Böses Herz: Thriller (German Edition)
damit er es schnell hinter sich gebracht hatte und er sich befriedigt, aber ungerührt anderen Dingen zuwenden konnte.
Nein, vielleicht würde er diesmal einfach in dem Gefühl aufgehen, so eng mit dieser Frau verbunden zu sein, wie es zwei Menschen überhaupt möglich war. Er würde es auskosten, sie ganz und gar zu spüren.
Vielleicht würde er sie dabei auch küssen. Und wenn sie seinen Kuss so erwiderte, wie sie es meistens tat, würde er höchstwahrscheinlich die Kontrolle verlieren. Dann würde er sich bewegen müssen. Er könnte nicht anders.
Danach würde er sie damit aufziehen, wie leicht sie herumzukriegen war, und sie würde ihm scheinbar empört widersprechen. Er würde sie mit dem Tattoo aufziehen, das so neckisch zwischen den beiden Grübchen über ihrem Pfirsichhintern saß.
So wie er es sah, war der Tätowierer ein Glückspilz gewesen, weil er bei seiner Arbeit diesen so köstlichen Anblick genießen durfte. Ich wette, er hat sich ganz schön Zeit gelassen ¸ würde er zu Honor sagen. Dann würde er ihr erklären, dass er seine Berufung für sein nächstes Leben gefunden hätte. Er würde Tätowierer werden und sich auf beschwipste Grundschullehrerinnen konzentrieren, die sich an Stellen tätowieren ließen, die kaum jemand …
Zu sehen bekam.
Plötzlich entgleiste sein lustvoller Gedankenzug.
Er schubste Honor von seiner Brust und sprang aus dem Bett. »Wach auf!«
Aus dem Tiefschlaf aufgeschreckt, stützte sie sich auf die Ellbogen und schirmte ihre Augen gegen das grelle Deckenlicht ab, das er rücksichtslos eingeschaltet hatte. »Was ist denn los? Ist jemand gekommen?«
»Nein. Dreh dich um.«
»Was ist los?«
»Dreh dich auf den Bauch.« Er ließ sich mit einem Knie auf der Matratze nieder und wälzte sie herum.
»Coburn!«
»›Leicht zu überreden‹ hast du gesagt.«
»Was ist? Lass mich los.«
Er legte seine breite Hand auf ihren Rücken und hielt sie damit fest. »Dein Tattoo. Du hast gesagt, du warst damals beschwipst und leicht zu überreden. Dich tätowieren zu lassen?«
»Genau. Anfangs war ich nicht begeistert, aber Eddie …«
»Hat darauf bestanden?«
»Eddie hat nie darauf bestanden , dass ich etwas tue.«
»Na schön, aber er war hartnäckig.«
»Irgendwie schon. Er behauptete, ich würde mich bestimmt nicht trauen. Schließlich gab ich nach.«
Coburn kniete inzwischen neben ihr und untersuchte das verschnörkelte Design. »Und die Stelle hat auch er ausgesucht.«
»Er meinte, dort sei es besonders sexy.«
»Das ist es auch. Wahnsinnig sexy. Aber ich glaube, er wollte das Tattoo nicht deshalb dort haben.« Coburn studierte mit zusammengekniffenen Augen das verschlungene Muster und fuhr es langsam mit dem Finger nach. »Was bedeutet es?«
»Es bedeutet gar nichts.« Sie sah über die Schulter zu ihm auf. »Ich habe dir doch gesagt, es ist ein chinesisches Symbol.«
»Es muss etwas bedeuten. Warum hast du es denn ausgesucht?«
»Ich habe es gar nicht ausgesucht. Sondern Eddie. Genau gesagt, hat er …«
Coburn sah abrupt auf.
Sein Blick verband sich mit ihrem. »Er hat es selbst entworfen.«
Sie sahen sich sekundenlang reglos an, dann stellte Coburn fest: »Ich glaube, wir haben die Schatzkarte gefunden.«
Zum x-ten Mal sah Tori auf ihr ausgeschaltetes Handy. Und zum x-ten Mal plagte sie die Versuchung, den Akku einzusetzen und Bonnell anzurufen. Sie sehnte sich so nach seiner Stimme. Was machte es schon aus, dass er nicht besonders schön und gut gebaut war? Immerhin war er kein Oger. Sie mochte ihn. Sie wusste, dass er sie aufrichtig bewunderte. Vielleicht hatte sich seine anfängliche Schwärmerei inzwischen – wagte sie das wirklich zu glauben – sogar in echte Liebe verwandelt. Bestimmt zerbrach er sich den Kopf, warum sie so unvermittelt verschwunden war, und fragte sich, warum sie ohne Erklärung an ein unbekanntes Ziel gereist war und seither nicht auf seine Anrufe reagierte.
Wenn er zwei und zwei zusammenzählte, konnte er sich ausrechnen, dass ihr überstürzter Aufbruch etwas mit der entführten Freundin zu tun hatte, von der sie ihm erzählt hatte. Vielleicht hatte er auch in den Nachrichten von Honor und von der Suche nach ihr und Emily gehört.
Nachdem sie Bonnell eine kurze SMS geschickt hatte, um ihm mitzuteilen, dass sie kurzfristig verreisen musste, hatte sie Coburns Anweisungen buchstabengetreu befolgt, auch wenn sie bezweifelte, dass all die Vorsichtsmaßnahmen wirklich notwendig waren. Eine halbe Stunde nach ihrer Ankunft im Haus
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