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Boeses mit Boesem

Boeses mit Boesem

Titel: Boeses mit Boesem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
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erinnerte.
    Ich ging ins Bad, zog mich aus und untersuchte mich auf Verletzungen. Abgesehen davon, dass mir zwei Knöpfe meines neuen Hemdes abgesprungen waren, war ich unversehrt. Es war gefährlich, allein und nicht fixiert einen Anfall zu erleben. Ich hatte andere Patienten kennengelernt, die sich währenddessen Knochen gebrochen oder eine Gehirnerschütterung zugezogen hatten. Ein mehrere Stunden währender Anfall konnte sogar tödlich verlaufen: Das Nervensystem des Patienten streikt vor Erschöpfung und es kommt zum Herzstillstand.
    Als ich mit der Selbstuntersuchung fertig war, griff ich nach dem Telefon. Es gab nur einen Mann, der erklären konnte, was mir gerade zugestoßen war, und nach viermaligem Läuten landete ich auf seinem Anrufbeantworter.
    »Sie sind mit dem Büro von Dr.   Julius Brown verbunden. Unsere Sprechzeiten sind   …« Ich ließ die Stimme der Sprechstundenhilfe über mich ergehen. Ich hatte nicht erwartet, dass kurz nach Tagesanbruch geöffnet sein würde.
    »Doc Brown, hier ist Felix Strange«, sagte ich nach dem Piepton. »Ich weiß, es ist eine Weile her, seit wir miteinander gesprochen haben, aber Ihr Lieblingsversuchskaninchen hat etwas Ungewöhnliches gemacht und ich weiß, dass Sie das interessieren wird. Rufen Sie mich bitte zurück und geben Sie mir Bescheid, ob Sie demnächst in New York sind.«
    Ich legte auf und ging die Schreibtischschublade noch einmal durch. Das einzige Nützliche, was darin lag, war das Vergrößerungsglas. Wenn ich mir etwas genauer aus der Nähe anschauen wollte, verwendete ich meine Kamera. Sie hatte ein mächtiges Teleobjektiv, die Geißel aller Ehebrecher. Vielleicht hatte die Lupe ausgereicht, um die Vermutung auszuschließen, die mir zu der Zeit gekommen war. Ich ging das |107| Tagebuch von vorn bis hinten durch und las dabei nicht die Worte, sondern untersuchte die Seiten. Es war nichts Ungewöhnliches oder Außerordentliches zu finden. Ich konnte nicht entdecken, was mir beim ersten Mal ins Auge gefallen war, oder es war einfach nicht da.
    Ich lehnte mich auf meinem Stuhl zurück und beobachtete das Tageslicht, das von außen durch die Jalousien drang. Der alte Klappzahlenwecker auf meinem Schreibtisch zeigte sieben Uhr. Es gab nichts, was ich im Moment mit dem Tagebuch hätte anfangen können; die Schrift verschwamm mir vor den Augen, wenn ich sie ansah. Ich musste eben hoffen, dass das, was ich gesehen hatte, mir ein zweites Mal auffallen würde. Meine Sorge wegen des unerklärlichen Anfalls wurde fast noch von meinem Ärger übertroffen. Es hatte bei der Suche nach Isaac einen Durchbruch gegeben, aber ich hatte keine Ahnung, worin der bestand.
    Ich versteckte das Tagebuch und ging duschen. Dann kochte ich mir einen Kaffee und zog ein frisches Hemd und meinen besten Anzug an. Es war Zeit für die Kirche.
     
    Isaacs Gotteshaus lag am Rande von Rutherford, New Jersey, in unmittelbarer Nähe der Route 3.   Mit einem Taxi hätte ich vor den anderen Kirchgängern komisch ausgesehen, und so nahm ich mir für den Tag einen Mietwagen und fuhr selbst. Eine der Forderungen, die ich dem FBI gestellt hatte, war, dass man mir meinen Führerschein zurückgab. Ich hatte mehrere Scheinargumente angeführt, wie wichtig es sei, mich unauffällig und schnell zu bewegen, falls die Behörden nach mir suchten. Das FBI machte wegen des Führerscheins ein größeres Theater als wegen der Medikamente, aber letzten Endes gaben sie mir beides.
    Von der Straße sah die Kirche aus wie ein Nullachtfünfzehn-Einkaufszentrum, das an der Zitze des Highway-Systems nuckelt. Sie war ein zweigeschossiger Bau aus Stahl und |108| Glas, an dessen Seite große Schilder für die Unternehmen im Inneren angebracht waren. Was sie von einem Einkaufszentrum unterschied, war ein vier Stockwerke hohes Kreuz, das einsam aus dem Betonmeer des Parkplatzes aufragte. Es war viel los und ich musste eine Weile suchen, bis ich einen Stellplatz fand.
    Bevor ich aus dem Wagen aussteigen konnte, läutete mein Handy.
    »Felix?«, sagte Faye. »Entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie anrufe, aber es sind jetzt schon ein paar Tage und   …« Sie brach ab.
    »Ich hätte mich früher bei Ihnen melden sollen«, sagte ich. »Ich habe es immer wieder aufgeschoben, bis ich etwas hätte, was ich Ihnen berichten könnte.«
    »Dann gibt es also nichts Neues«, meinte Faye. Sie klang eher enttäuscht als traurig. »Waren Sie in seinem Zimmer?«
    »Ich habe den Hausverwalter dazu gebracht, mich hineinzulassen«,

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