Böses Herz: Thriller (German Edition)
saßen sie und Emily auf einem Spielplatz am Seeufer und backten Schlammkuchen. Sie genoss die Zeit mit Emily so sehr, dass sie ab und zu beinahe vergaß, warum sie beide hier waren.
Aber jedes Mal, wenn ihr die düsteren Umstände einfielen, unter denen ihre Reise stattfand, sehnte sie sich nach Bonnells Kraft und Stärke. Außerdem ärgerte sie sich ein bisschen über Coburn und seine autoritären Vorschriften. Tori rieb sich von Natur aus an allen Regeln und hatte sie fast ihr ganzes Leben nach Lust und Laune missachtet.
Mit jeder Stunde hatte sie sich mehr über Coburn geärgert. Als sie allein im Bett lag und sich nach Bonnells frivolen Neckereien sehnte, war sie zu dem Schluss gekommen, dass es bestimmt nicht schaden konnte, ihn ganz kurz anzurufen und ihm zu versichern, dass sie wohlauf und scharf auf ihn war und ihn mehr denn je vermisste.
Sie setzte sich auf und wollte nach dem Smartphone auf dem Nachttisch greifen. Stattdessen schrie sie auf.
Am Fußende ihres Bettes stand ein Mann mit einer Skimaske über dem Kopf.
Er hechtete sich auf sie, presste einen Lederhandschuh auf ihren Mund und erstickte damit ihren Schrei. Sie wehrte sich wie eine wütende Wildkatze, schüttelte seine Hand ab und ging sofort mit gebleckten Zähnen und Krallen zum Angriff über. Die Muskeln an ihrem durchtrainierten Körper hatte sie nicht nur zum Posen aufgebaut. Sie nahm es an Kraft mit den meisten Männern auf und besaß die nötigen Reflexe, um diese Kraft effektiv einzusetzen. Nur um Haaresbreite entkam ihr Angreifer dem Tritt, der mit der Wucht einer Dampframme auf seine Hoden zielte.
Sie versuchte dem Unbekannten die Maske vom Gesicht zu reißen, aber der packte mit aller Kraft ihr Handgelenk und riss es so brutal herum, dass sie die Knochen krachen hörte. Gegen ihren Willen schrie sie vor Schmerzen auf.
Dann knallte er den Griff seiner Pistole auf ihre Schläfe. Die Dunkelheit senkte sich wie ein Samtvorhang über sie. Toris letzter Gedanke galt Emily und Honor, die sie so elend im Stich gelassen hatte.
Doral zerrte sich die Maske vom Gesicht und beugte sich über Toris reglosen Körper. Er stützte die Hände auf die Knie und versuchte, wieder zu Atem zu kommen, während er das aus seiner Nase tropfende Blut hochschniefte. Einen Treffer hatte die Schlampe jedenfalls gelandet.
Er würde ihr noch zeigen, aus welchem Holz er geschnitzt war und dass er kein Schlappschwanz war, der sich so etwas von einer Frau gefallen ließ. Das war er ihr schuldig, seit sie ihm damals auf der Highschool nicht nur eine Abfuhr erteilt hatte, sondern dabei auch noch über seine tollpatschigen Verführungsversuche gelacht hatte.
Der Gedanke, ihr endlich eine Lektion zu erteilen, gefiel ihm so gut, dass er hart wurde. Er fasste an seinen Reißverschluss.
Doch noch während er den Reißverschluss nach unten ziehen wollte, hielt er inne und kam zur Besinnung. Damit würde er sich keine Freunde machen. Nicht wegen der Tat an sich, sondern wegen des Zeitpunkts.
Schließlich wurde sein Anruf seit Stunden erwartet, und diesmal hatte er endlich gute Nachrichten zu melden.
Die Autobombe hatte weder Coburn noch Honor beseitigt. Diese Nachricht war noch schlechter angekommen, als Doral befürchtet hatte, und befürchtet hatte er eine Reaktion von historischen Ausmaßen.
»Du verfluchter Idiot! Du hast mir versichert, dass er dort war.«
»Das war er auch. Ich habe ihn mit eigenen Augen gesehen.«
»Wie konnte er dir dann entwischen?«
»Das weiß ich …«
»Und warum hast du dich nicht überzeugt, dass er tot war, bevor du verschwunden bist?«
»Das Auto brannte. Ich hätte unmöglich …«
»Ich bin deine Ausreden leid, Doral.«
So war es minutenlang weitergegangen. Aber Doral waren die Schimpftiraden immer noch lieber als die letzten, kühl-distanzierten Worte: »Wenn du das nicht besser hinbekommst, brauche ich dich nicht mehr.«
In diesem Augenblick ging Doral auf, dass er so gut wie tot war, wenn er Coburn und Honor nicht aufspürte.
Oder.
Ihm kam der Gedanke, dass er immer noch eine Wahl hatte. Er konnte den Bookkeeper umbringen.
Der verräterische Gedanke bohrte sich wie ein Wurm durch seinen Kopf und gab seiner Fantasie Nahrung. Er malte sich die Situation genauer aus und stellte fest, dass sie ausgesprochen verlockend war. Warum eigentlich nicht?
Hauptsächlich, weil er praktisch ohne Einkommen dastand, wenn er seine wichtigste Geldquelle ausschaltete. Aber andererseits konnte er möglicherweise die ganze Operation
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