Böses Herz: Thriller (German Edition)
Bett niederkniete, dieses Haar hielt er an sein Gesicht, in dieses Haar murmelte er seine Liebesworte und weinte er seine Tränen.
Als er endlich wieder aufstand, waren seine Knie taub. Er legte Isobels Körper zurecht, um ihr etwas Würde zurückzugeben. Behutsam löste er ihr silbernes Kruzifix. Er küsste ihre aufgeplatzten und aufgeschwollenen Lippen. Es war ihr erster Kuss und ihr letzter. Schließlich deckte er sie zu.
Er sah sich im Raum um, nahm alles in Augenschein, was darin war, und beschloss, dass er nichts davon behalten wollte, nicht einmal den sündteuren Teppich. Er kippte den Goldfisch in die Toilette und spülte ihn hinunter. Es war ein gnädiger Tod. Immer noch besser, als zu verkochen.
Dann häufte er seine Besitztümer in der Mitte des Raumes auf, zündete sie an und wartete ab, bis er sicher war, dass das Feuer nicht ausgehen würde. Als er dem Raum den Rücken zukehrte, leckten die Flammen schon an den Bettlaken, an Isobels Totenbahre.
Langsam und mühsam arbeitete er sich durch die ehemalige Fabrik zur Straße vor. Schon jetzt roch er den Rauch, es würde also nicht mehr lange dauern, bis der ganze Bau in Flammen aufging.
Der Wagen war weg, wie nicht anders zu erwarten. Es war ihm egal. Er marschierte los, immer dicht an der Mauer, die rechte Hand fest um das Rasiermesser in der Hosentasche geschlossen, denn vielleicht hatte der Bookkeeper noch eine Rechnung mit ihm offen.
Er jedenfalls hatte noch eine Rechnung zu begleichen.
41
A ls Bonnell Wallace wieder zu sich kam, lag er flach auf dem Rücken in seinem Badezimmer. Jemand beugte sich über ihn und leuchtete ihm mit einer Taschenlampe in sein Auge, das er mit seinen behandschuhten Fingern aufhielt.
»Können Sie mich hören?«
»Machen Sie das Scheißlicht aus.« Es jagte von innen Schmerzsplitter in Wallaces Schädeldecke. Der Sanitäter reagierte nicht. Stattdessen zerrte er Wallaces anderes Auge auf und schwenkte die Taschenlampe einen Fingerbreit vor der Pupille hin und her.
Wallace schlug nach dem blauen Handschuh. Oder versuchte es wenigstens. Er traf nur dünne Luft und begriff, dass er doppelt sah und auf das falsche Abbild gezielt hatte.
»Mr. Wallace, bitte bleiben Sie liegen. Sie haben eine Gehirnerschütterung.«
»Es geht mir gut. Haben Sie ihn erwischt?«
»Wen?«
»Den Drecksack, der mir das angetan hat.«
»Als wir hier ankamen, stand die Tür zum Garten offen. Der Angreifer konnte entkommen.«
Wallace versuchte sich hochzukämpfen, doch die beiden Sanitäter drückten ihn auf den Boden zurück. »Ich muss mit den Polizisten sprechen.«
»Die suchen gerade das Grundstück ab, Mr. Wallace.«
»Holen Sie sie her.«
»Sie können später mit ihnen sprechen. Sie werden sowieso eine Aussage machen müssen. Aber erst bringen wir Sie in die Notaufnahme und röntgen …«
»Sie bringen mich nirgendwohin.« Wallace schlug den Arm des jungen Mannes weg, und diesmal traf er. »Lassen Sie mich in Ruhe. Es geht mir gut. Ich muss Tori warnen. Bringen Sie mir mein Handy. Es liegt auf dem Stuhl im Schlafzimmer.«
Die beiden Sanitäter sahen sich kurz an. Einer stand auf und verschwand durch die Tür. Wenige Sekunden später rief er: »Hier ist kein Handy.«
Wallace stöhnte auf. »Er hat mein Handy mitgenommen. Und ihre Nummer ist in meinem Handy.«
»Wessen Nummer?«
»Mein Gott! Was glauben Sie denn? Die von Tori.«
»Sir, bitte legen Sie sich wieder hin und lassen Sie uns …«
Er packte den jungen Mann am Hemdkragen seiner Uniform. »Es geht mir gut, habe ich gesagt. Aber wenn Tori etwas passiert, dann werden Sie dafür bezahlen, denn dann mache ich Ihnen das Leben zur Hölle. Also holen Sie sofort einen Polizisten her!«
Coburn war darauf trainiert, mit der gleichen Effizienz zu schlafen, mit der er alles andere tat. Nach zwei Stunden wachte er auf und fühlte sich zwar nicht völlig ausgeruht, doch deutlich erholt.
Honor lag immer noch wie festgeschmiedet neben ihm. Sein rechter Arm war eingeschlafen. Er kribbelte, doch er ließ ihn eingeklemmt unter ihren Brüsten liegen. Solange es nicht unbedingt nötig war, wollte Coburn Honor nicht aufwecken. Außerdem fühlten sich ihre Brüste einfach gut auf seinem Arm an.
Ihre rechte Hand ruhte auf seinem Brustkorb, und er stellte erschrocken fest, dass er im Schlaf ihre Finger mit seiner linken Hand bedeckt hatte, um sie dort festzuhalten, genau über seinem Herzen.
Er musste sich eingestehen: Sie hatte es ihm angetan. Diese unauffällige Grundschullehrerin,
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