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Boeses mit Boesem

Boeses mit Boesem

Titel: Boeses mit Boesem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elliott Hall
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sein.«
    »Ich bin nicht nachtragend«, erklärte ich. »Sie müssen mir glauben, wenn ich Ihnen sage, dass ich bisher von nichts dergleichen gehört habe. Ich weiß, dass Sie jetzt nicht mehr zum engeren Kreis gehören, aber ich bin nicht gerade der beste Freund der Ältesten.«
    »Sie werden uns sagen, wer das macht, und zwar sofort.«
    Ich nahm einen Geruch in der Luft wahr: heißer Teer. In der Nähe musste wohl eine Straßenbaustelle sein. Ich überlegte, ob ich um Hilfe rufen sollte, bis ich einen Mann mit einem dampfenden Kübel und einem Kopfkissenbezug in die Gasse treten sah. Der Mann – klein, verlebt und wie ein obdachloser Verkaufsgebietsleiter gekleidet – stellte den Kübel mit Teer ab und öffnete den Kopfkissenbezug. Der war voller Federn.
    »Das soll wohl ein Scherz sein«, sagte ich.
    Der Mann, der mich befragt hatte, beobachtete mich, wie ich ihm beim Umrühren des Teers mit einem Stock zusah. »Vielleicht sind Sie nicht nachtragend, Strange, aber wir schon. Dass Sie White getötet haben, hat uns unsere Lebensgrundlage |137| geraubt. Manche von uns haben den Kerl sogar gemocht. So oder so sind Sie uns etwas schuldig. Es gibt für uns zwei Möglichkeiten, die Schuld einzutreiben.« Er hielt mir den Stock unter die Nase und der heiße Teer versengte mir das Gesicht. Noch ein paar Zentimeter und er würde mir die Haut abziehen. »Sie sagen uns etwas, das uns weiterbringt, und wir lassen Sie nach einer Tracht Prügel laufen. Oder Sie kooperieren nicht, dann haben wir hier einen Haufen Federn.« Er schwang den Stock vor meinem Gesicht. Die anderen lachten.
    »Ich weiß nicht, in welchem Jahrhundert wir Ihrer Meinung nach leben«, sagte ich, »aber Sie werden mich nicht hier mitten auf der Straße teeren und federn.«
    »Sehen Sie irgendjemanden, der mich hindern würde?«
    Der Knall der Schrotflinte erschreckte den Mann, der mich festhielt, so sehr, dass er mich beinahe in den Teer fallen ließ. Am Eingang der Gasse stand Jack Small. Er hielt eine Schrotflinte auf den Anführer gerichtet, aber so eng, wie es hier war, würde er mit einem Schuss beinahe jeden treffen.
    Ich hatte Jack nicht mehr gesehen, seit jene geheimnisvollen Männer letztes Jahr versucht hatten, uns zu töten. Es war eine Freundschaft, die nur so lange gewährt hatte, wie wir beschossen worden waren. Ich hatte nicht gefragt, was Jack machte, und wollte in nichts verwickelt werden, und er hatte deutlich gemacht, dass dieses Gefühl auf Gegenseitigkeit beruhte. Ich konnte mir sein plötzliches Auftauchen etwa so gut erklären wie das der Männer, die mich der Gerechtigkeit halber zu federn drohten.
    Neben Jack stand ein Mann, den ich schon einmal gesehen hatte. Er war schwarz und Ende vierzig. Sein Schnauzbart, dicht und grau wie Stahlwolle, half meinem Gedächtnis auf die Sprünge. Er war in der Veteranenspelunke, wo ich mit Jack einen Drink genommen hatte, der Barkeeper gewesen. Alle hatten ihn Cal genannt.
    |138| »Okay, ihr Scheißkerle, hört zu«, sagte Cal. »Ihr könnt jetzt hübsch hintereinander aus der Gasse verschwinden oder hierbleiben und auf die Bullen warten. So oder so lasst ihr die Finger von Strange.«
    Von einem Willensduell konnte keine Rede sein. Kaum hatte Cal geendet, zogen sie auch schon in einer Reihe davon. Der Mann, der mich festhielt, ließ mich so schnell los, dass ich fast wieder hingefallen wäre. Dieses Rudel Hunde wusste genau, wann es einem Wolf gegenüberstand.
    »Ich bin Ihnen was schuldig«, sagte ich, als die unverletzten Ex-Rollers weg waren. Die anderen beiden lagen noch immer auf dem Boden; keiner ihrer Freunde hatte daran gedacht, sie beim Rückzug mitzunehmen. Ich versuchte, stehen zu bleiben, und war beinahe erfolgreich. Jack und Cal stützten mich.
    »Immer mit der Ruhe«, sagte Jack. »Die haben Sie ganz schön fertiggemacht.« Sie legten mich wieder auf den Boden. »Tut uns leid, dass wir es Ihnen nicht bequemer machen können, aber offiziell waren wir niemals hier.«
    »Wo?«, fragte ich. Mein Kopf drehte sich.
    Der halbe Himmel verschwand, als sich Cals kahler Kopf wie ein Planet in mein Gesichtsfeld schob. »Kommen Sie in drei Tagen um zwölf Uhr mittags in die Grand Central Station, Gleis sechzehn«, flüsterte er mir ins Ohr. »Dann werden wir Ihnen sagen, was Sie wissen müssen.«
    Dann war der Himmel wieder ganz da und ich hörte Sirenen in der Ferne. Jack und Cal waren verschwunden.

|139| 7
    Das Krankenhauszimmer, in dem ich aufwachte, war besser, als ein unversicherter Depp

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