Böses Herz: Thriller (German Edition)
übernehmen, nachdem alle notwendigen Vorarbeiten bereits geleistet worden waren.
Um keine Zeit zu vergeuden, beschloss Doral, diesen verlockenden Gedanken beiseitezuschieben, bis er Honor und Coburn gefunden hatte. Er würde dafür sorgen, dass dieses Arschloch starb. Ob mit oder ohne Auftrag.
Um die Fährte der beiden aufzunehmen, hatte er Amber angerufen, die hohlköpfige Rezeptionistin in Toris Fitnessclub. Er hatte sich als der Typ vorgestellt, den sie tags zuvor im Sandwich-Shop getroffen hatte, und sie gefragt, ob sie mit ihm noch etwas trinken gehen würde.
Natürlich hatte sie sich geziert. Es sei schon nach elf, hatte sie ihm prüde erklärt. Warum er nicht früher angerufen hatte? Sie musste schon um sechs das Studio öffnen.
Doral hatte das Erste gesagt, was ihm in den Sinn gekommen war. »Es stinkt mir einfach, wenn ein nettes Mädel wie du so verarscht wird.«
»Wie meinst du das?«
»Tori führt mit anderen Mädchen Bewerbungsgespräche für deine Position.«
Die durchaus glaubhafte Lüge hatte Wunder gewirkt. Sie hatte ihn eingeladen, auf ein Gläschen zu ihr zu kommen, und schon nach zwei Wodka Tonics hatte Amber ihm alles aufgezählt, was Tori Shirah ihr voraushatte, darunter ein Haus am Lake Pontchartrain, das sie einem ihrer Exmänner abgeluchst hatte.
Er hatte Amber zum Abschied versprochen, bald mit ihr essen zu gehen, und danach unverzüglich seine neuesten Erkenntnisse weitergemeldet. Dann hatte er noch eine Schippe draufgelegt und erklärt, dass er persönlich zu Toris Haus am See fahren und dort nachsehen würde.
Seine Bemühungen hatten sich ausgezahlt. Mehr als das. Coburn und Honor hatte er zwar nicht aufgespürt, aber in einem der Gästezimmer hatte er die schlafende Emily entdeckt, und das war fast genauso gut. Je eher er etwas Positives zu melden hatte, desto besser würde das Arbeitsklima und desto gesünder war das für alle Beteiligten.
Er verfluchte seine Vernunft, die ihn davor warnte, das zu kosten, worauf er seit Ewigkeiten scharf war, doch er nahm die Hand vom Reißverschluss und flüsterte in Toris Ohr: »Deine Pussy weiß gar nicht, was ihr entgeht.«
Dann richtete er sich wieder auf und zielte auf ihren Kopf.
Um drei Uhr vierzig Central Time landete Hamiltons Jet auf dem Flughafen Lafayette. Um diese Uhrzeit war der Flughafen verlassen, nur die Bodencrew hatte noch Dienst.
Hamilton verließ das Flugzeug als Erster. Er wandte sich freundlich an den Mann, der die Bremsklötze setzte, und erklärte ihm, sie seien ein Vorauskommando des State Departments, das Sicherheitsmaßnahmen für den bevorstehenden Besuch eines hohen Regierungsbeamten treffen sollte.
»Echt, für wen denn? Den Präsidenten?«
»Das ist geheim«, erwiderte Hamilton mit einem leutseligen Lächeln. »Wir wissen noch nicht, wie lange wir hier sein werden. Unsere Piloten bleiben beim Flugzeug.«
»Ja, Sir.«
Inzwischen hatten die sechs Männer, die mit Hamilton ausgestiegen waren, ihre Gerätschaften ausgeladen und sie in den zwei Vans mit dunkel getönten Scheiben verstaut, die auf Hamiltons Anweisung hin am Rande des Flugfelds gewartet hatten.
Falls sich der junge Mann fragte, wozu ein Gesandter des State Departments Schnellfeuergewehre und Ausrüstung für ein Sondereinsatzkommando brauchte, behielt er diese Frage klugerweise für sich.
Nur wenige Minuten nach der Landung rasten die Männer in den Wagen davon. Hamilton nannte dem Fahrer VanAllens Privatadresse, und der gab sie in das eingebaute Navigationsgerät ein. Hamilton wollte zuerst dort vorbeifahren und Toms Witwe sein Beileid ausdrücken. Das war er Tom schuldig. Das war er ihr schuldig. Immerhin hatte er Tom zu diesem Treffen an dem stillgelegten Gleis geschickt.
Es war natürlich gewagt, sie zu dieser nachtschlafenden Uhrzeit zu besuchen, aber er hoffte sehr, dass sie wach und umgeben von Freunden, Nachbarn und Verwandten war, die alle herbeigeeilt waren, sobald sie von Toms Tod erfahren hatten.
Andererseits fürchtete er, dass sie allein war. Wegen ihres schwerbehinderten Sohnes hatte das Paar extrem isoliert gelebt, zum Teil auch auf eigenen Wunsch hin. Soweit Hamilton Janice kannte, war es ihr durchaus zuzutrauen, dass sie sich jetzt, wo Tom tot war, völlig aus der Gesellschaft zurückziehen würde.
Die Agenten aus Toms Büro, die ihr die tragische Nachricht überbracht hatten, hatten Hamilton berichtet, dass Janice VanAllen sie zu gehen gebeten hatte, kurz nachdem sie ihre traurige Pflicht erfüllt hatten.
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