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Boeses mit Boesem

Boeses mit Boesem

Titel: Boeses mit Boesem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
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sagte ich. »Sie hatten recht. Das Haus ist eine Müllkippe. Isaac hatte dort definitiv ein Zimmer gemietet, aber ich bezweifle, dass er oft dort war.«
    »Woher wissen Sie, dass er überhaupt dort war?«
    »Ich habe ein paar persönliche Sachen gefunden   …«
    »Persönliche Sachen?« Die Worte konnten das Gewicht von Fayes Hoffnungen und Befürchtungen nicht tragen.
    »Nur ein paar alte Kleider und so«, sagte ich. »Außerdem habe ich sein Kriegstagebuch gefunden.«
    »Meinen Sie, das wird Sie weiterbringen?«
    »Alles, was darin steht, ist mindestens zehn Jahre alt.« Von meinem vergessenen Heureka-Moment würde ich ihr erst erzählen, wenn ich wusste, worum es dabei gegangen war. »Es sind doch erst ein paar Tage«, sagte ich, als sie das Schweigen nicht unterbrach. »Ich bin sicher, dass noch irgendetwas auftaucht.«
    |109| »Sie haben recht«, sagte sie. »Es tut mir leid, ich hätte Sie nicht anrufen sollen.«
    »Schon gut«, gab ich zurück. »Ich besuche jetzt gleich Isaacs Pfarrer. Ich gebe Ihnen Bescheid, falls er irgendetwas sagt.«
    »Natürlich«, meinte Faye. Ihre Stimme war nur noch etwa halb so laut wie zu Beginn des Gesprächs. »Danke, Felix.«
    »Wir reden bald wieder miteinander«, sagte ich und legte auf. Ich atmete tief durch. Ich wäre überall lieber hingegangen als in eine Kirche.
    Gemeindemitglieder versammelten sich zum Zehn-Uhr-Gottesdienst. Die Menschen, die an mir vorbeigingen, waren eindeutig brave Bürger. Es gab viele junge Familien im Sonntagsstaat, eine Tradition, die wieder aufgelebt war. Mein Anzug hielt mit den Sakkos und Chinos, die viele Männer mit förmlicher Kleidung verwechselten, ohne weiteres Schritt.
    Unmittelbar hinter der Eingangstür waren ein paar Geschäfte. Es gab eine Reinigung, eine Drogerie und einen Geldschalter, wo man Schecks einlösen oder einen Kredit bis zum nächsten Zahltag aufnehmen konnte und ausländische Währungen bekam. Alle hatten Schilder im Fenster, die verkündeten, dass es sich um »Christliche Unternehmen« handelte, auch wenn nicht erklärt wurde, was das bedeutete. Ich wünschte, ich hätte ein paar Hemden mitgebracht, nur um zu sehen, ob Kleidungsstücke, die mithilfe des HERRN gereinigt wurden, anders rochen als normale.
    Rotwangige Jungs in der Uniform der Söhne Davids flankierten die Flügeltüren, die zum Hauptsaal führten. Nach dem, was im Starlight passiert war, unterdrückte ich das Bedürfnis, mich nach ihnen umzudrehen. Diese Söhne Davids lächelten einfach nur jeden an, der hereinkam, und begrüßten die meisten Kirchgänger mit dem Vornamen. Ich schloss mich einer größeren Gruppe an und bemühte mich, fromm auszusehen.
    |110| »Sir«, sagte einer der Söhne Davids und berührte mich lächelnd an der Schulter.
    »Ja?«
    »Sie sind neu hier, nicht wahr?«, fragte der junge Mann. Ich erwartete, dass er mich auffordern würde, meine Papiere zu zeigen, doch stattdessen hielt er mir die Hand hin. »Ich bin Hank.«
    »Fred«, sagte ich und ergriff seine Hand.
    »Fred, würde es Ihnen etwas ausmachen, nach oben auf den Balkon zu gehen?«, fragte Hank. »Im Erdgeschoss ist es ein bisschen voll.«
    »Kein Problem«, antwortete ich und folgte seiner ausgestreckten Hand zur Treppe.
    Ich schätzte, dass in dem Saal Raum für etwa fünftausend Menschen war. Ich blickte über den Rand des Balkons und sah, dass der größte Teil des Erdgeschosses bereits voll war. Wir saßen auf Logenplätzen, wie es sie in jedem Kino des Landes gibt. Der Saal war so angelegt, dass der Blick automatisch zu einem Podium an der einen Querseite wanderte. Die Augen wurden von der gläsernen Tribüne angezogen, auf der ein Goldkreuz prangte. Unmittelbar dahinter waren die Sitze für den Chor und zu beiden Seiten blickte je eine riesige amerikanische Fahne herab. Im Moment war das Podium leer, abgesehen von der Band, einem Quintett, das die Kirchengemeinde mit Kirchenliedern und ein paar populären klassischen Stücken unterhielt.
    Ich wollte gerade ein Gespräch mit dem Patriarchen einer großen Familie neben mir beginnen, als die Musik plötzlich doppelt so laut spielte. Alle standen auf und ich beeilte mich mitzumachen. Sie sangen »The Lord is my Shepherd«, überwiegend ohne Gesangbuch. Ich bewegte die Lippen und bemühte mich, nicht zu sehr aufzufallen.
    Eine Prozession kam den Mittelgang hinunter. Einem Jungen, der eine Bibel hochhielt, folgten zwei Reihen von Leuten |111| in weißen Gewändern, die der Chor sein mussten. Hinter ihnen kamen Reverend

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