut

Titel: Böses Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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wollte nur wissen ... ob ich euch völlig zerstört habe. Sonst nichts.«
    »Du hast versprochen, nie Kontakt zu uns aufzunehmen, hat Mama gesagt.«
    »Ich weiß. Ich habe es gehalten. Jetzt seid ihr erwachsen.«
    »Einigermaßen«, sagte sie. »Wir haben nie von dir gesprochen. Es war, als hättest du nie existiert. Bengt ist unser Vater geworden. Unser richtiger Vater.«
    »Bengt ist euer richtiger Vater«, sagte er. Wer zum Teufel war Bengt? Er fuhr fort: »Ich bin etwas anderes. Ich würde dich gern treffen.«
    »Ich erinnere mich nur an Schreie und Gewalt«, sagte sie. »Ich weiß nicht, was das für einen Unterschied machen würde.«
    »Ich auch nicht. Würdest du mir verbieten zu kommen?«
    Sie schwieg. »Nein«, sagte sie schließlich. »Nein, das würde ich nicht.«
    »Du bist verheiratet«, sagte er, um seinen inneren Jubel zu verbergen.
    »Ja«, sagte sie. »Noch keine Kinder. Keine Enkel«, fügte sie hinzu.
    »Deshalb rufe ich nicht an«, sagte er.
    »Doch«, sagte sie.
    »Wie geht es Tommy?«
    »Gut. Er wohnt in Stockholm. Östhammar. Er hat einen Sohn. Da hast du deinen Enkel.«
    Er nahm die kleinen Hiebe mit offenen Armen entgegen. Mitten auf die Nasenmaske, mit einem Lächeln.
    »Und Gunilla?« fragte er vorsichtig.
    »Sie wohnt noch zusammen mit Papa in dem Haus. Sie überlegen, ob sie sich statt dessen eine Wohnung und ein Sommerhaus anschaffen sollen.«
    »Gute Idee«, sagte er. »Bis bald dann. Ich melde mich.«
    »Hej dann«, sagte sie. »Paß auf dich auf.«
    Das würde er tun. Mehr denn je. Dieser sanfte Uddevalladialekt. Dabei hatte sie ein so ausgeprägtes Stockholmerisch geredet. Er erinnerte sich noch so gut an die kleinen E statt der Ä. Guck mal Mama, der Ber da im Kefig. Man konnte ein anderer werden. Den Dialekt wechseln und ein anderer werden.
    Da kam ihm der Gedanke. Genau da und in diesem Moment kam ihm der Gedanke.
    Genau da und in diesem Moment faßte Gunnar Nyberg den Kentuckymörder.
    Er brauchte nicht Amerikaner zu sein. Es wäre sogar sinnvoller gewesen, ihn zu etwas anderem zu machen. Vielleicht nicht Norweger oder Kenianer, aber etwas, was plausibel war.
    Er blätterte wie wild in der Computerliste. Er nahm sich Namen für Namen für Namen vor und ignorierte die Sternchen.
    Hjelm kam herein. Er starrte verwundert auf den intensiv lesenden Giganten. Eine enorme Aura von Energie stieg wie eine Gewitterwolke über ihm auf.
    »Hej du«, sagte Hjelm.
    »Schnauze«, sagte Nyberg liebenswert.
    Hjelm setzte sich und hielt die Schnauze. Nyberg las weiter. Es verging eine Viertelstunde, zwanzig Minuten.
    April, Mai. 3. Mai: Steiner, Wilhelm, Österreich, geb. 42, Hün, Gaz, Mongolei, geb. 64, Harkiselassie, Winston, Äthiopien, geb. 60, Stankovskij, B ...
    Gunnar Nyberg hielt abrupt inne. »Knall, Peng, Treffeeer«, brüllte er. »The Famous Kentucky Killer. Hol ein Foto von Wayne Jennings. Sofort!«
    Hjelm starrte ihn an und schlich hinaus, auf einmal maßlos untergeben. Nyberg sprang auf und ging im Zimmer auf und ab, nein, rannte im Zimmer auf und ab wie eine gemästete Ratte in einem zu kleinen Eichhörnchentretrad.
    Hjelm kam zurück und warf Wayne Jennings' großes Jugendporträt auf den Schreibtisch. »Hast du es dir vorher nicht angesehen?« fragte er.
    Nyberg starrte darauf. Der breit lächelnde Jüngling mit den stahlblauen Augen. Er deckte das Gesicht mit den Händen ab und ließ nur die Augen frei. Der Blick war ihm schon einmal begegnet. In seinem Innern färbte er das Haar grau und verschob den Haaransatz nach oben. Er fügte ein paar Falten hinzu.
    »Darf ich vorstellen: Robert Mayer«, sagte er. »Sicherheitschef bei LinkCoop in Täby.«
    Hjelm sah Jennings an, dann Nyberg. »Bist du sicher?« sagte er.
    »Da war etwas, was mir irgendwie bekannt vorkam. Ich habe es nur nicht zusammengekriegt. Er muß sich einer plastischen Operation unterzogen haben, aber die Augen und den Blick ändert man nicht so leicht. Er ist es.«
    »Okay«, sagte Hjelm und versuchte, sich zu fassen. »Wir brauchen eine Bestätigung. Es ist logisch, daß du nach der Geschichte mit Benny Lundberg Kontakt aufnimmst.«
    »Ich?« Nyberg blieb der Mund offenstehen. »Ich mache Hackfleisch aus ihm.«
    »Wenn jemand anders geht, wird er mißtrauisch. Du mußt es sein. Und es muß nach Routine aussehen. Tu so, als wärst du schwer von Begriff, das dürfte möglich sein. Nimm irgendein schmutziges und gänzlich irrelevantes Foto mit.«
    Er suchte fieberhaft nach einem Foto, irgend etwas. Er riß die

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