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Böses Blut

Böses Blut

Titel: Böses Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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sagte der Mann und zeigte den Weg.
    Benny Lundbergs Bankfach war in der Tat leer. Leerer ging's nicht.
    Sie nahm den Bankangestellten mit, und sie setzten sich in ein Taxi. Auf zu neuen Phantombildern. Allmählich hatte sie die Phantome satt.
    Viggo Norlander hatte Kopfschmerzen. Gunnar Nyberg hatte Kopfschmerzen. Norlander hatte seinen ganzen Krempel genommen, war umgezogen zu Nyberg und hatte in einer Blitzaktion Kerstin Holms Platz okkupiert. Da saßen sie jetzt und versuchten, ihre klugen Köpfe zusammenzustecken, ohne zusammenzustoßen.
    Zwischen ihnen lag ein Stapel Endlospapier mit dem Ausdruck einer Liste der Einwanderer des Jahres 1983; da waren sie gesammelt, wie in einem extrem komprimierten und vollkommen egalitären Ghetto. Chavez, der den Ausdruck hatte machen lassen, hatte dafür gesorgt, daß die amerikanischen Einwanderer ein Sternchen in der Spalte vor ihrem Namen bekamen. Ansonsten war die Aufstellung chronologisch geordnet.
    Es waren Tausende von Namen, doch nur etwa einhundert Amerikaner. Trotzdem dauerte es seine Zeit. Es mußten viele Informationen verglichen werden, Abstimmungen von Geschlecht und Alter und diesem und jenem.
    Norlander war übel. Er hatte das Krankenhaus viel zu früh verlassen. Die mikroskopisch kleinen Zahlenreihen tanzten ihm vor den Augen. Dieser verdammte übereifrige Chavez hatte garantiert eine Schriftgröße ausgesucht, die perfekt geeignet war, die Kopfschmerzen zu erhalten und Übelkeit zu fördern. Er lief hinaus und übergab sich. Nyberg hörte ihn durch die offenen Türen. Es war eine prachtvolle Kaskade, deren Geräuschwellen durchs Polizeipräsidium hallten.
    »Das hat's gebracht«, sagte er, als er zurückkam.
    »Fahr nach Hause und schlaf«, sagte Nyberg und befingerte seine bandagierte Nase.
    »Nur wenn du das auch tust.«
    »Okay, dann laß uns mal. Keine Pausen mehr.«
    Norlander warf ihm einen mörderischen Blick zu und machte weiter.
    Schließlich kristallisierte sich eine Liste von achtundzwanzig Personen heraus, männliche Amerikaner, die um 1950 geboren waren. Sechzehn von ihnen hatten sich 1983 in Stockholm und Umgebung befunden. Jetzt mußte eine Abstimmung aller achtundzwanzig mit dem Melderegister vorgenommen werden, um zu sehen, wer von ihnen zum jetzigen Zeitpunkt noch in Schweden war und sich in Stockholm und Umgebung aufhielt. Es waren vierzehn.
    »Sind Diplomaten mit auf der Liste?« fragte Nyberg.
    »Weiß nicht. Ich glaube nicht. Die sind ja keine Einwanderer.«
    »Kann er nicht an der amerikanischen Botschaft gelandet sein?«
    »Der Kentuckymörder an der amerikanischen Botschaft? Wäre das nicht doch ein bißchen happig?«
    »Naja. Es war nur so ein Gedanke.«
    »Vergiß ihn.«
    »Gastforscher vielleicht? Diese Liste ist nicht komplett.«
    »Ich muß an die Luft«, sagte Norlander, der wie ein Chamäleon wieder die Farbe des Verbands annahm. »Ich mach die obere Hälfte bis – was steht da? – Harold Mallory in Vasastan. A bis Ma. Du nimmst die untere.«
    Norlander verschwand, bevor Nyberg ihm davon abraten konnte, den Wagen zu nehmen. Er hatte keine Lust, ihn als, Zitat, ›in extremem Drogenrausch‹ Geschnappten aus Dalshammar abzuholen.
    Nyberg blieb sitzen. Er starrte auf Norlanders Gekritzel, eine kopierte Liste mit sieben amerikanischen Einwanderern anno 1983, um die er sich jetzt kümmern sollte. Morcher, Orton–Brown, Rochinsky, Stevens, Trast, Wilkinson, Williams.
    Konnte man Trast heißen, Drossel? Papa Schwarzdrossel. Hieß es auf englisch eigentlich trast?
    Gunnar Nyberg fühlte sich nicht richtig motiviert. Obwohl er genau das sein sollte. Es kam ihm zu trostlos vor, ein routinemäßiges Durchkämmen. Dabei wollte er nur raus und dem Mörder eins auf die Schnauze geben. Wenn er seinen Schock mit Benny Lundberg außer acht ließ, kam er nicht richtig klar damit, daß Wayne Jennings ihn hatte zu Boden schlagen dürfen.
    Niemand schlug Gunnar Nyberg zu Boden. Das war Regel Nummer eins.
    Er blieb ein bißchen länger, als er sollte. Er trat an den Spiegel und untersuchte sein Gesicht. Sein Verband war auf einen Nasenschutz reduziert, eine Plastikschiene von der Art, wie heroische Fußballspieler sie tragen, nachdem der Arzt den Blutstrom gestillt hat. Sie war mit bizzaren Gummibändern im Nacken befestigt. Blaue Flecken begannen sich um den Nasenschutz herum auszubreiten. Er verzichtete darauf, sich vorzustellen, wie es darunter aussah. Es war zum Kotzen, daß er immer wie ein Schlachtfeld aussehen mußte, wenn die Fälle

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