Boeses mit Boesem

Amerika ein Schatten und das gottlose Europa, das neue römische Imperium, regiert im Namen des Antichristen. Alles ist so, wie die Liberalen es sich immer gewünscht haben, und sie freuen sich, weil sie nicht wissen, was kommt.«
    Vielleicht ahnte Aftergoods unglückseliges Stereotyp nicht, was ihm bevorstand, aber die versammelte Gemeinde wusste Bescheid. Im großen Saal entstand ein erwartungsvolles Schweigen und alle warteten auf die Pointe eines Witzes, den sie schon kannten und mit jedem Erzählen mehr liebten.
    »Feuer, Flut, Blut. Sprecht mir nach: Feuer, Flut, Blut!« Der Saal hallte von dem Sprechgesang wider. »Was wird unser Atheist sagen, wenn die Erde erbebt und die Flüsse brodeln? Es ist eine Wetterkapriole, eine Massenhalluzination, die globale Erwärmung.« Aftergood lachte. »Alles, nur kein Akt Gottes. Wenn die Trompeten erklingen und die Siegel gebrochen werden, wenn ein Drittel der Menschen auf Erden zugrunde geht und Hunger, Krankheit und Tod wüten, was werden sie dann tun?« Er genoss seinen Vortrag ganz offensichtlich und dasselbe galt für die Gemeinde. Sie hingen bei jedem dieser apokalyptischen Worte an seinen Lippen. »Brüder und Schwestern, ich weiß es nicht. An jenem Tag |114| werde ich nicht hier sein, und ihr auch nicht. Wo werden wir sein?«
    »Beim HERRN«, kam der ekstatische Ruf.
    »Wo?«
    »Beim HERRN«, erklang es erneut im Chor.
    »Hört wieder den Thessalonicher: ›Und so werden wir bei dem HERRN sein allezeit.‹ Wir werden um die Zurückgebliebenen trauern, wie wir um alle Sünder trauern müssen, aber wir werden uns nicht zu ihnen gesellen. Diese Plagen, diese Kriege, die die Erde mit so viel Blut überschwemmen werden, dass die Pferde bis zum Zaumzeug darin waten, müssen von denen ertragen werden, die sich gegen Gott gekehrt haben.
    Und wenn Schrecken auf noch mehr Schrecken folgt, wenn der göttliche Zweck des Elends sich nicht mehr leugnen lässt, an wen werden die Ungläubigen sich dann wenden? An Richter und Anwälte? ›Schicken Sie Gott eine Abmahnung. Erlassen Sie eine einstweilige Verfügung gegen Jesus‹«, sagte Aftergood mit der gekünsteltsten Stimme, die er zustande brachte. »Nun, für diese Menschen habe ich eine Neuigkeit: Es gibt nur ein Gesetz und das ist das Gesetz von Jesus Christus, dem Lamm Gottes, und ER ist Richter, Geschworener und Vollstrecker in einem. Matthäus vierundzwanzig, dreißig: ›Und wir werden sehen den Menschensohn kommen auf den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit.‹ Er kommt und ihr macht ihm besser den Weg frei.« Die Orgel spielte ein paar Töne, um Aftergood zu Atem kommen zu lassen. Der Mann links neben mir grinste von einem Ohr bis zum anderen. Ich fand das Ende der Welt nicht erheiternd, aber an diesem Ort hier war ich eine Minderheit von einer einzigen Person.
    »Er kommt zu richten«, fuhr Aftergood fort. »Er kommt, um die Sünder und Gotteslästerer, die Unzüchtigen und die Ehebrecher niederzuwerfen. Johannes, der Offenbarer, sagt, |115| dass Jesus mit einer eisernen Rute regieren wird, und ihr könnt mir glauben, dass man keine Berufung einlegen kann. Es wird keinen Obersten Gerichtshof geben, der uns sagt, wann wir IHN nicht preisen dürfen, niemand wird die zehn Gebote aus den Gerichten und den Schulen verbannen. Jesu Gesetz wird gelten am Morgen, Mittag und Abend. SEINE Regeln werden herrschen im Norden, Süden, Osten und Westen, und jeder, der sich gegen IHN stellt, wird mit Satan und seinem Heer der Vergessenheit anheimfallen.
    Und wenn ER kommt, wer wird dann an seiner Seite schreiten?«, fragte Aftergood. »Wirst du da sein?« Er zeigte auf einen Zuhörer. »Oder du? Oder du?« Er zeigte auf Menschen überall in der Gemeinde. »Wer wird das weiße Gewand tragen? Wer wird Gast bei der Hochzeit sein, wenn wir uns dem auferstandenen Gott hingeben? Es ist Zeit für euch zu entscheiden: Seid ihr für Jesus oder gegen IHN? Beantwortet diese Frage, meine Brüder und Schwestern. Ich weiß, dass einige hier das noch nicht getan haben. Ich weiß, dass manche sich alle Optionen offenhalten und ›morgen, morgen‹ sagen. Nun, ich sage euch: Schiebt die Entscheidung nicht hinaus. Schwankt nicht. Zögert nicht. Denn es gibt etwas, das ich weiß, tief in meinem Herzen und meiner Seele, sicherer als meinen eigenen Namen. Es ist ein Geheimnis.«
    Aftergood beugte sich vor und sah sich verstohlen um. Ich konnte sehen, dass manche in der Kirche die Worte am liebsten vor ihm herausgerufen hätten wie