Boeses mit Boesem
siebenhundertfünfzig Meter vom Universitätsgelände entfernt auf der anderen Seite der Felestin-Avenue.« Vom alten Ladenschild war genug übrig, um ein Elektronikgeschäft zu erkennen. Das Obergeschoss war weg und seine Überreste dienten jetzt als Dach. Eine der Ecken des Hauses hing gefährlich durch. Das Ganze sah aus, als könnte es schon durch ein Niesen einstürzen. Beim Eingang lag ein großer Haufen Schutt, weit mehr, als von dem Gebäude selbst stammen konnte.
»Die National Security Agency hat das Filmmaterial des Predators durchrechnen lassen, um zu sehen, was sich verändert hat. Der Computer hat das hier ausgespuckt. Dieser Haufen war vor einer Woche noch nicht da. Was denken Sie, was das ist, Sergeant?«
»Sieht aus wie Betonstaub«, meinte Benny. Wir hatten so viele Gebäude und Straßen in die Luft gejagt, dass eine feine Staubschicht auf allem lag. Der Staub drang in unsere Gewehre ein, legte sich auf unser Essen, gelangte in unsere Lungen und in unsere Arschspalten. Ich hatte mir selbst versprochen, dass ich mir einen netten Wald suchen würde, wenn der Krieg einmal vorbei war, irgendeinen Ort hundert Meilen vom nächsten Parkplatz oder dem nächsten Highway entfernt. Mit diesem Versprechen war es mir ernst, bis mir einfiel, dass es mitten im Nirgendwo auch keinen Imbiss geben würde.
»Was halten Sie davon, Strange?«, fragte Elks und wandte sich mir zu. »Sie sind ein Aufklärungsspezialist.«
|49| »Ich kann es nicht sagen, Sir«, antwortete ich. »Der Staub könnte von einem Tunnel stammen, der sich im Bau befindet.« Die Iraner hatten vor dem Krieg ein großes unterirdisches Tunnelsystem gebaut. So transportierten sie Waffen zwischen der Stadt und dem Gebirge und tauchten aus dem Nichts auf, um ihr Glück mit einem Hinterhalt zu versuchen. Hin und wieder fanden wir einen Tunnel und sprengten ihn in die Luft, doch unterdessen buddelte ihre Armee von Halbwüchsigen fünf weitere. »Es könnte aber auch daran liegen, dass das Haus immer weiter einstürzt. Es könnten sogar Zivilisten sein, die nach Brauchbarem suchen.«
»Es gibt keine Zivilisten in unserem Sektor, Corporal«, entgegnete Elks. Theoretisch stimmte das. Präsident Adamson hatte den Bewohnern Teherans vor der Invasion vierzehn Tage Zeit zur Flucht gegeben. Damals hatte keiner das für mehr gehalten als das übliche Bemühen, den Mullahs Kopfschmerzen zu bereiten und Kollateralschäden zu vermeiden. Als die Pattsituation in Teheran sich verhärtete, erklärte Adamson, dass jeder, der noch in der Stadt war, als feindlicher Kämpfer behandelt würde. Teheran wurde zur Free-Fire-Zone, und wer es nicht geschafft hatte, einen Minivan zu beladen und sich aufs Land davonzumachen, war mittendrin.
»Ich kann keinen Luftschlag gegen einen Haufen Staub befehlen«, sagte Elks. »Diese Vernichtungsmission gestern Nacht hat den größten Teil unseres Wochenkontingents aufgebraucht.« Die berauschenden Tage unbegrenzter Munitionsvorräte in der U S-Armee waren vorbei. Es gab einfach zu viel, was in die Luft gejagt werden musste. Die Luftwaffe muss sich wie in einem feuchten Traum gefühlt haben, bis sie merkte, dass ihnen der Geldhahn teilweise zugedreht wurde.
»Sergeant«, sagte Elks zu Benny, »kundschaften Sie das Gebiet aus. Falls Sie einen Tunnel finden, fordern Sie einen Luftschlag an. Sollten Sie irgendwelche hochrangigen Mitglieder |50| der Revolutionsgarde aufspüren, nehmen Sie sie fest.« Gefangene waren die oberste Priorität einer jeden Operation. Jeder gefangene Pasdaran-Offizier wurde zwischen den verschiedenen militärischen und zivilen Geheimdiensten verschachert wie die Zigaretten unter Häftlingen. Ein
Goldener Gefangener
konnte einen riesigen Karriereschritt bedeuten, und das war Elks nicht unbekannt.
Wir salutierten und überließen Elks seinen eigenen Angelegenheiten. Der Rest der Einheit war inzwischen beim Abendessen in der Kantine und musste die schlechte Nachricht erfahren.
Wir machten uns bei Einbruch der Nacht auf. Tagsüber verließen wir das Universitätsgelände nicht, wenn es sich irgendwie vermeiden ließ. Die Iraner hatten von den Russen und Chinesen Nachtsichtgeräte gekauft, aber was sie hatten, reichte an unsere Ausrüstung weder quantitativ noch qualitativ heran. Das Zentrum von Teheran war nach Einbruch der Dunkelheit stockfinster und uns Nachttieren gefiel das so. Der U S-Armee gehörte die Nacht.
Ich ging an der Spitze. Benny bewachte das Ende. Zwischen uns hatten wir Gradowski, Henderson,
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