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Boeses mit Boesem

Boeses mit Boesem

Titel: Boeses mit Boesem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
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Mitchell – der verrückt genug war, in den Krieg zu ziehen, damit er Anwalt werden konnte – und einen Jungen aus Tennessee namens Webb. Unmittelbar hinter mir ging Isaac Taylor, den wir noch immer den Neuen nannten, obwohl er schon seit Monaten bei der Einheit war.
    Bis zu unserem Zielobjekt waren es nur achthundert Meter – wenn wir lebensmüde waren und den direkten Weg einschlugen. Tatsächlich durchquerten wir das Ödland zwischen der Universität und der Felestin-Avenue so, dass wir überall, wo noch ein Stein auf dem anderen stand, Deckung suchten. Ein Trümmerhaufen war als Zufluchtsort ganz okay, eine intakte Gebäudeecke ein Segen. Das Gelände war so unwegsam, |51| dass es für jedes Fahrzeug außer einem Panzer praktisch unpassierbar war, und ein Panzer wäre so unauffällig gewesen wie ein Brontosaurus auf dem Rasen vor dem Weißen Haus. Die Gegend gehörte uns kleinen menschlichen, von einem Schlupfloch zum nächsten huschenden Säugetieren.
    Nachtsichtgeräte zu benutzen war immer, als beträte man eine Parallelwelt, einen grünen Unterwasseralbtraum, in dem die Sicht nie so klar wurde, dass man sich wohlfühlte. Ich hielt zuerst nach Minen Ausschau. Wir waren dicht genug bei der Universität, dass jeder, der versucht hätte, Stolperdraht zu verlegen oder andere Fallen zu stellen, eine Kugel abbekommen hätte. Die Revolutionsgarde hatte die Stadt beim Rückzug vermint und war mithilfe der Abwasserkanäle und der Tunnel, die diese verbanden, noch immer fähig, uns heimlich hässliche Überraschungen zu bereiten. Eine Mine oder Bombe zu entdecken war keine exakte Wissenschaft. Ich suchte nach etwas, das nicht am richtigen Ort war, aber in diesem Ozean von Trümmern galt das für so ziemlich alles.
    Scharfschützen waren das größere Problem. Eine Tagespatrouille konnte mit mindestens einem Angriff rechnen – irgendein Dummkopf mit Kalaschnikow, der ein paar Schuss abgab und dann um sein Leben rannte. Nachts war diese Gefahr geringer, aber falls wir doch auf jemanden stießen, konnten das echte Soldaten sein, die dazu ausgebildet waren, sich mit Nachtsichtgeräten und Gewehren in den Überresten eines Hochhauses zu verstecken. Ich hielt nicht lange nach ihnen Ausschau, da sie mich wahrscheinlich längst erschossen hätten, bevor ich sie entdeckte.
    Wir brauchten eine wenig ereignisreiche halbe Stunde, um in die Nähe des Elektronikladens zu gelangen. Die Felestin-Avenue war ein breiter Boulevard, der kilometerlang in nordsüdlicher Richtung verlief. Da dort inzwischen keine Bäume mehr standen, war sie vollständig einsehbar und bot keinerlei Deckung. Wir warteten auf der einen Seite wie |52| nervöse Füchse vor einer Autobahn, still bis auf Benny, der flüsternd nach den neuesten Informationen fragte. Gleich darauf schickte er mich mit einer Geste nach vorn. Ich überquerte den Boulevard geduckt rennend, der Kanarienvogel der Gruppe oder auch ihr Lamm.
    Dann war ich auf der anderen Seite der Straße und noch immer am Leben. Ich sah mich um und signalisierte, dass die Luft rein war. Der Rest des Trupps kam herüber. Benny gab den anderen ein Zeichen, sich aufzufächern, während er selbst, Webb und ich uns zum Eindringen in den Elektronikladen bereit machten. Wir lagen an der Wand und lauschten. Stille. Benny ging als Erster hinein und ich gab im Deckung.
    Das Innere war genau so, wie man sich ein ausgebombtes Gebäude vorstellt. Plünderer hatten alles mitgenommen, was nicht zerstört worden war. Das einzige intakte Möbelstück war ein Ladentresen. Er war zu groß, um leicht transportiert werden zu können, was wahrscheinlich der Grund dafür war, dass er noch immer dastand. Benny zuckte die Schultern und gab das Zeichen, wieder zu verschwinden, hielt aber inne, als er sah, dass ich nicht folgte.
    Irgendwas stimmte nicht mit dem Boden. Er war mit Schutt, Pappe und anderem Zeug bedeckt, außer einem Rechteck vor der Ladentheke, das fast so groß war wie der Tresen selbst. Ich zeigte auf die saubere Stelle und dann auf die Theke. Benny nickte und wir nahmen jeder eine Seite. Sie war leichter, als ich erwartet hatte.
    Unter der Theke war ein Loch, gerade so groß, dass ein Mann hindurchpasste. Eine aus Holzresten zusammengefrickelte Leiter lockte mich nach unten. Ich machte Benny ein Zeichen, wo ich hinging. Er bedeutete mir ein Nein. Ich machte dasselbe Zeichen noch mal. Benny war jetzt mein Vorgesetzter und konnte mir befehlen, nicht dort hinunterzusteigen. Andererseits kannte er das volle Maß

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